IM GEDENKEN
01.12.2020 SissachHans Buser-Moravetz, Sissach
6. November 2020. Just einen Tag bevor er seinen 86. Geburtstag hätte feiern können, ist in Sissach Hans Buser-Moravetz nach kurzer, heftiger Krankheit gestorben. Die Abdankung fand am vergangenen Freitag im engsten Familienkreis ...
Hans Buser-Moravetz, Sissach
6. November 2020. Just einen Tag bevor er seinen 86. Geburtstag hätte feiern können, ist in Sissach Hans Buser-Moravetz nach kurzer, heftiger Krankheit gestorben. Die Abdankung fand am vergangenen Freitag im engsten Familienkreis statt. Seine Frau Maja und die beiden Söhne Martin und André haben in Aussicht gestellt, die Gedenkfeier auszurichten, sobald es die Situation rund um Corona wieder zulässt. Klar ist, dass dann sehr viele Menschen nach Sissach kommen werden, um Hans Buser die letzte Ehre zu erweisen.
«Afrika-Buser»
Wer war dieser Hans Buser-Moravetz, den viele nur den «Afrika-Buser» genannt haben? Mit Sicherheit ein Zeitgenosse, über den es weit mehr zu berichten gäbe als das, was im Buch «Als Schweizer Kaufmann in Ghana» (Basel; 2009) zu erfahren ist. Doch das, was diese Publikation über Hans Buser erzählt, deckt zumindest jene Jahre zwischen 1956 und 1965 ab, die er auf dem Schwarzen Kontinent verbracht hat.
In diesem Buch erzählt er, wie er als Auto- und Maschinenhändler in der «Goldküste» (heute Ghana) gelebt und geschäftet hat. Wie er es dank seiner Neugier, seines unvoreingenommenen und freundlichen Wesens sowie seines Humors Zugang zur Bevölkerung dort gefunden hat, und zu jenen, die eine führende Rolle spielten. Von diesen Begegnungen hat Hans Buser immer wieder gerne erzählt: Zum Beispiel davon, wie er dem ersten demokratisch gewählten schwarzen Präsidenten Afrikas, Kwame Nkruhmah, eigenhändig einen Cadillac hat überbringen dürfen. Oder, wie er bereits 1962 erste Bekanntschaft machte mit dem damals von der Polizei gesuchten südafrikanischen Befreiungskämpfer und späteren Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela (1918–2013). Oder davon, wie er eines Tages zufällig auf die Boxlegende Cassius Clay, alias Muhammad Ali, getroffen ist.
Unvergessen, wie Hans Buser im Februar 2014 im Rahmen des «Volksstimme»-Nachtcafés vor einem grossen, gebannten Publikum aus seinem Leben erzählte und der Abend nicht annähernd reichte, um wenigstens die wichtigsten Anekdoten und Eindrücke zu vermitteln. Er machte an diesem Abend seinem Übernamen «Afrika-Buser» alle Ehre und bewies, weshalb er seinerzeit «vom Afrika-Schweizer-Klub» den Orden «Number 1 Storyteller» erhalten hat. Typisch Hans Buser auch, dass er sich stets und bis zuletzt auf sein «Elefantengedächtnis» hat verlassen können.
Der Neugierige
Am 7. November erblickt Hans als jüngstes von drei Kindern auf dem Hof Voregg unter der Sissacher Fluh das Licht der Welt. Schon als Erstklässler habe er von jedem europäischen Land die Hauptstadt und den längsten Fluss gekannt, heisst es. Zu einem Schlüsselerlebnis werden die Landkarten und Bücher, die Hans auf dem Estrich findet; sie stammen von seinem Onkel Fritz, der als Agraringenieur im Kongo und in Kenia wirkte. Seine Neugier für den Schwarzen Kontinent ist geweckt.
Nach der Bezirksschule in Böckten absolviert Hans Buser eine kaufmännische Berufslehre in der Eisenund Stahlwarenfabrik Sissach – der «Schliffi». Seine erste Stelle tritt er beim Basler Car- und Taxiunternehmen Scheidegger an. 1955 heuert er bei der Unions-Handelsgesellschaft Basel (UTC) an. Ein Jahr später trifft er in Accra ein, um künftig für die UTC mit Autos, Lastwagen und Traktoren zu handeln. Kurz darauf wird die «Goldküste» als erstes Land Afrikas 1957 von der britischen Krone unabhängig. Den Umbruch erlebt er aus nächster Nähe; er schliesst Freundschaft mit der Präsidentenfamilie und weiteren Persönlichkeiten. Damit legt er den Grundstein für Verbindungen und Freundschaften, die bis heute gehalten haben.
