Bauernfamilie Niklaus spürt das Virus – im positiven Sinn
Der Appell, Kontakte zu anderen Menschen einzuschränken, hat manchen Supermarkt-Kunden auf den Hofladen gebracht. Bäuerin Jeannette Niklaus registriert eine spürbare Zunahme der Verkäufe. Regio-Mehl sowie Kartoffeln und Äpfel ...
Bauernfamilie Niklaus spürt das Virus – im positiven Sinn
Der Appell, Kontakte zu anderen Menschen einzuschränken, hat manchen Supermarkt-Kunden auf den Hofladen gebracht. Bäuerin Jeannette Niklaus registriert eine spürbare Zunahme der Verkäufe. Regio-Mehl sowie Kartoffeln und Äpfel sind besonders gefragt.
Peter Stauffer
«Zu Beginn der Notmassnahmen des Bundesrats waren vor allem haltbare Lebensmittel gefragt. Kernotto und Risotto sind uns beinahe ausgegangen», erzählt Jeannette Niklaus der «Volksstimme». Es sei offensichtlich gewesen, dass die Leute anfänglich vor allem bemüht waren, ihre Notvorräte aufzufüllen. Im Verlauf der Wochen habe sich das Einkaufsverhalten wieder normalisiert.
Eine deutliche Umsatzsteigerung stellte Niklaus vor allem bei Mehl aus regionalen Mühlen, Kartoffeln und Äpfeln fest. Aber auch viele Dörrfrüchte und andere, länger haltbare Lebensmittel seien über den Ladentisch gegangen. Dank guter Zusammenarbeit mit anderen Hofläden seien die Kundinnen und Kunden nie vor leeren Regalen gestanden, so die Bäuerin.
Niklaus ist überzeugt, dass das schöne Wetter dazu beigetragen hat, dass deutlich mehr Kunden – seien es Wanderer oder Velofahrer, also quasi Laufkundschaft – ihren Hofladen aufgesucht haben. Sie habe aber auch festgestellt, dass vermehrt Autos mit Aargauer oder Solothurner Kennzeichen auf dem Hofplatz gestanden seien. Der Besuch von auswärtigen Kunden – zu einem beträchtlichen Teil Neukunden – habe stark zugenommen.
Niklaus schätzt die Umsatzzunahme in den vergangenen zwei Monaten auf rund 20 Prozent. Sie führt dies jedoch nicht ausschliesslich auf «Corona» zurück. Sie habe voriges Jahr im Hofladen die Verkaufsfläche – und damit auch das Angebot – vergrössert, zudem habe Anfang dieses Jahres der einzige Dorfladen geschlossen. Und sicher habe sich die Bezahlmöglichkeit mit Twint ebenfalls positiv ausgewirkt.
Der aktuellen Situation ist, wie in anderen Lebensmittelgeschäften, die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln vor dem Eingang geschuldet. «Es ist uns aber nie eine Flasche entwendet worden, obwohl wir diese nicht angebunden haben», erklärt Jeannette Niklaus mit einem Lachen.
Neben dem häufigen Desinfizieren von Ablageflächen, Griffen und Türfallen hat die Lockdown-Situation vor allem das vermehrte Auffüllen der Tablare und Körbe sowie auch die Produktion von Backwaren und Konfi Mehrarbeit verursacht. Durch Corona bedingt sind auch textile Gesichtsmasken erhältlich, die eine Schneiderin aus dem Dorf näht.
Niklaus ist überzeugt, dass trotz Lockerungen der Quarantäne die «Hochkonjunktur» in den Hofläden anhalten wird – vor allem jetzt während der Spargel- und anschliessend in der Kirschenzeit. Die Kundschaft suche vermehrt regionale Frischprodukte, nach dem Motto «Da weiss man, was man hat».