Solidarität mit Kunstschaffenden
26.11.2020 PolitikNeulich habe ich wieder einmal eine kulturelle Veranstaltung besucht: Mein Mann und ich waren mit Freunden in der Oberen Fabrik in Sissach und durften die Lesung von Charles Brauer geniessen, der uns Gedichte von Erich Kästner vorgetragen hat. Begleitet wurde er vom Pianisten ...
Neulich habe ich wieder einmal eine kulturelle Veranstaltung besucht: Mein Mann und ich waren mit Freunden in der Oberen Fabrik in Sissach und durften die Lesung von Charles Brauer geniessen, der uns Gedichte von Erich Kästner vorgetragen hat. Begleitet wurde er vom Pianisten Günther Brackmann. Wir waren alle fasziniert, dass ein 85-Jähriger in der Lage ist, hochkonzentriert in gepflegter deutscher Sprache fehlerfrei und ohne Versprecher Texte vorzulesen. Auch Pianist Günther Brackmann hat uns mit seinem musikalischen Beitrag sehr beeindruckt. Perfekt organisiert wurde der Anlass von «SissachLive».
Vor der Coronakrise besuchten wir häufig kulturelle Veranstaltungen wie Variétés, Theaterveranstaltungen, Musicals, Opern, Konzerte, Zirkusveranstaltungen und Kunstausstellungen. Wir haben Personen immer sehr bewundert, die uns mit ihrer Kunst und ihren Talenten viel Freude und Ablenkung von unserem Alltag bereitet haben. Wir sind auch Mitglied unseres Vereins Wittikultur (Kulturverein Wittinsburg), der heuer sein 10-Jahre-Jubiläum nicht gebührend feiern konnte und fast alle Aktivitäten abgesagt hat. Nun leben wir in einer Zeit, in der genau diese Leute, die unser Leben mit ihren besonderen Talenten bereichern, Angst um ihre Existenz haben müssen, weil wir aufgrund des Lockdowns keine Veranstaltungen mehr besuchen durften und seit den neuesten Verschärfungen der Covid- 19-Massnahmen wieder massiv eingeschränkt sind. Im Oktober dachte ich noch, dass wir nun wieder öfter kulturelle Veranstaltungen besuchen werden, nun sieht die Situation schon wieder anders aus.
Meine Gespräche mit Veranstaltern und Veranstalterinnen und betroffenen Kulturschaffenden haben ergeben, dass die Organisation von Veranstaltungen mit einem grossen Aufwand verbunden ist. Es wurde viel Zeit in Vorstellungsgespräche, das Knüpfen von Kontakten, technische Abklärungen sowie die Aushandlung der Modalitäten aufgewendet. Nach der perfekten Vorbereitung mussten dann Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen wieder abgesagt werden. Bereits gedruckte Programmhefte und Flyer mussten entsorgt werden, der Lotteriefonds fordert die Gelder für nicht stattgefundene Veranstaltungen teilweise wieder zurück. Oftmals lohnt sich die Durchführung von Veranstaltungen unter Einhaltung der Schutzkonzepte finanziell nicht mehr, da durch die maximale Beschränkung auf 50 Personen nicht mehr genug Ertrag erzielt werden kann.
Besonders beeindruckt haben mich die Abklärungen bei Sam Hagmann. Er konnte die Produktion seines neuen Albums mit seinem Crowdfunding finanzieren und hat festgestellt, dass die Solidarität der Bevölkerung mit Kunstschaffenden vorhanden ist, sofern ein Projekt gut präsentiert wird.
Was kann die Bevölkerung tun, um Kunstschaffende zu unterstützen? Wir können weiterhin Veranstaltungen besuchen, sofern dies möglich ist, Musik kostenpflichtig herunterladen oder ein Buch einer Schriftstellerin oder eines Schriftstellers in der Region kaufen in der Hoffnung, dass sie ihre Texte und Bücher zu einem späteren Zeitpunkt persönlich vorstellen können. Ich denke, dass es in Zeiten, in denen Auftritte nicht möglich sind, besonders wichtig ist, dass wir uns mit den betroffenen Personen solidarisch zeigen.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.