Zwei «vo öis» regieren Basel mit
01.12.2020 Basel, PolitikJürg Gohl
Bis zum 30. Juni des vergangenen Jahres ist sie noch im Gemeinderat von Eptingen gesessen, nun zieht Stephanie Eymann in den Basler Regierungsrat ein. Nachdem sie im ersten Wahlgang das absolute Mehr und damit die definitive Wahl um nur 79 Stimmen verpasst, ...
Jürg Gohl
Bis zum 30. Juni des vergangenen Jahres ist sie noch im Gemeinderat von Eptingen gesessen, nun zieht Stephanie Eymann in den Basler Regierungsrat ein. Nachdem sie im ersten Wahlgang das absolute Mehr und damit die definitive Wahl um nur 79 Stimmen verpasst, gleichwohl aber als Neue für die grosse Überraschung gesorgt hat, belegt sie im zweiten Wahlgang vom Sonntag überlegen den 1. Rang. Mit 31 925 Stimmen kommt die 41-jährige Liberale vor dem SP-Vertreter Kaspar Sutter (29 122 Stimmen) ins Ziel. Sutter ist in Kilchberg aufgewachsen und damit wie Eymann ebenfalls im Oberbaselbiet verwurzelt.
Den siebten und letzten Sitz in der Regierung sicherte sich die 36-jährige Esther Keller von den Grünliberalen mit 28 710 Stimmen auf Kosten des bisherigen Polizeidirektors Baschi Dürr (27 206) von den Freisinnigen. Die FDP scheidet damit aus der Regierung aus, der sie seit Kantonsgründung angehört hat. Verlierer in diesem zweiten Wahlgang sind neben der FDP auch die Grünen sowie die rot-grüne Allianz. Sie büsst nach 16 Jahren Vorherrschaft ihre Mehrheit in der Basler Exekutive ein und muss sich nun vorwerfen lassen, sich auf das Szenario der faktischen Abwahl der grünen Stadtpräsidentin Elisabeth Ackermann nicht vorbereitet zu haben.
Dürr büsste doch über 1500 Stimmen auf Herausforderin Keller ein, die vom Bonus profitierte, für die Linken wie für die Rechten wählbar zu sein. Keine Chance auf einen Sitz hatte die zu links verortete Heidi Mück. Ein Quartett hatte den Sitz in der Basler Regierung bereits vor vier Wochen im ersten Wahlgang geschafft: Die Bisherigen Tanja Soland (SP), Lukas Engelberger (CVP beziehungsweise «Mitte»), Conradin Cramer (LDP) und als einziger Neuer Beat Jans. Der bisherige SP-Nationalrat schnappt dafür Stephanie Eymann das Regierungspräsidium weg. Nach dem ersten Wahlgang lag sie noch klar vor der Bisherigen Elisabeth Ackermann und Esther Keller, doch verhinderten die 79 fehlenden Stimmen, dass sie gleich auch noch dieses zweite Ziel erreichte.
Juristin Stephanie Eymann, aktuell die Chefin der Baselbieter Verkehrspolizei und nun erste bürgerliche Frau in der Basler Regierung, zeigte sich am Sonntag überrascht, so glänzend gewählt zu werden, zumal sie nach 20 Jahren im Oberbaselbiet erst seit vergangenem Jahr nach Basel zurückkehrte und sich dort politisch noch nie in Szene gesetzt hat. «Dieses Resultat hätte ich nie erwartet», sagt sie in einer ersten Reaktion, «zumal ich in Quarantäne steckte und mich nicht mehr gross in den zweiten Wahlgang einschalten konnte.»
Sutters Zwiespalt
Bereits im Vorfeld der Basler Wahlen sagte sie in einem «Volksstimme»- Interview mit Blick zurück auf ihr Mandat im Gemeinderat von Eptingen, dass es ihr die Gewissheit vermittelt habe, eine ausgesprochene Exekutivpolitikerin zu sein. Dabei strich sie auch hervor, dass sie wegen ihrer aktuellen Stelle mit dem Betrieb einer kantonalen Verwaltung bereits bestens vertraut sei.
Der 45-jährige Kaspar Sutter freut sich in einer ersten Reaktion über seine sichere Wahl. Er weist darauf hin, dass damit seine Partei nach drei SP-Abgängen aus der Regierung – erst Eva Herzog, dann Christoph Brutschin und Hans-Peter Wessels – ihre Sitze behalten konnte. «Aber», so sagt Sutter weiter, «es ist für uns bitter, die rotgrüne Mehrheit eingebüsst zu haben.»