Mehr als einmal hat die «Volksstimme» in den vergangenen Jahrzehnten darüber berichtet, wie die Busers Besuch aus Ghana erhalten haben. Kein neuer Botschafter, keine neue Botschafterin in Bern, der/die nicht quasi als erste Amtshandlung Hans und Maja Buser-Moravetz in Sissach besucht hätten. 1992, als er nach langer Zeit wieder einmal in seine zweite Heimat Ghana reist, wird ihm als Zeichen der Freundschaft und Anerkennung um seine Verdienste der Ehrentitel eines Häuptlings verliehen: «Nana Kwaku Toku II, Papayehene of Agogo».
Der Ermöglicher
Die letzten drei Jahre seiner Ghanazeit arbeitet er für die deutsche Firma Henschel, für die er 1965 nach Johannesburg weiterzieht. Auch in Südafrika schliesst er rasch Freundschaften und setzt sich für seine dunkelhäutigen Mitarbeitenden ein. Hier lernt er die junge Zürcherin Maja Moravetz kennen und lieben. Die beiden heiraten und kehren – als kleine Familie mit Söhnchen Martin – 1968 zurück nach Sissach.
Zurück in der Heimat, lässt ihn Afrika nicht los. Noch oft reist er beruflich, aber auch auf Einladung von Freunden, wieder nach Afrika. Doch auch hier in Sissach zeigt sich Hans Busers Gestaltungswille und Drang, Gutes zu initiieren und aktiv mitzuwirken. So engagiert er sich viele Jahre in der Schulpflege (heute als «Schulrat» bekannt), amtet als Präsident der Jugendmusikschule. Als Parteiloser wird er von der damaligen Bürger-, Gewerbe- und Bauernpartei (BGB) portiert. Mit den Schlagworten «zuvorkommend, zuverlässig und weltoffen» wird Hans Buser anno 1975 von «einsichtigen Wählern» zur Wahl als neuer Gemeindeverwalter von Sissach empfohlen. Hier unterliegt Buser dem bisherigen Sissacher Buchhalter Max Rickenbacher-Hufschmid.
Doch ein solcher Rückschlag kann den initiativen Mann mit dem gewinnenden Lächeln und festen Händedruck nicht bremsen: Er mischt sich auf kommunaler Ebene immer wieder konstruktiv ein, setzt sich ein fürs Landschaftsinventar Sissach, engagiert sich für die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Heimatschutz Sissach (AGNHS).
Und nach dem Tod seiner Grosstante Emma Sonntag-Buser (genannt «Bäsi Emmi») wirkt er als Stiftungsratspräsident und lässt 1998 oberhalb der Grossen Allmend die «Zytglogge»- Siedlung entstehen als lebendigen Ort, wo Familien und ältere Menschen gemeinsam leben können. Selber wohnten Hans und Maja Buser seit 1972 in der «Domus»-Siedlung.
Der Wissende
Hans Buser wird all jenen besonders fehlen, die immer wieder auf sein Wissen und sein phänomenales Gedächtnis haben zurückgreifen können. Persönlich habe ich mich oft an ihn gewandt, wenn es darum ging, in Erfahrung zu bringen, was es mit früheren Begebenheiten auf sich hat, welche Geschichte hinter dieser Liegenschaft oder jenem Menschen steckt. Ich habe seinen Wissensschatz ebenso geschätzt wie sein regelmässiges Feedback auf Beiträge, die in der «Volksstimme» publiziert wurden.
Bei diesem Austausch ist auch immer Hans Busers humoristische Seite aufgeblitzt. Dieser Humor, berichtet sein Sohn André, habe ihn bis zum Ende nicht verlassen: Eine Pflegefrau von der Spitex habe ihn gefragt, ob er gern getanzt habe. Weil er selber schon sehr schwach war, habe der Sohn gesagt: «Ja, er hat sehr gerne getanzt – er war lange Jahre in Afrika.» Die Frau habe ihn daraufhin gefragt, was er denn da in Afrika gemacht habe. Da habe Hans Buser gesagt: «Getanzt!»
Ja, dieses Afrika. Das hat ihn nie losgelassen. Davon wird auch ein zweites Buch berichten, das er noch vor seiner Erkrankung in Angriff genommen hat. Es soll sich schwergewichtig seinen Aufenthalten in Ostund Südafrika widmen. Zusammen mit dem Basler Journalisten Ruedi Suter wollen seine beiden Söhne dieses Buchprojekt vollenden.
Hans Buser-Moravetz, ruhe in Frieden.
Robert Bösiger