70 Jahre «Pfuus» für die Stadtmusik
03.12.2019 Bezirk Liestal, Kultur, PorträtAlex Vogt feiert 70 Jahre Mitgliedschaft bei der Stadtmusik Liestal
Das älteste Mitglied der Stadtmusik Liestal, Alex Vogt aus Liestal, spielt seit rund 70 Jahren mit der Klarinette mit. Er hat hautnah miterlebt, was sich über die Jahrzehnte verändert hat.
Lara ...
Alex Vogt feiert 70 Jahre Mitgliedschaft bei der Stadtmusik Liestal
Das älteste Mitglied der Stadtmusik Liestal, Alex Vogt aus Liestal, spielt seit rund 70 Jahren mit der Klarinette mit. Er hat hautnah miterlebt, was sich über die Jahrzehnte verändert hat.
Lara Uebelhart
Wenn er etwas anpackt, dann macht er es ganz und bleibt dabei, bis es nicht mehr geht. Das sagt Alex Vogt über sich. Seit 70 Jahren ist der Liestaler Mitglied der Stadtmusik Liestal, mittlerweile ist er Ehrenpräsident, sowie kantonaler und eidgenössischer Veteran. Der 83-Jährige war schon 1949 bei der Gründung der Stadtmusik Liestal dabei, als diese noch «Knabenmusik» hiess. Damals war er 13 Jahre alt.
Die Wahl, ob er Musik machen wolle, habe es nicht wirklich gegeben. Schon sein Vater habe mitgemacht und so war es auch für Vogt und seine Brüder Pflicht. Seine Cousine war übrigens die erste Frau, die gesamtschweizerisch einer Knabenmusik beitrat. «Es gab Widerstand von einigen Knaben. Jedoch war ihr Vater, also mein Onkel, der Präsident. Da konnten sie nicht viel dagegen machen», erinnert sich Vogt.
Ab 1955 war er Mitglied der Stadtmusik Liestal und nur zwei Jahre später wurde er in den Vorstand gewählt, später zum Präsidenten. Dieses Amt übte er während 22 Jahren aus. Irgendwann holte ihn der technologische Fortschritt ein und er entschied sich für den Rücktritt. «Ich habe keinen Computer. Da fand ich, das könne auch jemand anderes übernehmen», sagt Vogt.
35 Jahre ein «Rotstäbler»
Bis heute spielt er noch bei der Stadtmusik Liestal mit, genug «Pfuus» für die Klarinette habe er noch, nur mit den Händen werde es langsam schwieriger, so Alex Vogt. Die eine Hand musste er bereits operieren lassen, die andere werde folgen, dazu komme Muskelschwund. Doch er wolle bleiben, bis es nicht mehr geht.
Alex Vogt ist nicht nur ein ausserordentlich treuer Stadtmusikant. Bis 2015 gehörte er dem Ensemble des «Rotstab-Cabarets» an, 35 Jahre insgesamt. Dazugestossen sei er, nachdem er beim Silvesterkonzert im Hotel Engel von einem Kabarettisten beim Theaterspielen beobachtet worden sei.
Das «Rotstab-Cabaret» sei immer «glatt» gewesen, erzählt der Veteran. Die Proben hätten oft für Lacher gesorgt. Und auch wenn Vogt bis zum Schluss noch der Schnellste beim Einprägen des Textes gewesen sei, sei es 2015 Zeit für ihn gewesen, aufzuhören. «Ich wollte nicht mit dem Rollator auf die Bühne gehen.» Zum «Rotstab-Cabaret» gehe er immer noch – als Zuschauer. Mittlerweile stehe aber sein Enkel auf der Bühne.
Junge legen sich nicht fest
Heute sei das gar nicht mehr denkbar, dass jemand 70 Jahre bei einem Verein bleibe, so Vogt. Da haben sich die Zeiten geändert. «Jeder Verein hat Probleme mit dem Nachwuchs», erklärt er. «Heute ist die Palette an Möglichkeiten so gross, da will man sich nicht mehr binden.» Erkennbar sei dies an der Zahl der Mitglieder. Heute zählt der Musikverein um die 32 Mitglieder, während früher 50 bis sogar 70 Mitglieder aktiv mitspielten.
Nicht nur die Anzahl, sondern auch die Gewohnheiten der Musiker haben sich verändert. Alex Vogt erinnert sich: «Früher sind wir nach der Probe alle zusammen in die Beiz gegangen, haben gejasst und ‹töggelet›.» Mittlerweile gingen die meisten nach der Probe direkt nach Hause, übrig seien immer die gleichen, maximal sieben Leute. Das sei schade, störe ihn aber nicht weiter. Aber es seien schöne Erinnerungen: «Manchmal standen wir in der Beiz auf den Stühlen und spielten noch eine Runde.»
Auch an die Konzerte erinnert sich Alex Vogt gerne. Diese seien immer toll gewesen. Und manchmal ging die Stadtmusik gemeinsam auf Bergtouren oder andere Ausflüge. Eine positive Veränderung bei der Stadtmusik Liestal sei für ihn das musikalische Niveau. «Die Dirigentin verlangt etwas. Früher hat man einfach etwas gespielt. Heute ist man genauer und strenger.» Das sei gut so, denn auch das Publikum erwarte mehr als früher.
Kein Ende in Sicht
Verändert habe sich ebenfalls das musikalische Programm. Früher gab es vor allem Ouvertüren und Märsche, heute sei das Repertoire moderner. Doch er spiele alles gerne. So mag er «Hey Jude» von den «Beatles», aber auch Märsche gehören für ihn weiterhin dazu. Seit 70 Jahren prägt Alex Vogt die Stadt Liestal und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Am vergangenen Samstag beteiligte sich die Stadtmusik zusammen mit dem «Martino-Chor» an der «Lichtblicke»-Kulturnacht Liestal. Und am Sonntag lud sie zu ihrem alljährlichen Adventskonzert ein.