Flugzeugflotte ist im Dorfkern gelandet
11.03.2021 Bezirk Sissach, Gelterkinden, Wirtschaft, PorträtAviatik-Fan Reto Gasser zeigt seine Sammlung in der Galerie «Sicht der Dinge»
Die spezielle Leidenschaft für die Aviatik wurde bei Reto Gasser in seiner Kindheit angefacht und führte ihn zu seinem Beruf. Als Sammler von diversen Modellen, stellt er diese in Gelterkinden ...
Aviatik-Fan Reto Gasser zeigt seine Sammlung in der Galerie «Sicht der Dinge»
Die spezielle Leidenschaft für die Aviatik wurde bei Reto Gasser in seiner Kindheit angefacht und führte ihn zu seinem Beruf. Als Sammler von diversen Modellen, stellt er diese in Gelterkinden aus.
Christian Roth
In der Galerie «Sicht der Dinge» stellt der Architekt Andreas Tobler sein Schaufenster für Kunstschaffende und andere zur Verfügung. Etliche können sich da präsentieren. So auch Reto Gasser, bald 55-jährig und wohnhaft in Rickenbach. Vorher wohnte er rund 20 Jahre lang in Gelterkinden. Seine Exponate, Flugzeuge – die meisten sind Steckmodelle –, werden in Gelterkinden seit drei Wochen präsentiert. Vor Ort und virtuell.
Gassers Geschichte beginnt so: Als 10-Jähriger bekam er von seinem Vater ein Gadget geschenkt. Ein Miniflugzeug aus Metall. Eine DC-10-30 der Swissair. Der Vater (87) war damals Polizist in Basel-Stadt und 1976 als Sicherheitsbeauftragter, auch «Tiger» genannt, auf dem Streckennetz der Swissair eingesetzt.
Die Leidenschaft
Mit diesem Teil verbindet Gasser eine Leidenschaft. So ist das Miniflugzeug auch etwas ramponiert. Es wurde von ihm intensiv als Spielzeug benutzt. Bald war für Klein Reto klar: «Meine Berufung ist der Luftverkehr.» Seine Ausbildung in der Aviatik ist nur die logische Schlussfolgerung. Will heissen, er genoss eine Ausbildung als Luftverkehrsangestellter. Am Check-in und im Ticketing. Bei Ladeplanung und -berechnung sowie im Frachtbereich. Auch Kundenbeziehungen, Reservationszentrale und die Überwachung der Flugbewegungen waren Bestandteil von Gassers Ausbildung. Um zur Ausbildung zu gelangen, flog er rund 650 Mal zwischen Basel und Zürich.
Doch wie kommt jemand zu so einer Sammlung? Da Gasser für Swissair, Crossair, Swiss International Air Lines, Flughafen Zürich und Helvetic Airways gearbeitet hat, kannte er nun wirklich Hinz und Kunz. Und seine Kolleginnen und Kollegen wussten um seine Leidenschaft. So bekam er immer wieder die neuesten Modelle. Allesamt geschenkt.Gekauft hat er keines. Auf Ricardo oder einer anderen Kaufplattform würde er nie etwas kaufen oder ersteigern.
Die Modelle wurden vor allem hergestellt für Reisebüros, die diese für die Fluganbieter als Werbung präsentierten. Doch jedes Flugzeug hat seine eigene persönliche Geschichte. So gibt es nur 50 Exemplare der 737-700-Jubiläums-Sonderlackierung der ehemaligen Fluglinie «Germania». Ein Besitzer überliess Reto Gasser sein einziges Flugzeug. Einfach so, weil es sich rumgesprochen hatte, dass der Oberbaselbieter ein Sammler ist.
Die Schönheit
Welches ist sein schönstes Flugzeug? Kaum darauf angesprochen, holt er es aus dem Schaufenster. Ein Modell einer DC-9, auch als MD-81 bezeichnet. «Dies ist das genialste Flugzeug aller Zeiten. Die Triebwerke am Rumpf hinten und Platz für 150 Gäste», sagt Gasser. Das Besondere sei, dass keine Andockung für die Passagiere nötig sei. Die eingebauten Treppen öffnen sich nach der Landung auf der Längsachse vorne und hinten.
Gassers Exemplare haben keinen besonders hohen finanziellen Wert. «Nicht viel. Die normalen ‹Plastikvögel› werden mit 10 bis 15 Franken bewertet», sagt Gasser, «die speziellen Exemplare schon höher.» Doch seine Leidenschaft für die Flieger bedeutet, dass diese nicht verkauft werden. Früher waren die Flugzeuge in seiner Wohnung omnipräsent. Heute werden nur noch ausgewählte ausgestellt. Der Rest der Sammlung wird in Kisten gelagert. Was auch nach der Ausstellung im «Sicht der Dinge» mit den Fliegern geschehen wird.
Die eigene Airline
Und ja, da gibt es noch diese Geschichte. Gasser war Mitbegründer der «Helvetic Airways». Nicht als Geldgeber, sondern mit seiner fachlichen Kompetenz. Doch die magenta (pinken) «Vögel» sind schon Geschichte. Auch diese Fluggesellschaft hat sich farblich an das viele Weiss angeglichen. Gasser verewigte sich mit einer guten Idee. Der Namenszug wurde im Gegensatz zu anderen Airlines nach hinten versetzt. Sodass er noch lesbar war, wenn die Gangway andockte. Wegen der Fototouristen.
Seit einigen Jahren hat Gasser mit einem Partner eine eigene Firma. Sie heisst «2assistU». Und wer will es ihm verdenken: Auch sie hat mit Flugverkehr zu tun. Das Unternehmen ist in den Bereichen Aviation Security, Notfall- und Krisenmanagement für Airlines, Flughafendienstleister und Flughäfen unterwegs.
Die virtuelle Vernissage und Ausstellung findet man unter:www.magazin-bl.ch/sicht-der-dinge