Wenn Car-Reisen glücklich machen
31.12.2020 Bezirk Sissach, WintersingenDie Sägessers waren während 65 Jahren auf einer Wellenlänge
Seit ihrer Gründung vor 65 Jahren hat sich die Sägesser Reisen AG zum Erfolgsgarant entwickelt. Die Gründe sind vielfältig, an vorderster Stelle aber stehen Vielfalt und Qualität der Reiseangebote. Dies soll auch nach der ...
Die Sägessers waren während 65 Jahren auf einer Wellenlänge
Seit ihrer Gründung vor 65 Jahren hat sich die Sägesser Reisen AG zum Erfolgsgarant entwickelt. Die Gründe sind vielfältig, an vorderster Stelle aber stehen Vielfalt und Qualität der Reiseangebote. Dies soll auch nach der Geschäftsübergabe so sein.
Elmar Gächter
«Als Kunden verreisen, als Freunde zurückkehren.» Mit diesen Worten spricht Bruno Sägesser einen der erfolgreichsten Vorsätze an, die sich das Baselbieter Unternehmen Sägesser Reisen AG auf die Fahne geschrieben hat. Zigtausende von Reisefreudigen werden dies ohne Wenn und Aber bestätigen können. Ob eine einfache Tagestour in die Schweizer Bergwelt, ob eine mehrwöchige Erlebnisreise ans Nordkap oder in die USA, stets hegten viele der Teilnehmenden nach ihrer Rückkehr in den Alltag den Wunsch, gleich wieder einen kürzeren oder längeren Ausflug mit Sägesser Reisen zu buchen. Nun übergeben die Urheber dieser Glücksmomente ihr Unternehmen in jüngere Hände.
«Nein, in den Betrieb einsteigen wollten wir auf keinen Fall», erinnern sich Ruth Camponovo und ihre Schwester Edith Sägesser an ihre Teenagerzeit. Ganz anders ihre beiden Brüder. «Wir haben bereits als Buben die Fahrzeuge gewaschen und wären schon damals am liebsten Car gefahren. Aber die Eltern wollten, dass wir zuerst einen ‹anständigen Beruf› erlernen», blickt Bruno Sägesser zurück in jene Zeiten, als Vater Ernst neben der Kurslinie Wintersingen–Sissach begonnen hatte, vermehrt Tagesfahrten für Hochzeitsgesellschaften und Vereine anzubieten.
Nach und nach erweiterte sich der Fahrzeugpark um neue Cars und das Programm – im glänzenden Silber gehalten – um Destinationen bis in den hohen Norden. Das Reisefieber erfasste mehr und mehr die Bevölkerung und auch zunehmend die jüngere Generation Sägesser. So stiegen Ernst junior, Bruno, Edith und Ruth sukzessive in das Unternehmen ein. Ein grosser Schock erschütterte 2009 die Familie, als Ernst Sägesser junior erst 54-jährig an einem Herzschlag starb.
«Ohne Kompromisse gehts nicht»
Angesprochen auf die Frage, was ihren Betrieb als Familienunternehmen vor allem auszeichne, meint Edith Sägesser: «Wir haben die gleiche Denkrichtung, die gleiche Wellenlänge. Wir können uns stets auf alle verlassen.» Bruno Sägesser erwähnt das hohe Engagement. «Entstand ausnahmsweise ein personeller Engpass oder hatte das Fahrzeug eines Kollegen eine Panne, sprang man spontan ein und half. Auf unsere Chauffeure konnten wir uns auch in dieser Hinsicht immer voll verlassen.»
Wichtig sei es, dass jeder und jede seinen oder ihren eigenen Bereich bearbeite. Selbstverständlich habe es immer wieder unterschiedliche Auffassungen gegeben. Ging es beispielsweise um die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs, war auch mal Überzeugungsarbeit angesagt. «Und ohne Kompromisse geht es nicht», sind sich alle Mitglieder der Geschäftsleitung bewusst. Remo Camponovo, seit rund zehn Jahren Mitglied der Geschäftsleitung, betont, dass bei Entscheiden die emotionale Seite nicht überhandnehmen dürfe. «Wenn man auf der sachlichen Seite bleibt, findet man sich immer wieder», ist er überzeugt.
Aus der Sicht des abtretenden Leitungsteams ist vor allem das Gesamtpaket entscheidend, das Sägesser Reisen viele Kundinnen und Kunden beschert hat. Die Leute optimal beraten und auf den Reisen gut betreuen, das seien wichtige Voraussetzungen. «Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden stets ein schönes Erlebnis bieten. Denn wenn sie zufrieden heimkommen, buchen sie auch die nächste Reise wieder bei uns», so Bruno Sägesser. Wichtig sei auch, dass man alle Hotels kenne und die Chauffeure angehalten seien, ihre Erfahrung mit den Leistungsanbietern jeweils festzuhalten. «Unsere Chauffeure nehmen ihren Beruf so wahr, als würden sie selbst zur Geschäftsleitung gehören. Sie tragen damit ganz entscheidend zur hohen Qualität unserer Dienstleistungen bei», hebt Ruth Camponovo hervor.
Ohne grösseren Unfall
Millionen von Kilometern waren ihre Fahrer mit der in der Zwischenzeit auf sieben Einheiten angewachsenen, grosszügig ausgestatteten Carflotte auf den Strassen vom hohen Norden bis zum heissen Süden, von Kanada bis nach Russland unterwegs – ohne grösseren Unfall. «Auch wir machen ab und zu Fehler und es ist manchmal auch ein bisschen Glückssache, dass nichts Gravierendes passiert», ist sich Bruno Sägesser, der selber regelmässig einen der Reise-Cars fährt, bewusst.
Ein grosses Kompliment richtet das Führungsquartett an seine Kundinnen und Kunden. «Sie standen stets hinter uns, auch wenn mal etwas schiefgegangen ist», hält Bruno Sägesser fest und erwähnt als Beispiel die Reise nach Russland, als am späten Nachmittag die Grenze von Weissrussland zu Russland plötzlich und unerwartet geschlossen war und das gebuchte Hotel nur über einen Umweg von mehr als 1000 Kilometern erreichbar gewesen wäre. «Zusammen mit unserem Reiseleiter konnten wir unseren Reisenden kurzfristig eine alternative Übernachtungsmöglichkeit bieten und sie am nächsten Tag per Zug nach Moskau reisen lassen.» Kein Einziger der Reisenden habe sich über die Umtriebe beschwert, im Gegenteil sei ihnen die Reise als ganz besonderes Erlebnis in bester Erinnerung geblieben.
Die Pandemie macht auch der Sägesser Reisen AG zu schaffen, viele Reisen mussten abgesagt werden. «Covid-19 hat uns aber auch in die Karten gespielt, denn so konnten wir den Geschäftsübergang sauber aufgleisen», so Bruno Sägesser. Am 1. Januar wird Reto Herzig mit seinem Team die Firma übernehmen. «Dass wir dabei mit der jungen Crew auch grosses Glück haben, ist uns bewusst.»
Die neuen Eigentümer dürfen einen Betrieb übernehmen, der sich in der Region schon längst als einer der besten Reiseanbieter etabliert hat. Dies macht nicht nur die Familie Sägesser stolz, auch die verstorbenen Ernst und Anna Sägesser-Gerber hätten sich dies kaum vorstellen können, als sie im Jahr 1955 von Strengelbach nach Wintersingen gezogen sind. Dorthin, wo die Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm.