«Wir sehen uns in der Pflicht»
02.10.2020 Fasnacht, GelterkindenGefa sagt Umzug ab, will aber die Beizenfasnacht retten
Wie in Sissach, so in Gelterkinden. Die Veranstalter der Gelterkinder Fasnacht sagen den Umzug ab, wollen aber kleinere Anlässe auf die Beine stellen – mit neuen Ideen. Der «Cherusgälti» gibt sich von Corona noch nicht ...
Gefa sagt Umzug ab, will aber die Beizenfasnacht retten
Wie in Sissach, so in Gelterkinden. Die Veranstalter der Gelterkinder Fasnacht sagen den Umzug ab, wollen aber kleinere Anlässe auf die Beine stellen – mit neuen Ideen. Der «Cherusgälti» gibt sich von Corona noch nicht geschlagen.
Sebastian Schanzer
Am Mittwoch hat die Fasnachtsgesellschaft Sissach mit der Absage des Umzugs am Fasnachtssonntag für klare Verhältnisse gesorgt. Nun bestätigt auch der Veranstalter aus Gelterkinden, was die meisten Fasnächtler bereits befürchtet haben: Im Jahr 2021 finden keine Umzüge und Grossanlässe statt. Dies haben die Mitglieder der Gelterkinder Fasnacht (Gefa) an der Generalversammlung vor einer Woche beschlossen. «Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Dorf und dessen Bevölkerung», sagt Vizepräsident Dominique Guillod auf Anfrage. «Diese Verantwortung verbietet uns das Durchführen von Grossanlässen während der Corona-Pandemie.»
Auf der anderen Seite sehe man sich auch in der Pflicht, die Fasnachtskultur zu pflegen und zu bewahren. «Deshalb arbeiten wir derzeit an Schutzkonzepten, um den Fasnachtsbegeisterten im kommenden Jahr etwas bieten zu können.» Namentlich soll es wie üblich am Sonntagmorgen einen Apéro geben und am Abend Schnitzelbänke. Jeden Abend solle in Gelterkinden zudem Beizenfasnacht gemacht werden und eine Plakette werde es auf jeden Fall geben, so Guillod.
Zwei Neuerungen in Planung
Die Gefa hat sich darüber hinaus zwei mögliche Neuerungen ausgedacht: Auf einem eingezäunten Areal sollen sich Wagen und Cliquen mit ihren Sujets präsentieren können. Laternen, Larven oder Kostüme könnten dort ausgestellt und besichtigt werden. Des Weiteren versuche man einen Unterhaltungsabend im Stil einer Vorfasnachtsveranstaltung zu organisieren – einfach während der Fasnacht. Auf Stühlen könnten sich die Besucher Guggenkonzerte, Schnitzelbänke oder Sketches anhören und anschauen. Ideen für weitere Anlässe seien willkommen, sagt Guillod. Die Fasnächtler haben an ihrer GV dafür eigens ein Komitee mit Vertretungen aus verschiedenen Vereinen ins Leben gerufen. Ein erstes Treffen findet Mitte Oktober statt.
In der Pflicht, etwas auf die Beine zu stellen, sieht sich auch Stephan Béhé. Der OK-Präsident des «Cherusgälti» ist sich aber bewusst: «Einen Cherus, wie wir ihn kennen, wird es ganz sicher nicht geben.» Dennoch tendiere das OK dazu, etwas Kleineres zu organisieren. Was genau? «Das werden wir Mitte Oktober definitiv entscheiden», so Béhé. Am kommenden Wochenende werde das OK noch einmal die Köpfe zusammenstecken und nach einer Lösung suchen, die für alle stimme. Klar ist für ihn: «Eine Absage nur wegen des zusätzlichen Aufwands für Schutzmassnahmen ist keine Option.» Das gelte im Übrigen auch für das Guggenkonzert Waldenburg, das ebenfalls vom «Cherusgälti»-Team gemanagt wird.
Fortura AG leidet unter Absagen
In Oberdorf steht der definitive Entscheid über die Durchführung der Fasnacht noch aus. Am 9. Oktober trifft sich das Oberdörfer Fasnachtskomitee zur Generalversammlung. «Dann werden wir das Thema Fasnacht 2021 diskutieren und einen entsprechenden Beschluss fassen», sagt Präsidentin Tamara Binggeli auf Anfrage. Es ist davon auszugehen, dass auch im Waldenburgertal kein Umzug stattfinden wird, nicht zuletzt, weil er als einziger Umzug in der Region eine Sogwirkung auf die Fasnächtler ausüben könnte.
Derweil macht sich Pietro Papini, Geschäftsführer der Fortura AG Sorgen um das laufende und kommende Geschäftsjahr. «Normalerweise hätten wir bei unseren Lieferanten längst tonnenweise Konfetti und Schleckwaren bestellt, um es dann den Fasnächtlern weiterzuverkaufen», sagt er. Stattdessen sitze man im Lager noch auf 50 bis 60 Tonnen Konfetti von der 2020 abgesagten Fasnacht. Während des Shutdowns musste das Unternehmen Umsatzeinbussen von 80 bis 90 Prozent verkraften. «Immerhin konnte dieses Jahr die katholische Fasnacht durchgeführt werden», so Papini. «2021 dürfte dies zumindest bei den Umzügen wohl nicht der Fall sein.»
Die Fasnacht macht aber nur die Hälfte des Umsatzes der Fortura aus. Die andere Hälfte kommt aus dem Geschäft mit den Schaustellern. In diesem Bereich hege man wenigstens fürs kommende Jahr noch Hoffnung. 2020 kam dieses Geschäft wegen der Pandemie weitestgehend zum Erliegen. «Spielwaren, Plüschtiere, Ballone, Süsswaren und Mandeln: Die Schausteller haben derzeit keinen Bedarf, weil sie gar nicht arbeiten können», klagt Papini. Entsprechend verbuche man seit Einbruch der Pandemie im Schaustellerbereich Einbussen von 100 Prozent. «Das wird sich hoffentlich bald ändern», so Papini.