Eine positive Corona-Geschichte
27.11.2020 Bezirk Sissach, Wittinsburg, Bildung, KulturJael Müllers Kurzgeschichte ist Teil eines Sammelbandes
«Positiv!». Die Kurzgeschichte von Jael Müller erscheint mit 49 weiteren Geschichten im Buch «Augenblicke». Der Text der 14-jährigen Schülerin aus Wittinsburg wurde an einem Schreibwettbewerb zum Thema «Corona-Zeit» für das ...
Jael Müllers Kurzgeschichte ist Teil eines Sammelbandes
«Positiv!». Die Kurzgeschichte von Jael Müller erscheint mit 49 weiteren Geschichten im Buch «Augenblicke». Der Text der 14-jährigen Schülerin aus Wittinsburg wurde an einem Schreibwettbewerb zum Thema «Corona-Zeit» für das Werk ausgesucht.
Lisa Zumbrunn
Unter dem Titel «Augenblicke» ist seit vergangener Woche ein Buch mit 50 Kurzgeschichten rund um die Thematik «Corona-Zeit» in den Buchläden erhältlich. Verfasst haben die Texte verschiedene Jungautorinnen und -autoren von der 4. bis zur 9. Schulstufe. Unter ihnen befindet sich die Wittinsburgerin Jael Müller. Die 14-jährige Schülerin trägt mit ihrer Kurzgeschichte «Positiv!» zum veröffentlichten Gesamtwerk bei. Zu diesem Erfolg ist sie via eines im Frühling veranstalteten Schreibwettbewerbs des Verlags «StoryPark» gekommen.
Der Auftrag ist es gewesen, eine Geschichte zur aktuellen Corona-Zeit zu schreiben. Von rund 300 eingereichten Texten gehört Müllers Geschichte zu den 50 besten, die in einem Buch gebündelt wurden. Müller kam durch ihre Lehrerin Anna Schaub auf die Idee, am Wettbewerb teilzunehmen. Schaub leitet auch die schulinterne Internetblog-Gruppe, bei der Jael Müller ebenfalls mitschreibt.
Die 14-Jährige ist eine geübte Textverfasserin. So schreibt sie in ihrer Freizeit regelmässig eigene Geschichten: «Für mich ist das eine tolle Abwechslung zum Alltag», erklärt sie ihr Hobby. Ihr sei es nicht schwergefallen, eine Idee zum vorgegebenen Wettbewerbsthema «Corona-Alltag» zu finden. Die Kurzgeschichte handelt von zwei Freundinnen, die aufgrund eines positiven Corona-Tests für zwei Wochen getrennt sind (siehe Kurzgeschichte nebenan).
Positive Seiten des Lockdowns
Für die Hauptprotagonistinnen liess sich Müller von einer selbst erlebten Freundschaft inspirieren. So kennt sie, wie auch die Person in ihrer Geschichte, ihre beste Freundin seit frühstem Kindesalter. Anders als in der Story hat sie aber keine Corona-Trennung erlebt. Auch wenn die Geschichte einen negativen Aspekt der Pandemie zeigt, sieht die Schülerin auch deren positive Seiten. Während der Schulschliessung im Frühling hätten sie die Möglichkeit erhalten, selbstständiger zu arbeiten und die Umwelt sei weniger belastet worden. «Doch natürlich macht der Unterricht mit meinen Freundinnen und Lehrpersonen vor Ort mehr Spass.»
Der Erfolg beim Wettbewerb bestärkt Jael Müller in ihrem Berufswunsch. Schon seit der zweiten Klasse sei Autorin ihr Traumberuf. Dieses Ziel wird sie auch in Zukunft verfolgen. Sie werde sicherlich weiter Geschichten schreiben, sagt die Schülerin. Nach der gelungenen Teilnahme beim Schreib-Contest stehen die Zeichen für sie schon einmal gut.
EINE KURZ GESCHICHTE VON JAEL MÜLLER
Positiv!
«Positiv», sagte der Arzt zu ihr. «Du bist positiv auf Corona getestet worden.» Kaya brach in Tränen aus. Was sie jetzt bräuchte, wäre eine lange, liebevolle Umarmung von ihrer besten Freundin Ella (mir) – doch das ging jetzt nicht mehr. «Ich fühlte mich seit einiger Zeit krank und wurde jetzt auf Corona getestet. Leider positiv», erzählte Kaya, als wir facetimeten. Ich konnte sehen, wie ihr die Tränen übers Gesicht kullerten. Ich versuchte sie zu trösten, doch ich war selbst am Boden zerstört. Mein Herz zerbrach in tausend Teile.
Kaya und ich sind beste Freundinnen. Wir kennen uns, seit wir kleine Babys waren und sind schon das ganze Leben lang unzertrennlich. Wir haben schon so viel zusammen durchgestanden. Wir haben gute, aber auch schlechte Zeiten erlebt. Wir sind durch Dick und Dünn gegangen. Wir sind immer füreinander da.
Jeden Tag telefonierten wir zusammen. Jedes Mal weinten wir. Jedes Mal hofften wir – hofften wir, dass das alles nur ein Albtraum war. Aber jedes Mal sagten wir uns auch, dass wir schon alles überstanden haben und wir auch das überstehen werden. Wir gaben nie die Hoffnung auf. Wir blieben immer positiv!
(Zwei Wochen später)
Kaya rief mich an und erzählte mir, dass sie am nächsten Tag einen erneuten Test machen würde. «Ich habe schon seit einigen Tagen keine Anzeichen mehr. Vielleicht habe ich es endlich hinter mir», sagte sie aufgeregt.
«Hoffentlich. Ich bin schon ganz gespannt. Ruf mich morgen nach dem Test unbedingt an», antwortete ich ihr.
«Auf jeden Fall. Ich erzähl dir morgen alles.»
(Am folgenden Tag)
Als mein Handy klingelte, nahm ich sofort ab. Ich war richtig zappelig und konnte mich kaum stillhalten. Einerseits war ich glücklich, denn es könnte jetzt alles vorbei sein. Andererseits hatte ich Angst. Wenn sich herausstellen würde, dass sie immer noch positiv ist, würde für sie eine Welt zusammenbrechen.
«Hey!»
«Hey, wie ist der Test gelaufen?», fragte ich mit zitternder Stimme.
Eine Weile lang sagte keiner etwas. Dann holte sie tief Luft und antwortete: «Negativ! Er ist negativ ausgefallen.» Kaya war voller Freude. «Echt jetzt? Es freut mich so sehr, dich nach langer Zeit wieder so glücklich zu sehen.» Mir stiegen Tränen in die Augen. Es waren Freudentränen. «Ja. Ich kann es kaum glauben. Ich weiss gerade nicht, ob ich heulen oder lachen soll», antwortete sie mit begeisterter Stimme. «Ich auch nicht», sagte ich. Doch wir entschieden uns fürs Lachen.
Wir lachten eine Ewigkeit. Endlich ist die glückliche Kaya wieder zurück. Das ist die Kaya, die ich kenne. Das ist die Kaya, die ich sehen will. Das ist die Kaya, die seit 13 Jahren meine beste Freundin ist. «Ich habe das nur überstanden, weil du immer an meiner Seite warst und wir nie die Hoffnung aufgegeben haben. Wir blieben immer positiv!»