290 000 Franken in den Sand gesetzt?
23.10.2020 BubendorfStrassenanstösser wollen Land für Veloweg nicht hergeben
Die Erhöhung der Sicherheit der Radroute in Bubendorf ist an Grundeigentümern gescheitert, die ihr Land nicht verkaufen wollen. Jetzt sitzt die Gemeinde auf einem Haus, das sie eigens für das Vorhaben erworben ...
Strassenanstösser wollen Land für Veloweg nicht hergeben
Die Erhöhung der Sicherheit der Radroute in Bubendorf ist an Grundeigentümern gescheitert, die ihr Land nicht verkaufen wollen. Jetzt sitzt die Gemeinde auf einem Haus, das sie eigens für das Vorhaben erworben hatte.
Christian Horisberger
Mehrmals sass man am Verhandlungstisch – letztlich erfolglos. Die Gemeinde Bubendorf und der Kanton müssen sich von ihrem Vorhaben verabschieden, im Bereich des Restaurants Schmiedstube für Velofahrer eine sicherere Überquerung der stark befahrenen Hauptstrasse zu gewährleisten. Die Strassenanstösser sind nicht dazu bereit, für das Projekt einen Teil ihrer Grundstücke an den Kanton abzutreten.
Der kommunale Veloweg kreuzt die von täglich 13 000 Fahrzeugen befahrene Bubendörfer Hauptstrasse im Bereich des Restaurants Schmiedstube. Gut genutzt wird der Veloweg von Schülerinnen und Schülern, die im Oberdorf wohnen und in Liestal die Sekundarschule besuchen. Gemeindeverwalter Beat Schatz geht davon aus, dass es sich um rund hundert Schulkinder handelt. Manche Velofahrer würden den Fussgängerstreifen in dem Bereich benützen, um auf die andere Strassenseite zu wechseln, andere lauerten, bis sich eine Lücke im Verkehr auftut, um via Trottoir oder eine der folgenden Abzweigungen wieder auf die Radroute zu gelangen.
Mehrzweckstreifen geplant
Als der Kanton die aktuelle Strassensanierung (die «Volksstimme» berichtete) plante, hakte sich die Gemeinde ein. Die Querung für die Velofahrenden sollte optimiert werden. Gemeinsam entwickelte man ein Projekt: In der Mitte der Fahrbahn sollte ein zwei Meter breiter und zehn Meter langer sogenannter Mehrzweckstreifen markiert werden. Dieser würde Velofahrern ein sicheres Überqueren der Strasse in zwei Etappen ermöglichen. Ein solcher Streifen existiert bereits auf Höhe der Garage Kurve am nördlichen Dorfeingang.
Ein Mehrzweckstreifen braucht aber Platz. Deshalb hat der Gemeinderat für 290 000 Franken ein Grundstück samt einem kleinen Wohnhaus gegenüber der Elektro Degen AG, dem Dinghof, erworben. Der Vorplatz soll genutzt werden, um die Strasse zu verbreitern. Zudem wurden drei Anstösser gebeten, für das Projekt wenige Quadratmeter ihrer Grundstücke herzugeben – gegen eine angemessene Entschädigung.
Doch die Anstösser stellten sich quer. «Ich halte von dem Projekt nicht viel, es ist keine Verbesserung», sagt etwa Heinz Schweizer, Miteigentümer des Dinghofs und Geschäftsführer der Elektro Degen AG. Er spreche nicht für das Unternehmen, sondern als Privatperson und als passionierter Velofahrer, betont er: Der Mehrzweckstreifen gaukle eine Sicherheit vor, die bei dem grossen Verkehrsaufkommen nicht gewährleistet werden könne. Der Streifen bei der Garage Kurve zeige, dass die Leute damit überfordert seien. «Solange die Strasse nicht eine perfekte Welt ist, in der alle Rücksicht aufeinander nehmen, ist eine Lösung mit einer klaren Vortrittsregelung sicherer», ist er überzeugt.
Liegenschaftswert vermindert
Schweizer arrangierte ein Treffen mit den vier weiteren Grundeigentümern, um deren Haltung zum Projekt abzuholen. Wären alle dafür gewesen, hätte er sich ihnen wohl angeschlossen, um nicht in einem schiefen Licht zu stehen, sagt Schweizer. Jedoch stemmten sich auch die anderen gegen einen Verkauf. Zum Beispiel Peter Wälchli, Besitzer des Restaurants Schmiedstube und pensionierter Bubendörfer Finanzverwalter. Die Verbreiterung der Strasse hätte zwei für das Lokal wichtige Parkplätze gefährdet, sagt er. Zudem würde der Verkehr noch näher am Restaurant vorbeifliessen: «Die Landabtretung hätte den Wert meiner Liegenschaft vermindert.» Er sei nicht bereit gewesen, dieses Opfer zu bringen, zumal er vom Projekt nicht überzeugt sei.
Gemeindepräsident Walter Bieri widerspricht Wälchlis Darstellung: Laut Ausführungsplan würden keine Parkplätze verloren gehen. Aber ein Nein ist ein Nein. Nun stehen Gemeinde und Kanton wieder auf Feld eins. Bieri macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: «Diese Querung braucht es, und bei der ‹Schmiedstube› wäre gemäss Verkehrsplanern die ideale Stelle gewesen», sagt er. Die Gemeinde habe Sicherheit schaffen wollen und sich ins Zeug gelegt, damit das Projekt in die laufende Strassensanierung integriert werden kann. Aber vergeblich.
Wie nun weiter? «Wir denken angestrengt darüber nach», sagt Bieri. Als letzte Variante komme in Betracht, den bestehenden Fussgängerstreifen allenfalls mit einer Insel auszustatten. Der Präsident ist jedoch kein Freund davon. «Es muss eine bessere Lösung geben», denn der Verkehr nehme laufend zu. Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich in Zukunft doch noch ein Weg findet, hier eine bessere Lösung umzusetzen.
Damit wären die 290 000 Franken für den Hauskauf auch nicht in den Sand gesetzt.