«Happy Birthday» für Böcktens Berühmtesten
03.07.2020 Bezirk Sissach, Böckten, KulturSchauspieler Charles Brauer zum 85. Geburtstag
Wer ihn auf der Bühne, im Film oder an einer seiner Lesungen erlebt, wird es kaum glauben: Charles Brauer, der Schauspieler aus Böckten, feiert heute seinen 85. Geburtstag.
Jürg Gohl
Er habe diesbezüglich wohl ...
Schauspieler Charles Brauer zum 85. Geburtstag
Wer ihn auf der Bühne, im Film oder an einer seiner Lesungen erlebt, wird es kaum glauben: Charles Brauer, der Schauspieler aus Böckten, feiert heute seinen 85. Geburtstag.
Jürg Gohl
Er habe diesbezüglich wohl das Erbgut seiner Mutter erhalten. Mit diesem Satz antwortete Charles Brauer, auf seine körperliche und geistige Fitness angesprochen, der «Volksstimme» vor einem Jahr: Als der Mutter das tägliche Kochen allmählich zu mühsam geworden war und sie deshalb in ein Alters- und Pflegeheim wechselte, war sie 99 Jahre alt. Zwei Jahre später starb sie.
Diesen Genen sei Dank, dass ihr Sohn heute in beneidenswerter Frische seinen 85. Geburtstag feiern kann. Seinen Kopf hält er mit allerlei Kulturellem fit, seinen Körper mit Auftritten und Spaziergängen. Nur einen Abstrich, der dem Alter geschuldet ist, macht er: Das 2-Personen-Haushalt-Stück «Heisenberg» hat ihn durch ganz Deutschland und Ende vergangenen Jahres in die Schweiz geführt – mit den Auftritten in Aarau und Olten sogar ganz in die Nähe. Doch jetzt ist für ihn Schluss mit Tournee-Theater. Die allabendlichen Auftritte und die täglichen Ortswechsel in jeweils 2-Wochen-Tranchen werden ihm allmählich zu viel.
Brauer gibt statt Brocki Bismarck
Ansonsten bleibt der Schauspieler, der mit seiner Rolle als früherer Kommissar Brockmöller gemeinsam mit Manfred Krug im «Tatort» einem breiten Fernsehpublikum bekannt ist, seinen Sparten treu. So war er erst vor drei Wochen in einer 90-minütigen TV-Dokumentation zu «125 Jahre Nord-Ostsee-Kanal» zu sehen. Dort gibt Brauer statt «Brocki» den Bismarck.
Bevor das Coronavirus die Kulturszene lahmlegte, war er mit einer Hommage an den 2016 verstorbenen Manfred Krug aufgetreten, aus der auch eine feine CD entstand. Neben ihm singen darauf ausgerechnet auch die beiden Schauspieler, die im Münsteraner «Tatort» das Duo Thiel/Börne abgeben – das Duo also, das Brockmöller/Stoever als Kult-Paar verdrängen könnte. Weiterhin wird Charles Brauer seine unverkennbare Stimme für Hörbücher zur Verfügung stellen. Im Frühjahr erst erschien der Thriller «Der Wächter» des Erfolgsautors John Grisham in dieser Form, eingelesen, wie gewohnt, von Charles Brauer. «Ich schreibe weiter, Sie lesen weiter», schrieb Grisham einst an seine deutsche Stimme. Und wenn der Kulturbetrieb wieder anzulaufen beginnt, wird garantiert auch die eine oder andere Lesung auf dem Programm stehen.
Brauer, heute vor 85 Jahren in Berlin geboren und dort aufgewachsen, arbeitete in Hamburg am Deutschen Schauspielhaus und brachte verschiedene grosse Figuren der Weltliteratur auf die Bühne: zum Beispiel den Wladimir in «Warten auf Godot», dem wohl berühmtesten 2-Personen-Stück. Hamburg ist auch die Stadt, die er 15 Jahre lang im Fernsehen regelmässig von Mördern säuberte. Und dort traf er auch die Bühnenbildnerin und Kostümverantwortliche Lilot Hegi, seine Frau. Sie kennen wir auch als Malerin und als Schafferin dreidimensionaler Kunst im Oberbaselbiet.
Seit 35 Jahren lebt Charles Brauer in Böckten. Dort dürfte er heute mit Lilot Hegi auf das halbrunde Wiegenfest anstossen. Und vielleicht lässt es Corona zu, die Haustür einen schmalen Spalt zu öffnen. Höchstens. Denn mit 85 zählt sogar dieses Geburtstagskind zur Risikogruppe.