Charles Brauer liest Patricia Highsmith
Auch dieses Jahr hat die traditionelle Lesung von «Kultur Böckten» mit Charles Brauer ein grosses Publikum angezogen. Diesmal standen die Erzählungen einer Frau auf dem Programm, nämlich von der Amerikanerin Patricia Highsmith – inklusive ...
Charles Brauer liest Patricia Highsmith
Auch dieses Jahr hat die traditionelle Lesung von «Kultur Böckten» mit Charles Brauer ein grosses Publikum angezogen. Diesmal standen die Erzählungen einer Frau auf dem Programm, nämlich von der Amerikanerin Patricia Highsmith – inklusive einheimischer Überraschung.
Barbara Saladin
Auch 2020 ist eine schöne Tradition am ersten Sonntag des neuen Jahres weitergeführt worden: Die Lesung von Charles Brauer, organisiert vom Verein Kultur Böckten. Dieses Mal las der 84-jährige Schauspieler das erste Mal aus dem Werk einer Frau, nämlich der amerikanischen Schriftstellerin Patricia Highsmith. Dank der Verfilmung ihres ersten Romans «Zwei Fremde im Zug» durch Alfred Hitchcock erlangte sie weltweit Berühmtheit. Weniger bekannt sind andere ihrer Geschichten, die tief ins Leben und in die Gefühle von ganz einfachen Menschen blicken lassen.
Etwa von Mrs. Robertson, einer leicht verbitterten Frau, die im Park auf ihren kleinen Sohn Philipp aufpasst, und der es gar nicht gefällt, als dieser einen neuen Freund findet: Dickie, das Kind einer Blonden mit Geliebtem, das sie im Verdacht hat, nicht sehr reinlich zu sein. «Die stille Mitte der Welt» – die erste von drei Geschichten, die Charles Brauer vorlas – liess das Publikum immer wieder schmunzeln.
Von den Nöten und Knörzen normaler Leute berichtete auch die nächste Geschichte «Ich bin nicht so tüchtig wie andere», in der Ralph an der Tatsache verzweifelt, dass sein Nachbar einfach handwerklich begabter ist als er und sowieso mehr auf die Reihe kriegt. Die letzte Geschichte spielte zwischen Paris und Cannes und endete – Patricia Highsmith wird ja oft als Krimischriftstellerin bezeichnet – dann doch noch mit einem Mord. Die letzten etwa zehn Jahre ihres Lebens verbrachte die Autorin übrigens im Tessin, wo sie 1995 im Alter von 74 Jahren starb.
Eine Böckter Autorin
Eine Überraschung zum Schluss hielt Brauer auch noch bereit, nämlich die Kurzgeschichte einer Autorin aus Böckten: Rita Moll. In «Fürio» erzählt sie auf unterhaltsame Weise vom alternden Schrebergärtner Werner, dessen «Lieblingswesen sein Mofa» war, und von seinem Kumpel Karl. Gemeinsam planen sie einen Versicherungsbetrug und … mehr sei hier nicht verraten!
Die Lesung mit Charles Brauer, zu der traditionellerweise über 100 Leute ins Gemeindezentrum Weiermatt kommen, viele darunter Stammgäste, ist der «Hauptact» des Jahres von «Kultur Böckten». Der Verein organisiert je nach Bedarf und Angebot auch andere Veranstaltungen, so etwa Konzerte oder die Weihnachtsbeleuchtung im Dorf. Zug pferd ist aber Charles Brauer, und er wird es auch bleiben. Denn vehement dementierte der Schauspieler entsprechende Gerüchte, dass dies seine letzte Böckter Lesung gewesen sei: «Ich habe nicht vor, es im nächsten Jahr nicht mehr zu machen», betonte er zur Freude des Publikums. Zwar trete er kürzer – aber die traditionelle Neujahrslesung in seinem Heimatort ist davon glücklicherweise nicht betroffen.