Fusion kann geprüft werden
18.09.2020 Bezirk Liestal, Hersberg, Gemeinden, PolitikArisdorf | Historische Vorlage an der Gemeindeversammlung unbestritten
Arisdorf nimmt Fusionsverhandlungen mit Hersberg auf. Die Gemeindeversammlung bewilligte am Mittwoch den dafür erforderlichen Kredit ohne jegliche Diskussion und mit nur zwei Gegenstimmen. Zu reden ...
Arisdorf | Historische Vorlage an der Gemeindeversammlung unbestritten
Arisdorf nimmt Fusionsverhandlungen mit Hersberg auf. Die Gemeindeversammlung bewilligte am Mittwoch den dafür erforderlichen Kredit ohne jegliche Diskussion und mit nur zwei Gegenstimmen. Zu reden gaben dagegen die zahlreichen Baustellen.
Christian Horisberger
Die zweite Hürde ist genommen. Die Gemeindeversammlung von Arisdorf hat am Mittwoch der Prüfung einer Fusion mit dem Nachbardorf Hersberg zugestimmt und dafür einen Kredit von 50 000 Franken gesprochen. Die Hersberger hatten am 4. Dezember vergangenen Jahres vorgelegt und denselben Betrag bewilligt. Das historische Geschäft ging überraschend glatt über die Bühne: Kein Versammlungsteilnehmer meldete sich dazu zu Wort, nur zwei stimmten dagegen.
Gemeindepräsident Markus Miescher brachte sogleich seine Freude und Dankbarkeit darüber zum Ausdruck, die «Riesenarbeit» in Angriff nehmen zu dürfen. Zuvor hatte er tüchtig die Werbetrommel gerührt: Mehrfach hatte er betont, dass ein Ja an diesem Abend längst kein Ja zur Fusion bedeute. Dafür seien im Falle der positiven Beurteilung eines Zusammenschlusses noch die Zustimmung beider Gemeinderäte, der Gemeindeversammlungen sowie die Bestätigung an der Urne erforderlich.
Die Fusionsverhandlungen, so Miescher, sollen aufzeigen, ob eine Verschmelzung der beiden Dörfer, die bereits in vielerlei Hinsicht kooperieren, zu einer einzigen politischen Gemeinde sinnvoll ist (die «Volksstimme» berichtete). Die Liste, die das paritätisch zusammengesetzte Projektleitungsgremium abzuarbeiten hat, ist lang. Es sind Fragen rechtlicher, organisatorischer, finanzieller, kultureller und personeller Natur zu analysieren. «Ein happiges Thema» werde sicherlich der Steuerfuss, mutmasste Miescher. Denn der Steuersatz von Arisdorf liegt mit 59 Prozent um 4 Prozentpunkte höher als der von Hersberg. In emotionaler Hinsicht würden wohl der Ortsname und das Wappen die Gemüter am meisten bewegen.
Frühestens 2024 am Ziel
Derlei Abklärungen brauchen Zeit. Wie Miescher sagte, wäre man frühestens 2024 am Ziel – «oder auch nicht». Der nächste Schritt ist die Bildung der Projektleitung. Die Mitglieder des Gremiums werden in den kommenden Wochen durch die Gemeinderäte beider Dörfer bestimmt.
Er sei vom eindeutigen Votum und der gänzlich ausgebliebenen Diskussion «angenehm überrascht», sagte der Präsident im Anschluss an die Versammlung zur «Volksstimme». Den klaren Entscheid führte er darauf zurück, dass im Vorfeld ausführlich über die Fusionsprüfung informiert worden sei und die Bevölkerung sie als sinnvoll erachte.
Anders als zum Fusionsgeschäft gab es zu fünf Krediten für Wasserleitungs- und Strassenbauten von gesamthaft 1,28 Millionen Franken einige kritische Wortmeldungen. Ein Votant stellte die Kompetenz der Planer infrage, nachdem die effektiven Kosten für einen Wasserleitungsbau in der Hauptstrasse den Kredit deutlich überschritten haben. Bewilligt waren 290 000 Franken, auf der Abrechnung standen 450 000 Franken – ein Plus von 55 Prozent. Woher das Vertrauen nehmen, dass die weiteren Kredite nicht ebenfalls deutlich überschritten werden, wollte der Kritiker wissen.
Wasserchef Andreas Wiedmer stellte klar, dass der Gemeinderat auf die Angaben der Profis von den beigezogenen Ingenieurbüros vertrauen müsse. Präsident Miescher fügte an, dass man nie wisse, was zutage kommt, wenn eine Strasse aufgegraben wird. Ein Teil der Kostenüberschreitung gehe überdies aufs Konto «freie Marktwirtschaft»: Sind die Auftragsbücher der Baumeister voll, offerieren sie zu höheren Preisen. Er versicherte, dass die Erfahrungen in weitere Bauetappen einflössen.
Der Nachtragskredit wurde letztlich mit zwei Gegenstimmen bewilligt. Jeweils einstimmig gaben die Arisdörfer grünes Licht für den Bau eines weiteren Wasserleitungsteilstücks und einer Sauberwasserleitung in der Hauptstrasse für 400 000 und 410 000 Franken.
Teure Überraschung
Kaum eine andere Wahl als Ja zu sagen hatte die Versammlung zum Ersatz einer Wasserleitung im Mitteldorf für 190 000 Franken und einem neuen Belag an derselben Stelle für 120 000 Franken. Die Arbeiten waren zum Zeitpunkt der Gemeindeversammlung bereits erledigt, die Kredite wurden nachträglich beantragt. Grabarbeiten förderten laut Präsident Miescher eine marode Wasserleitung zutage, der Gemeinderat habe beschlossen, diese zu ersetzen. Ebenso den Strassenbelag, nachdem mehr als die Hälfte davon habe entfernt werden müssen, weil Swisscom und EBL im Zuge der Grabarbeiten ebenfalls Leitungen ersetzten.
Bei all den happigen Ausgaben durften sich die Arisdörfer wenigstens über eine schwarze Rechnung freuen. Sie weist bei einem Aufwand von 9,4 Millionen einen Gewinn von rund 140 000 Franken aus. Budgetiert war ein Minus von rund 200 000 Franken.