AUSGEFRAGT | SACHA KUNZ, AUSWANDERER, LÄUFELFINGEN/DORUM
08.01.2021 Bezirk Sissach, Läufelfingen, Gesellschaft«Ich wollte hier nicht in Quarantäne»
Vor einem Jahr lief die SRF-Sendung «Auf und davon» mit der Familie Kunz in einer Hauptrolle. In «Auf und davon 1 Jahr danach» ist der älteste Sohn Kevin an die Nordsee nachgezogen. Mit ihm kann die Familie nun einen zweiten ...
«Ich wollte hier nicht in Quarantäne»
Vor einem Jahr lief die SRF-Sendung «Auf und davon» mit der Familie Kunz in einer Hauptrolle. In «Auf und davon 1 Jahr danach» ist der älteste Sohn Kevin an die Nordsee nachgezogen. Mit ihm kann die Familie nun einen zweiten Imbisswagen betreiben.
Anouk Jordi
Herr Kunz, Sie leben nun schon seit fast zwei Jahren an der Nordsee. Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie?
Sacha Kunz: Uns geht es sehr gut. Bisher sind wir glücklicherweise alle vom Coronavirus verschont geblieben. Ich hoffe, dass das auch weiterhin so bleibt.
Ihr ältester Sohn Kevin ist vor etwa vier Monaten nun doch noch aus der Schweiz nachgekommen. Hat er sich bereits eingelebt?
Ihm geht es ebenfalls sehr gut. Er hat sich unterdessen bei uns im Geschäft eingearbeitet und macht Fortschritte. In unserem neu gekauften, kleineren Imbisswagen ist er bereits voll integriert.
Genau vor einer Woche lief auf SRF die Sendung «Auf und davon 1 Jahr danach». Wie gefiel Ihnen diese Folge?
Es kamen viele alte Geschichten, die wir für die Sendung von vor einem Jahr gedreht hatten. Das hat mich etwas erstaunt. Denn wir haben in diesem Jahr trotz Corona doch relativ viel gedreht. Ich würde nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, aber es wurde so wenig von dem neuen Material gezeigt. Es kamen mehrheitlich Ausschnitte der ersten sieben Folgen, die bereits erschienen waren.
Hat die Pandemie die Dreharbeiten erschwert?
Die einzige Schwierigkeit war, dass das Fernsehteam aus Zürich nicht kommen konnte. Im Sommer waren sie zwar noch hier, nachher klappte das aber nicht mehr. Dann hat das Deutsche Fernsehen seine Leute geschickt. Das war dann nicht mehr dasselbe. Aufgrund der Corona-Auflagen konnten wir das aber nicht ändern.
Generell war das Jahr 2020 für die meisten nicht einfach. Was war für Sie am schwierigsten?
Schwierig war für uns, dass wir im März unseren Imbisswagen für genau einen Tag geöffnet haben durften. Danach mussten wir ihn coronabedingt wieder schliessen. Damals mussten wir vieles wegwerfen, da wir nur Frisches verkaufen und keine tiefgekühlten Artikel. Das verursachte Kosten und gab uns schon etwas zu denken. Auch über Ostern mussten wir den Wagen geschlossen lassen. Das ausbleibende Ostergeschäft machte uns ein bisschen Angst. Im Mai konnten wir dann Gott sei Dank wieder öffnen. Das restliche Geschäftsjahr ging aber sehr gut über die Bühne. Im Sommer haben viele Deutsche ihre Ferien glücklicherweise in Deutschland verbracht und kamen unter anderem an die Nordsee. Trotz Corona durften wir hier zudem zahlreiche Schweizer begrüssen. Das hat uns sehr gefreut. Jetzt hoffen wir, dass 2021 noch einmal viele Schweizer hierherkommen werden.
Verkaufen Sie nur im Sommer Ihre Würste und Pommes?
Unsere Hochsaison ist von März bis Oktober. Zudem ist Ostern ein Riesengeschäft. Normalerweise ist hier dann alles voll mit Touristen. An Ostern kann man viel aufholen, was man verpasst hat. Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr wieder im März anfangen können. Ich habe dabei aber noch meine Zweifel.
Immerhin lief dann der Sommer.
Ja, der Sommer war perfekt. Dann konnten wir wirklich tolle Umsätze machen. Das war eine kleine Rettung für uns. Die andere Rettung ist das zweite Geschäft, das wir jetzt mit dem kleinen Anhänger haben. Damit können wir sogar in der kalten Jahreszeit Pommes, Würste und neu Raclette verkaufen. So sind wir nicht nur auf die Sommersaison beschränkt. Aktuell dürfen wir den kleinen Imbiss noch betreiben.
Vor einem Jahr konnten wir Sie für ein «Ausgefragt» gerade noch in der Schweiz erwischen, bevor Sie wieder zurückgefahren sind. Waren Sie seither noch einmal in der Schweiz?
Nein. Ich, die Kinder und ihre Grossmutter sind nie mehr in die Schweiz gefahren. Meine Frau und Kevin gingen für ein paar Tage zurück. Deshalb waren sie bis gestern noch in Quarantäne. Bis kurz vor Silvester waren sie vier oder fünf Tage in der Schweiz.
Wieso sind Sie nie zurückgefahren?
Das ging schon alleine aus geschäftlichen Gründen nicht. Ich wollte hier nicht noch 10 Tage in Quarantäne. Ausserdem wollte ich mich in der Schweiz nicht anstecken. Der entscheidende Punkt war, dass ich den Imbiss hier weiterführen musste. Ich wollte lückenlos weitermachen können, sobald die Festtage vorüber sind.
Haben Sie die Schweiz vermisst?
Auf jeden Fall, ich komme gerne in die Schweiz, wenn ich endlich einmal wieder Zeit habe. Ich möchte auch wieder einmal meine Freunde und Familie besuchen. Über Weihnachten und Silvester war das Fest mit Familie und Freunden stets ein Highlight. Es war für uns ganz neu, dass ich hier an der Nordsee feierte. Für mich ist aber klar: Einmal im Jahr möchte ich sicher in die Schweiz. Vielleicht schaffen wir es im März, das ist aber noch nicht sicher.
Zur Person
ajo. Sacha Kunz hat mit seiner Ehefrau Brigitte und den gemeinsamen drei Kindern bis im Frühjahr 2019 in Läufelfingen gelebt. Dann sind sie an die Nordsee in das deutsche Örtchen Dorum ausgewandert. Die damals 13-jährigen Zwillinge Timo und Noemi kamen mit, der 20-jährige Sohn Kevin blieb im Baselbiet. In Dorum kaufte der 51-jährige Sacha Kunz einen Imbisswagen. Die Familie lebt seither davon. Die SRF-Sendung «Auf und davon» begleitete die Familie 2019 beim Auswandern. Vergangene Woche wurde die Fortsetzung «Auf und davon 1 Jahr danach» ausgestrahlt.