Zu Fuss und Huf nach Scuol
08.10.2020 Maisprach, WintersingenSabrina Roth und Raffaela Kalt wandern mit zwei Pferden durch die Schweiz
In 16 Etappen vom Oberbaselbiet ins Unterengadin: Zwei Oberbaselbieterinnen zogen mit ihren Pferden quer durch die Schweiz. Ein Erlebnis der besonderen Art.
Lisa Zumbrunn
Einmal quer durch ...
Sabrina Roth und Raffaela Kalt wandern mit zwei Pferden durch die Schweiz
In 16 Etappen vom Oberbaselbiet ins Unterengadin: Zwei Oberbaselbieterinnen zogen mit ihren Pferden quer durch die Schweiz. Ein Erlebnis der besonderen Art.
Lisa Zumbrunn
Einmal quer durch die Schweiz. Zu Fuss, mit zwei Pferden und nur dem nötigsten Gepäck. Diese Idee realisierten Raffaela Kalt aus Maisprach und Sabrina Roth aus Wintersingen im vergangenen Monat. Vor gut vier Wochen starteten die beiden Freundinnen die 16 Etappen lange Wanderung von Buus bis ins Engadin nach Scuol, mit dabei Raffaela Kalts Pferde Halaika und Stow.
Auf die Idee einer derartigen Wanderung mit den Pferden sind die beiden im vergangenen Frühling gekommen. Gerne wären sie mit den Tieren bis ans Meer, doch liessen sie dies aufgrund der Umstände rund um das Coronavirus bleiben. Stattdessen setzten sie sich San Jon in Scuol als Ziel, wo Sabrina Roth bereits einmal ihre Ferien verbracht hatte.
Eine Woche nach ihrer Rückreise aus dem Engadin ist sie begeistert von den rund dreiwöchigen Ferien mit Raffaela und den Pferden. «Wir hatten während aller Etappen Glück: Das Wetter war durchgehend schön, uns plagten keine Verletzungen oder sonstigen Notfälle und die Wegplanung ist meist aufgegangen.»
Die beiden Frauen haben sich gut auf die Reise vorbereitet. Schlafplätze organisierten sie sich auf Bauernhöfen, die sie vorgängig kontaktierten. So kamen die Freundinnen im Heu, in Gästezimmern oder auf dem Sofa unter. Die Pferde konnten sie ebenfalls auf den Höfen einstellen und mit Wasser, Heu und wenn vorhanden Kraftfutter versorgen. «Die Begegnungen mit den Leuten, die uns empfangen haben, waren sehr schön. Teilweise wurden wir sogar bekocht und uns wurden gute Wandertipps gegeben», beschreibt Roth ihre Erfahrungen der vergangenen Wochen.
Um an Gepäck zu sparen, liessen sie Kochutensilien zu Hause und bestellten an den Abenden ihr Essen zu ihren Unterkünften. Nur einmal ging dieser Plan nicht ganz auf. Nachdem die Frauen den Flüelapass überwunden hatten, konnten sie in Lavin kein Nachtessen besorgen. Da es Sonntagabend war, hatten alle Lieferservices und Läden bereits geschlossen. Glücklicherweise reichte ihr Proviant vom Tagesmarsch aus, um trotzdem mit vollem Magen ins Bett zu gehen.
Die unkomplizierte Einstellung war während der ganzen Reise von Vorteil. Ohne spezielle Vorbereitung der Tiere wagten die zwei Frauen den langen Weg nach Scuol. Durchschnittlich 20 Kilometer wanderten und ritten sie pro Tag, nur einen Ruhetag genehmigten sie sich während der Reise in Pfäffikon. Dort besuchte sie der Hufpfleger, der kurzfristig bestellt werden mussten, da ein Pferd einen neuen Hufschuh benötigte. «In gewissen Sportställen waren die Leute skeptisch, dass wir mit den Pferden so weit kommen können», sagt Sabrina Roth. Die Pferde hätten sich jedoch sehr schnell an den Rhythmus und das Laufen entlang der Strassen gewöhnt.
Spontanität gefragt
Kurzfristige Routenänderungen trafen die beiden Oberbaselbieter Wanderinnen jeweils am Vorabend. «Die Leute auf den Höfen kennen ihre Region sehr gut. Wir stellten fest, dass es sich lohnt nachzufragen, ob eine Route ideal ist. So konnten wir grosse Umwege vermeiden.» Mit dieser Taktik gelangten die beiden Frauen nach 17 Tagen nach Scuol, wo sie 5 Tage verweilten. Sabrina Roth ist nun wieder zurück in Wintersingen, ihre Kollegin Raffaela und die beiden Pferde sind immer noch im Engadin. Begeistert von den vielen Erfahrungen erzählt Roth: «Mir wurde bewusst, wie vielfältig und abwechslungsreich die Schweiz ist. Mit den guten Kartendaten und Tipps von Einheimischen verlief unsere Reise ohne grosse Komplikationen.»
Ein Highlight war für sie die Etappe über den Flüelapass, bei der die Frauen und ihre Vierbeiner über 1000 Höhenmeter und 33 Kilometer zurücklegten. Auch die Offenheit der Leute, die sie auf ihrem Weg getroffen haben, schätzten sie sehr. Ein gänzlich erfolgreiches Projekt, findet Sabrina Roth und freut sich schon auf die nächste Wanderung mit Pferd und Gepäck: «Wir ziehen sicherlich wieder los. Konkrete Ziele haben wir aber noch nicht.» Vielleicht klappts beim nächsten Mal mit dem Ausflug ans Meer?