Vom Kaufmann zum Historiker
31.07.2020 GelterkindenErich Buser feiert seinen 90. Geburtstag
Obwohl der Gelterkinder Erich Buser seit vielen Jahren pensioniert ist, setzt er sich nach wie vor mit der Geschichte und den historischen Begebenheiten seines Wohnorts auseinander. Am Montag wird das wandelnde Lexikon 90 Jahre ...
Erich Buser feiert seinen 90. Geburtstag
Obwohl der Gelterkinder Erich Buser seit vielen Jahren pensioniert ist, setzt er sich nach wie vor mit der Geschichte und den historischen Begebenheiten seines Wohnorts auseinander. Am Montag wird das wandelnde Lexikon 90 Jahre alt.
Otto Graf
Die Liste der Tätigkeiten, die das Gelterkinder Urgestein Erich Buser ausgeübt hat, ist lang. Gemeindeverwalter, Zivilstandsbeamter, Lokalhistoriker (und somit auch Jäger und Sammler), Publizist und Buchautor sind die wichtigsten seiner Aktivitäten, die im Dorf wohl den meisten Leuten bekannt sind. Dass er in jungen Jahren ausserdem als Banker arbeitete und als Briefträger die Post austrug, weiss hingegen vermutlich nur seine Familie.
Kommenden Montag, am 3. August, feiert Erich Buser bei guter Gesundheit seinen 90. Geburtstag. Der Jubilar lebt seit gut vier Jahren mit Gattin Margrit im APH «Zum Eibach» in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, die ihm auch als Arbeitsort dient. Er erfreut sich einer beneidenswerten geistigen Frische.
Am 3. August 1930 erblickte das Geburtstagskind im Kantonsspital Liestal das Licht der Welt. Er wuchs mit einer Schwester und einem Bruder im «Konsum» in Ormalingen auf. Nach der Primarschule am Wohnort und der Bezirksschule in Böckten erweiterte der junge Mann auf einem abgelegenen Heimetli in Les Monts-de-Corsier oberhalb von Vevey sein Schulfranzösisch. Dort wurde er, eher zufällig, für ein paar Monate zum Briefträger. «Es waren sehr einfache Verhältnisse auf diesem Bauernhof. Aber es hat mir gefallen», erinnert sich der ehemalige Gemeindeverwalter an seinen Welschlandaufenthalt. Als Schüler, um bei der Landwirtschaft zu bleiben, habe er bei Familie Straumann in Rothenfluh Landdienst geleistet. Und an einer Metzgete bei Brandenbergers, ebenfalls in Rothenfluh, habe er als Bub einst masslos zugegriffen und sich mit den leckeren Sachen dermassen den Bauch vollgeschlagen, bis es dem Magen zu viel wurde.
Drei Präsidenten erlebt
Mit der kaufmännischen Lehre im «Konsum» in Gelterkinden legte Erich Buser den beruflichen Grundstein in seinem Leben. Zunächst arbeitete er bei der Eigenheimbank in Basel. 1954 trat er als Buchhalter auf der Gemeindeverwaltung Gelterkinden eine Stelle an. Im gleichen Jahr verehelichte er sich mit Margrit, geborene Thurnheer. Der Ehe entsprossen zwei Söhne und zwei Töchter. Inzwischen zählt die Familie ein Dutzend Grosskinder und drei Urgrosskinder. Von 1960 bis 1990 diente der Jubilar als Verwalter seiner Wohngemeinde unter den Präsidenten Ernst Spinnler, Urs Winistörfer und Michael Baader sowie dem Kanton als Zivilstandsbeamter.
Seit Buser pensioniert ist, hat der Jubilar Zeit und Musse, sich mit den lokalhistorischen Begebenheiten von Gelterkinden auseinanderzusetzen. Erich Buser, Bürger von Hemmiken, hat bislang 14 Bücher herausgegeben, die sich allesamt auf Gelterkinden sowie seine Bürger und Bewohner, die weiblichen eingeschlossen, beziehen. Buser ist schlicht das Gedächtnis von Gelterkinden.
Manches hat er sich aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit angeeignet. Vieles hat er jedoch beim Durchforsten von Archiven und alten Akten erfahren. So engagierte er sich in der Stiftung Ortssammlung Gelterkinden und half beim Erwerb des «Jundt-Huus» mit, dem Highlight der Stiftung. Es gibt kaum eine Abhandlung über ein historisches Ereignis im Dorf ohne die Handschrift von Erich Buser. Sein jüngstes Werk ist das im vergangenen Jahr erschienene Gelterkinder Personenlexikon, die 14. Publikation aus der Feder von Erich Buser. Aufgeführt sind 125 Persönlichkeiten von Aenishänslin bis Zehntner, die das Zeitliche alle schon gesegnet haben.
Vor dem Reaktivieren des Bierkellers an der Rünenbergerstrasse war das Geburtstagskind einer der wenigen Einwohner, die Genaueres über den zugeschütteten Stollen wussten. Inzwischen hat der Verein «Bierchäller» das einstige Depot zum Lagern von Natureis zum Kühlen von Bier freigelegt, renoviert und als kulturhistorische Stätte öffentlich zugänglich gemacht.
Die Schweiz abgegrast
«Früher haben wir als Familie in den Ferien die ganze Schweiz abgegrast, und das mit der Bahn und dem Postauto», erzählt Buser weiter. Ein Auto habe man sich anfänglich nicht leisten können. Und später, als finanziell ein Vehikel drin gelegen wäre, habe er sich gefragt, wieso er sich ein Auto kaufen solle, wenn es anders auch geht. «Es ging immer», betont der Jubilar, «wir haben stets schöne Ferien erlebt.»
Erich Buser diente der Gelterkinder Feuerwehr als Fourier. Weniger erbaulich ist seine Erinnerung an das Militär, wo er im Hilfsdienst eingeteilt war. «Was wir leisten mussten, war mehr als fragwürdig», erklärt er. Und auf Rückfrage des Reporters entgegnet er: «Schreib das nur, es war wirklich vergeudete Zeit.»
Dass Gelterkinden nie in die Negativschlagzeilen geriet, schreibt der ehemalige Verwalter unter anderem dem stets auf Loyalität und gegenseitigem Vertrauen basierenden Verhältnis innerhalb des Gemeinderats zu. Ein gutes Verhältnis pflegt er auch zu den 90 Mitbewohnerinnen und -bewohnern im Zentrum «Zum Eibach».
Den 90. Geburtstag feiert Erich Buser im familiären Kreis. Und was der Tag sonst noch bringt, da lässt er sich überraschen.