«Die Gelterkinder haben sich sehr bemüht»
15.10.2020 Bezirk Sissach, Gelterkinden, WirtschaftNadine Waltzer vom Marktverband zieht am Tag des Herbstmarkts ein positives Fazit
Dass Anlässe wie der Herbstmarkt in Gelterkinden stattfinden können, ist ein zentrales Anliegen des Schweizerischen Marktverbands. Nadine Waltzer, Co-Präsidentin der Sektion Nordwestschweiz, spricht im ...
Nadine Waltzer vom Marktverband zieht am Tag des Herbstmarkts ein positives Fazit
Dass Anlässe wie der Herbstmarkt in Gelterkinden stattfinden können, ist ein zentrales Anliegen des Schweizerischen Marktverbands. Nadine Waltzer, Co-Präsidentin der Sektion Nordwestschweiz, spricht im Interview über Schutzmassnahmen, die vorbildlichen Organisatoren in Gelterkinden und die Sorge um steigende Corona-Fallzahlen.
Severin Furter
Frau Waltzer, welchen Eindruck haben Sie vom Gelterkinder Herbstmarkt unter Corona-Bedingungen?
Nadine Waltzer: Ich bin bisher sehr zufrieden. Die Verantwortlichen in Gelterkinden haben sich bei der Organisation und der Ausgestaltung des Markts sehr viel überlegt. So haben sie sich bereits lange im Voraus aktiv darum bemüht, wie ein Markt in dieser speziellen Situation durchführbar ist. Sie haben auch andere Anlässe besucht, um sich ein Bild davon zu machen. Das ist vorbildlich.
Was muss bei der Organisation eines Markts unter Corona-Bedingungen konkret beachtet werden?
Die Gelterkinder halten sich, wie viele andere Märkte auch, an das Schutzkonzept des Marktverbands. Dabei haben die einzelnen Marktfahrer ein Formular unterschrieben, in dem sie bestätigen, die einzelnen Schutzmassnahmen einzuhalten. Diese administrativen und planerischen Vorbereitungen bedeuten einiges an Mehraufwand für die Organisatoren, gerade für solche Veranstalter wie die Gemeinde Gelterkinden, die lediglich saisonal stattfindende Märkte durchführen. Organisatoren von wiederkehrenden Wochenmärkten – beispielsweise auf dem Marktplatz in Basel – haben einen deutlich kleineren Aufwand.
Wie wird dafür gesorgt, dass die Schutzmassnahmen eingehalten werden?
Vonseiten Marktverband habe ich am Vormittag einmal einen Rundgang durch den ganzen Markt gemacht und dort, wo es notwendig war, am Boden Markierungen mit Klebeband angebracht. Grundsätzlich haben sich die Marktfahrer aber bereits an die neuen Vorschriften gewöhnt und setzen diese gut um. Schliesslich geht es aber auch darum, die Kundschaft stetig zu sensibilisieren, damit beispielsweise die Abstände eingehalten werden.
Gibt es auch Querulanten?
Klar gibt es Skeptiker, die sich gegen Massnahmen wehren oder diese diskutieren wollen. Aber am Ende ist es im Interesse eines jeden Marktfahrers, dass wir unsere Arbeit machen können und unsere Ware an die Kundschaft verkaufen können. Davon hängt unsere Existenz ab. Daher bin ich auch der Meinung, dass wir uns alle an die Schutzmassnahmen halten sollen. Keiner kann es sich leisten, dass noch mehr Veranstaltungen abgesagt werden oder selbst krank zu werden.
Wie hat sich das Marktfahrerleben seit Corona verändert?
Massiv. In erster Linie natürlich wegen der zahlreichen Anlässe, die abgesagt worden sind. Alleine in unserem Betrieb sind drei Familien von den Einkünften an diesen Anlässen abhängig. Wenn man das hochrechnet auf die Anzahl Marktfahrer, ist der Verlust riesig. Besonders ins Gewicht fallen natürlich die Grossanlässe, wie zum Beispiel die Basler Herbstmesse, die bald losgegangen wäre.
