(Bald sind Landratswahlen. Über 560 Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich. In der Presse hat man uns alle zur Genüge vorgestellt.)
Dem armen Wähler stockt das Blut
ob dieser Kandidatenflut.
Tagelang muss er sich quälen:
Gopfriedstutz wen soll man ...
(Bald sind Landratswahlen. Über 560 Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich. In der Presse hat man uns alle zur Genüge vorgestellt.)
Dem armen Wähler stockt das Blut
ob dieser Kandidatenflut.
Tagelang muss er sich quälen:
Gopfriedstutz wen soll man wählen?!
Die Damen, schicklich vorgestellt,
die meisten leicht gedauerwellt,
wie das üblich ist bei Frauen,
erwecken allgemein Vertrauen.
Dann die vielen hundert Mannen:
Aufrecht wie die Wettertannen.
Sie wirken tüchtig und gescheit,
bekämpfen Arbeitslosigkeit,
versprechen uns mehr Energie
und Aufschwung in der Industrie
und eventuell auch höhern Lohn
und rasche Strassenkorrektion.
Sie sind dynamisch, ungebeugt,
und von sich selber überzeugt.
Deshalb möchte ich Euch raten:
wählt diesmal alle Kandidaten!
Fünfhundertsechzig an der Zahl!
Es ist vielleicht das letztemal
dass wir unsern Landrat wählen!
Warum? – ich will es Euch erzählen:
Es dauert nur noch kurze Zeit,
dann kann man, bald ist es so weit,
zwischen Aesch und Gelterkinden
keinen Böschen Gras mehr finden!
Kein Wiesland und kein Acker mehr!
Nur Beton, Asphalt, Blech und Teer.
Drum wird,
da ist man sich wohl schlüssig,
ein «Landrat» gänzlich überflüssig.
Ormalingen, 18. März 1983 Bobby
Zum 30. Todestag von Ulysse «Bobby» Falconnier erinnern wir den ganzen Februar hindurch in jeder Ausgabe mit einem seiner Verse an den legendären «Volksstimme»-Dichter-Kolumnisten.