Geissen zu vermieten
23.05.2020 Bezirk Sissach, Itingen, LandwirtschaftGehörnte Vierbeiner im Einsatz für den Naturschutz
Schon als Kind träumte Thomas Zbinden aus Itingen davon, einmal Ziegen zu haben. Heute kann man bei ihm herdenweise die robusten Hornträger mieten, um Brombeeren und anderen unerwünschten Gehölzen den Garaus zu ...
Gehörnte Vierbeiner im Einsatz für den Naturschutz
Schon als Kind träumte Thomas Zbinden aus Itingen davon, einmal Ziegen zu haben. Heute kann man bei ihm herdenweise die robusten Hornträger mieten, um Brombeeren und anderen unerwünschten Gehölzen den Garaus zu machen.
Brigitt Buser
Schon als Bub mochte Thomas Zbinden Ziegen über alles. Das war für ihn auch ein Grund, um mit seinem Cousin immer wieder auf die Alp zu gehen. Als er 1999 mit seiner Familie auf einen Hof zog, konnte er eigene Ziegen halten. Dazu kamen auch Hühner, Laufenten und Kaninchen.
Nicht etwa zur Milch- oder Fleischproduktion wollten die Zbindens Ziegen ein Heim geben, sondern um Ziegen-Trekkings anzubieten. Jedoch liess sich dies kaum mit dem Wochenplan der Zbindens vereinbaren. Dann hatte Brigitt Zbinden die Idee, mit einer Kollegin eine Bauernhofspielgruppe zu gründen, in der die Ziegen sowie auch die anderen Tiere zu einem festen Bestandteil werden sollten. Die Idee kam an. Heute werden in der Spielgruppe jede Woche fünf Gruppen mit je einem Dutzend Kindern betreut.
Ein weiterer Erwerbszweig ergab sich für die Zbindens vor zehn Jahren, als sie vom Natur- und Vogelschutzverein Itingen angefragt wurden, ob ihre Ziegen für die Beweidung eines Naturschutzgebiets zu mieten wären. Und so kamen die Tiere zu ihrem ersten externen Einsatz, wobei es einzig und alleine darum ging, alles zu fressen, was ihnen vors Maul kam. «Als Paarhufer haben sie mit ihrem ausgeprägten Gleichgewichtssinn und ihrer enormen Standfestigkeit kaum Probleme, sich in unwegsamem Gelände zu bewegen», erklärt Zbinden. «Auch stellen sie, was ihre Nahrung anbelangt, keine grossen Ansprüche – vorausgesetzt, sie ist pflanzlich.»
Daher eignen sich die Tiere ausgezeichnet als «Rasenmäher» für steile Hänge, Bahndämme oder unwegsame, strukturreiche Naturschutzgebiete, bewachsen mit Brombeeren oder Ausläufer bildendem Schwarzdorn. Ein Tierverbiss ist gemäss Zbinden ideal, da dieser einen starken Neuaustrieb hemme. Ein sauberes Schneiden oder Abmähen dagegen würde den Wuchs stark fördern.
Im Einsatz für Pro Natura
Einer der jüngsten Einsätze der Itinger Geissen war an der Autobahnböschung der A2 in Itingen, wo sie zum Schutz des dort gedeihenden Bienen-Ragwurzes, einer heimischen Orchideenart, aufkommendes Gehölz verputzten. Im Auftrag des Natur- und Vogelschutzvereins Tenniken befreite eine Herde von sieben Pfauenböcken innert vier Tagen im «Rintel» einen Hang von Schwarzdornaustrieb. Auch Landwirte, Gärtner und Privatpersonen, die ein «schwieriges» Stück Land pflegen müssen, können die vierbeinigen «Mähmaschinen» mieten.
Mittlerweile sind Thomas Zbinden und seine Ziegen auch beim Pro-Natura-Projekt Aktion Hase und Co. als Pflegebetrieb involviert. Dabei geht es darum, vielfältigere Lebensräume für «Hase und Co.» im Kulturland zu schaffen und deren Vernetzung zu verbessern. Dabei kommen aber nicht nur die Ziegen zum Einsatz, sondern auch ihr Halter mit seinem Hangmäher.
Von April bis November sind drei Herden mit je sechs bis sieben Ziegen der Pro-Specie-Rara-Rassen Nera Verzasca, Capra Grigia und Pfauenziegen im Gelände am Fressen. Die kalte Jahreszeit verbringen die Tiere in ihren Winterquartieren in Itingen.