Lässt sich der Verlust – beispielsweise der fehlenden Herbstmesse – beziffern?
Eine konkrete Zahl zu nennen ist schwierig. Aber alleine aufgrund der Tatsache, dass nur durch diesen Anlass 16 Verkaufstage wegfallen, lässt eine gewisse Dimension erahnen. Der Besucheraufmarsch an einer Herbstmesse ist riesig. Da kommen Leute aus der ganzen Region, von überall aus der Schweiz, aber auch aus dem benachbarten Ausland. Diese Einbusse lässt sich niemals mit kleinen Wochenmärkten kompensieren.
Und der Online-Verkauf?
Der Umsatz in unserem Onlineshop ist stark gestiegen. Dies, weil viele Stammkunden jetzt einfach im Internet bestellen, weil es weniger Anlässe gibt. Doch auch das lässt den Wegfall nicht kompensieren, die Gelegenheitskundschaft fehlt.
Die Corona-Ansteckungen steigen wieder stark an. Weitere Einschränkungen sind wieder denkbar. Macht Ihnen das Sorge?
Ja, sicher – wem macht das keine Sorge. Es darf kein Verbot für Märkte mehr geben. Ein Markt ist wie ein Einkaufszentrum, daher gibt es für mich keinen Grund, Märkte zu verbieten. Aber, wir müssen uns an die Vorschriften halten. Nur so können wir weiter tätig sein. Darum sage ich unseren Verbandsmitgliedern immer wieder: Strengt euch an! Die meisten machen das vorbildlich.
Zur Person
sf. Nadine Waltzer ist Co-Präsidentin der Sektion Nordwestschweiz des Schweizerischen Marktverbandes. Sie ist selbst Marktfahrerin: Gemeinsam mit ihrem Bruder und ihren Eltern führt sie den berühmten «Gwürzegge» aus Aesch. Das Familienunternehmen gibt es seit 1979, Waltzer ist seit rund 20 Jahren im Unternehmen tätig. In einem normalen Jahr bestreitet der «Gwürzegge» rund 300 Markttage.
Das Schutzkonzept im Zentrum
sf. 100 statt der üblichen rund 160 Marktstände umfasste der Gelterkinder Herbstmarkt von gestern Mittwoch. Aufgrund der Corona-Massnahmen wurde auf die Durchführung des Flohmarkts verzichtet, ebenso wurde die Anzahl der Markt- und Essensstände sowie der Attraktionen für Kinder verringert.
Für Susanne Wanzenried, Marktchefin bei der Gemeinde Gelterkinden, war die Durchführung des Markts unter den speziellen Bedingungen eine Herausforderung. So galt es, das Schutzkonzept, beispielsweise mit Bodenmarkierungen und Einbahnbetrieb bei den einzelnen Ständen sowie mit grösseren Abständen zwischen den einzelnen Marktfahrern umzusetzen: «Am Morgen war ich schon etwas angespannt», sagt Wanzenried. Die Einweisung der Markstände habe jedoch gut funktioniert – auch dank zusätzlichen Personalaufwands.
Entsprechend habe sich die Anspannung schnell gelöst, bereits vor dem Mittag zeigte sich Wanzenried beim Rundgang mit Werkhof-Chef Silvio Auf der Mauer zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Herbstmarkts. Sie lobte dabei besonders die Zusammenarbeit mit dem regionalen Marktverband. Nur dank grosser Vorarbeit sei der Gelterkinder Herbstmarkt durchführbar gewesen: «Mein Telefon ist im Vorfeld des Markts heiss gelaufen», sagte Wanzenried mit einem Lachen.
Am Vormittag hielt sich der Besucheraufmarsch in Gelterkinden in Grenzen, grosse Menschenansammlungen gab es keine. Und auch über Mittag, als zahlreiche Berufstätige den Markt zur Mittagsverpflegung nutzten, schien das Schutzkonzept zu funktionieren.