Alles paletti oder nostalgische Verklärung?
Zum Artikel «Schiers war und bleibt eine Erfolgsgeschichte für mich» in der «Volksstimme» vom 12. Juni, Seite 12, 13, sowie zu früheren Beiträgen zum Thema
Mit grossem Interesse ...
Alles paletti oder nostalgische Verklärung?
Zum Artikel «Schiers war und bleibt eine Erfolgsgeschichte für mich» in der «Volksstimme» vom 12. Juni, Seite 12, 13, sowie zu früheren Beiträgen zum Thema
Mit grossem Interesse habe ich die persönlichen Erinnerungen verschiedener Altschierser an das Seminar in Schiers gelesen. Dabei ist mir die Frage aufgestossen: Gab es denn gar keine Konflikte, Ungereimtes, Störendes? Pubertierende Baselbieter Jünglinge im Alter zwischen 15 und 20 Jahren gehen brav zur Schule und machen alles korrekt nach Vorschrift? Ein einsames Mädchen (Hedi Müller) wird im Jahrgang 1938 gegen 20 Burschen «zum Frass vorgeworfen»: kein Kampf um die Gunst der Einen? (Es waren ja immer nur wenige Mädchen und eine grosse Überzahl an Burschen.) Keine spannenden Schlafsaalgeschichten? Keine Konflikte mit der strengen Hausordnung?
Im Film «Die Feuerzangenbowle» (1944) erzählen alte Herren lustige Anekdoten aus ihrer Gymnasialzeit und ermuntern Heinz Rühmann, diese Zeit nachzuholen. Ich könnte mir vorstellen, dass die emotionale Seite der Erinnerungen nach alter Väter Sitte ausgeklammert wurde – oder nach der Baselbieter Art: «Nüd säge wird me dänk woll noch dörfe.»
Hege ich wohl zu hohe Erwartungen oder haben die Autoren Respekt davor, zu «Nestbeschmutzern» zu werden? Ich warte gespannt auf Reaktionen.
Ruedi Pfirter, Hölstein