«Nach dem Schlusspfiff musste ich sofort einrücken»
23.10.2020 VolleyballEric Heller sitzt in Quarantäne statt im Teambus
Statt in der Nationalliga A auf Punktejagd zu gehen, sitzt Volleyballer Eric Heller aktuell in der Rekrutenschule in Quarantäne. Es ist das Ende eines komplizierten Wechselspiels zwischen Gelterkinden, Sion und Basel, zwischen ...
Eric Heller sitzt in Quarantäne statt im Teambus
Statt in der Nationalliga A auf Punktejagd zu gehen, sitzt Volleyballer Eric Heller aktuell in der Rekrutenschule in Quarantäne. Es ist das Ende eines komplizierten Wechselspiels zwischen Gelterkinden, Sion und Basel, zwischen Kaserne, Kraftraum und Turnhalle.
Sebastian Wirz
Herr Heller, vor zwei Wochen haben Sie Ihr erstes Spiel in der Nationalliga A absolviert und mit acht Punkten als drittbester Skorer von Traktor Basel gleich voll eingeschlagen. Gefeiert haben Sie nach dem Debüt aber nicht. Warum?
Eric Heller: Weil das Spiel an einem Sonntag stattfand, musste ich mich nach dem Schlusspfiff sofort auf den Weg machen: Ich absolviere zurzeit die Rekrutenschule – und das in Sion. Es blieb also nicht viel Zeit nach dem ersten NLA-Einsatz.
Sie hatten bereits das erste Saisonspiel Ihres Teams verpasst, weil Ihre Kaserne unter Quarantäne gesetzt wurde. Nach dem Debüt verpassen Sie nun zwei weitere Matches. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Es war schon eine sehr schlechte Nachricht, als wir erfahren haben, dass sämtliche Armeeangehörige in Rekrutenschulen wegen Corona bis Ende Oktober nicht nach Hause dürfen. Vor allem nach so einem guten Start für mich ist das frustrierend. Aber so soll zumindest garantiert sein, dass wir die RS am 30. Oktober abschliessen können und nicht noch zusätzliche Wochen anhängen müssen.
Wie geht Ihr neuer Verein mit der Situation um?
Trainer Daniel Rocamora möchte nicht auf mich verzichten und ist sicherlich ähnlich gestimmt wie ich.
Der Zeitpunkt Ihres Wechsels von Gelterkinden nach Basel ist speziell: Sie haben bei Traktor unterschrieben – und mussten sich noch vor dem ersten Training für vier Monate in den Militärdienst verabschieden.
Mir und auch Traktor Basel war klar, dass ich die Vorbereitung wegen der RS nicht normal mit der Mannschaft machen kann. Das haben beide Seiten akzeptiert. Ich habe aber ein Gesuch als qualifizierter Sportler eingereicht, das es mir erlaubt, unter der Woche zu trainieren.
Auf dem Kasernenareal?
Einerseits war ich zwei Mal pro Woche im Kraftraum. Dank des bewilligten Gesuchs durfte ich die Kaserne aber auch verlassen. Weil der Weg von Sion, wo ich stationiert bin, nach Basel aber zu weit ist, musste ich eine andere Lösung finden. So konnte ich zwei Mal pro Woche bei Lausanne UC trainieren. Das hat sehr gut funktioniert, und ich hatte trotz RS eine recht gute Saisonvorbereitung.
Die Abstimmung innerhalb des Teams, für Sie als Mittelangreifer vor allem mit dem Passeur, ist im wichtig. Kam Ihr positiver Einstand für Sie daher nicht überraschend?
Die Testspiele mit Traktor Basel an Wochenenden haben dafür gesorgt, dass ich mich sehr gut ins Team einfinden konnte. Als dann das erste Spiel anstand, hatte ich nicht allzu grosse Mühe und fühlte mich gut vorbereitet.
Traktor Basel hat Geldsorgen. Noch kurz vor der Saison gab es düstere Signale aus dem Verein. Wie gingen Sie als Spieler aus der Distanz damit um?
