Die Pflicht macht den Unterschied
07.01.2021 Gemeinden, RegionJuli und August | Masken im ÖV, kaum Bundesfeiern und der Kanton rüffelt eine Bürgergemeinde
Sebastian Schanzer
Es war eine leidige Debatte im Hochsommer: Sollten im öffentlichen Verkehr nun Masken getragen werden oder nicht? ...
Juli und August | Masken im ÖV, kaum Bundesfeiern und der Kanton rüffelt eine Bürgergemeinde
Sebastian Schanzer
Es war eine leidige Debatte im Hochsommer: Sollten im öffentlichen Verkehr nun Masken getragen werden oder nicht? Der Bundesrat begnügte sich mit einer unverbindlichen Empfehlung, bei engen Verhältnissen doch die Maske zu tragen – die Mehrheit der Passagiere schlug sie in den Wind. Gleichzeitig war schweizweit ein Anstieg der Coronavirus-Fallzahlen zu beobachten.
Das Bild in den Zügen und Bussen änderte sich ab dem 6. Juli allerdings abrupt: Es herrschte neu eine Maskentragpflicht im öffentlichen Verkehr und Herr und Frau Schweizer hielten sich plötzlich daran. Das merkte auch der Sissacher Apotheker Marco Gonçalves. Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Tragepflicht stürmten die Menschen in seine Apotheke und deckten sich mit Masken ein.
«Aadie Breesis»
Die Stimmungslage bei der Bevölkerung bezüglich der Pandemie war indes zuversichtlich im Sommer. Die Fallzahlen bewegten sich auf vergleichsweise tiefem Niveau und der Sissacher Gemeindepräsident Peter Buser stellte bereits Gedankenspiele an, unter welchen Bedingungen der Sissacher Herbstmarkt durchgeführt werden könnte.
Andere «Breesis» wussten da bereits, dass sie sich zumindest als Behördenmitglieder nicht mehr mit der Pandemiebewältigung auseinandersetzen müssen. Altgediente Amtsträger wie Christine Mangold (Gelterkinden), Paul Richener (Nusshof) oder Michael Kunz (Zunzgen) gaben Ende Juni ihren Sitz in der Exekutive ab und schauten mit der «Volksstimme» noch einmal zurück auf ihre Amtszeit. Wer dereinst Christine Mangold beerben soll, war in Gelterkinden lange unklar. Erst nach Ablauf der Frist für Kandidaturen fürs Gemeindepräsidium konnte die «Volksstimme» vermelden: Der neu in den Gemeinderat gewählte Peter Gröflin (EVP) übernimmt das Ruder.
Im Unklaren befand sich diesen Sommer aber auch anderes – zum Beispiel die Durchführung von Bundesfeiern in den Baselbieter Gemeinden. Während der Oltinger Metzger Thomas Rickenbacher im Vorfeld des 1. August gegenüber der «Volksstimme» noch klarstellte: «Der Chlöpfer ist keine Abfallverwertungswurst», sagte eine Gemeinde nach der anderen die Feier ab. Zu aufwendig die Organisation – inklusive Schutzkonzept –, zu gross das Risiko, einen sogenannten Superspreader-Anlass zu veranstalten. Lediglich drei kleine Gemeinden im Oberbaselbiet rangen sich durch und feierten den Geburtstag der Schweiz: Hemmiken, Arboldswil und Ramlinsburg. Dass sich dabei Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben, ist zu bezweifeln. Jedenfalls ist keine entsprechende Meldung an die Öffentlichkeit gelangt.
Kanton befiehlt Einbürgerung
Auch die Gemeinde Bubendorf verzichtete auf eine Bundesfeier. Und selbst wenn eine stattgefunden hätte, Hamdi Halili hätte wohl nicht daran teilgenommen. Dem einbürgerungswilligen Kosovaren wurde vor Jahresfrist zum zweiten Mal von der Bubendörfer Bürgergemeinde der Schweizer Pass verwehrt.
Das blieb nicht ohne Konsequenzen: Der Baselbieter Regierungsrat erteilte dem Bürgerrat Mitte August einen ungewohnt deutlichen Rüffel und wies die Behörde an, das Einbürgerungsbegehren unverzüglich zu genehmigen. Das Verfahren mit der Abstimmung der Bürgergemeindeversammlung habe erneut gegen rechtsstaatliche Prinzipien verstossen.