«Chilchacher»
13.04.2021 GesellschaftZur Belebung der Demokratie
«Lasst uns einfach arbeiten; wir werden die Resultate unserer Arbeit zu gegebener Zeit vorlegen.» Dies ein Satz, der in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die geplante Überbauung des «Chilchachers» Tenniken ...
Zur Belebung der Demokratie
«Lasst uns einfach arbeiten; wir werden die Resultate unserer Arbeit zu gegebener Zeit vorlegen.» Dies ein Satz, der in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die geplante Überbauung des «Chilchachers» Tenniken gefallen ist. Im Idealfall wird dem Souverän ein fertiges Überbauungsprojekt vorgelegt, zu dem die Bevölkerung Ja oder Nein sagen darf. Kosmetische Veränderungen dürfen noch eingebracht werden, nachdem die wichtigen Entscheidungen von Investoren, Landbesitzern und Behörden gefällt wurden.
Hätte sich das «Chilchacher Komitee» nicht von Anfang an eingemischt, wäre ein fixfertiger Quartierplan serviert worden. Bevor der Schleier gelüftet wird, halten sich die an der Planung beteiligten Instanzen bedeckt. Geheimhaltung wird von allen in das Bauprojekt involvierten Beteiligten verlangt. Sickert dann doch das eine oder andere durch, werden unterschiedliche Vernebelungsstrategien angewendet, um ja keine öffentliche Diskussion entstehen zu lassen.
Ständig sich ändernde Informationen machen die Runde, was den Umfang des Bauvorhabens betrifft. Von Siedlungsdruck ist die Rede, obwohl im Dorf seit längerer Zeit nicht wenige Wohnungen leer stehen. Ist es nicht seltsam, dass ein Komitee, das explizit eine Überbauung ablehnt – mit knapp 300 Petitionsunterschriften mit derselben Forderung im Rücken – eingeladen wird, als Zuschauer die Entwicklung von Überbauungsvarianten zu begleiten? Der Schein demokratischer Prozedur wird gewahrt. Ob es sinnvoll und zeitgemäss ist, einen historisch gewachsenen Freiraum mit grossem ökologischem Potenzial mitten im Siedlungsgebiet zuzubetonieren, dieser Auseinandersetzung geht man aus dem Weg. Warum übergeht sie die beiden Gutachten der Stiftungen Landschaftsschutz Schweiz und «EspaceSuisse», die beide zum gleichen Schluss kommen, dass dieses Stück Landschaft unbedingt erhalten bleiben sollte?
Würde es der Stiftung nicht besser anstehen, sich zu beteiligen an einer Trendwende, die längst eingesetzt hat? Nicht nur Kulturland, nicht nur Insekten und Pflanzenarten verschwinden vor unseren Augen; auch öffentliche Räume gehen den Dörfern in zunehmendem Masse verloren. Hier bestünde die Möglichkeit, einen neuen öffentlichen Raum zu schaffen. Das wäre ein substanzieller Beitrag zur Belebung unserer Demokratie.
Kaspar Geiger, Tenniken