Das ist selbstverständlich ein schwieriges Thema. Wir als Mannschaft haben versucht, uns zu engagieren, indem wir Werbung für unseren Verein und für das Crowdfunding-Projekt gemacht haben. Dieses kam zustande und die Geldprobleme konnten fürs Erste gelöst werden.
Im September des vergangenen Jahres staunten Sie über ein Aufgebot des Juniorennationalteams, weil Sie erst 1.-Liga-Einsätze gehabt und vier Jahre Volleyball gespielt hatten. Nun haben Sie in der NLA Ihr erstes Spiel fast komplett durchgespielt und stark gepunktet. Wie sind Sie bei Traktor Basel gelandet?
Der Kontakt kam einerseit bei der Schweizermeisterschaft vor zwei Jahren zustande, als ich als Verstärkungsspieler mit Traktor antrat. Vergangene Saison habe ich neben den Trainings in Gelterkinden auch in Basel trainiert und mich dabei stark verbessert. Daniel Rocamora hat mich danach angefragt, ob ich 2020/21 für Traktor auflaufen würde. Da ich weiterhin für Gelterkinden auflaufen kann, wenn es der Spielplan zulässt, empfand ich das als ideale Lösung.
Auch mit dem VBC Gelterkinden konnten Sie coronabedingt erst ein Spiel absolvieren. Funktioniert diese Zweigleisigkeit gut?
Es ist schon ein grosser Unterschied, ob ich vor mehr Publikum und vor allem im Querfeld über drei Hallen spiele oder wie schon immer in der Sporthalle Hofmatt und vor wenigen Zuschauern. Doch egal ob in der Nationalliga A oder in der 1. Liga: Ich gehe immer mit derselben Einstellung ins Spiel und möchte unbedingt gewinnen.
Ihre Quarantäne könnte nur der Anfang einer Reihe von Corona-Einschränkungen sein. Erste Spiele in den nationalen Volleyballligen wurden bereits verschoben. Wird die Saison zu Ende gespielt?
Ich denke, dass die NLA den Spielbetrieb aufrechterhalten wird, da es eine Profi-Liga ist. Es kann gut sein, dass die 1.-Liga-Meisterschaft abgebrochen wird, da es schwieriger ist, den Überblick über alle Spieler und Teams zu haben als in der NLA. Ich hoffe natürlich, dass die Saison beendet und das Thema Corona sobald wie möglich abgeschlossen werden kann. Mein Plan ist es, ab Sommer an einer amerikanischen Universität zu spielen und zu trainieren. Der Bewerbungsprozess läuft, aber auch das ist sehr stark von der Situation rund um Corona abhängig.
«Super Game Day», Samstag, 24. Oktober, Sporthalle Rankhof, Basel. 16.30 Uhr Sm’Aesch-Pfeffingen – Volley Toggenburg (Volleyball, Frauen NLA) 19.00 Uhr Traktor Basel – TSV Jona (Volleyball, Männer NLA) Corona-Massnahmen sind zu beachten.
In fünf Jahren in die höchste Liga
wis. Eric Heller ist in Buus aufgewachsen und hat die Sekundarschule in Gelterkinden sowie das Gymnasium in Liestal abgeschlossen. Der ehemalige Junior des Fussballclubs Gelterkinden begann mit 14 Jahren mit dem Volleyballsport. Der koordinativ begabte 2-Meter-Mann kletterte schnell die vereinsinterne Leiter des VBC Gelterkinden hoch. 2019 debütierte er im 1.-Liga-Team und absolvierte zugleich wöchentliche Trainings bei Traktor Basel in der Nationalliga A. Der Mittelangreifer gehört zum Kader der Juniorennationalmannschaft. In der aktuellen Saison spielt der 19-Jährige sowohl bei Basel als auch bei Gelterkinden. Sein Debüt in der höchsten Liga des Landes gab er am 11. Oktober 2020 – nur rund fünf Jahre nach seinem Einstieg in die Sportart.