MEINE WELT
29.11.2019 GesellschaftBlack Friday
Sagt Ihnen das etwas? Selbstverständlich, Sie sind ja nicht von gestern. Nicht wie ich, der nicht mal Kaffee TOGO versteht, Sie erinnern sich … Jedenfalls ist der heute, der Schwarze Freitag, der wiederum nichts mit dem ebenso genannten Tag des ...
Black Friday
Sagt Ihnen das etwas? Selbstverständlich, Sie sind ja nicht von gestern. Nicht wie ich, der nicht mal Kaffee TOGO versteht, Sie erinnern sich … Jedenfalls ist der heute, der Schwarze Freitag, der wiederum nichts mit dem ebenso genannten Tag des Börsencrashs in New York vom Oktober 1929 zu tun hat, der dort aber Black Thursday heisst … Da soll mal einer drauskommen. Hoffentlich geraten die funktionellen Mehrsprachler des Passepartout-Schulzeitalters von heute da nicht noch völlig durcheinander.
Auf Wikipedia lese ich, dass im vergangenen Jahr 94 Prozent der Deutschen (zur Schweiz gibt es leider keine Angabe) den Black Friday als Aktionstag kannten. Dabei ist es noch nicht mal zehn Jahre her, seit im deutschsprachigen Raum davon gesprochen wird. In den USA, wo dieser Tag selbstverständlich «erfunden» wurde, gibt’s den Ausdruck auch noch nicht ewig. 1966 soll die Polizei von Philadelphia den Freitag nach Thanksgiving erstmals so genannt haben. Offenbar kein Kosename: Der arbeitsfreie Tag nach dem vierten Donnerstag im November bedeutete für die Gesetzeshüter Mehrarbeit, für den Durchschnittsamerikaner (gibt’s das?) war er der Startschuss zu den Weihnachtseinkäufen.
Natürlich wissen wir mittlerweile alle, worum es geht: Batzeli verdienen! Und mit Englisch geht das schon lange am besten. Wer irgendwo sale liest, denkt nicht zuerst an italienisches Gewürz, sondern sofort an Schnäppchen. Und weil der Black Friday ja eigentlich nur ein Tag ist, bemüht man sich um Verlängerung. Am einfachsten geht das so: Black Friday, 19. – 25. Nov. Da muss man auch erst mal draufkommen. Oder man redet von Black Friday Week, das ist ein wenig besser verständlich. Der PRE black friday SALE ist mir schon letzte Woche per Mail schmackhaft gemacht worden, dabei bringt man den Englischanfängern doch mühevoll bei, dass eben die Wochentage gross zu schreiben wären. Aber eben: Wenn’s um Werbung geht … Da ist schon McDonald’s vor Jahren vorausgegangen mit seinem i’m loving it. Seither schreiben ganze Schülergenerationen dieses verd… kleine i – und man bringt’s nicht mehr weg! Und wenn dann die Woche unwiederbringlich vorüber ist, wartet schon der Cyber Monday. Dabei hat ein Konsumentenmagazin herausgefunden, dass die Rabatte an diesen Tagen «künstlich aufgeblasen» seien und die Angebote später besser würden. Item: Ohne Englisch geht gerade in der Werbung nichts. Ein Anbieter fordert mich (wieder per Mail) auf, «im Adventskalender täglich eine Schätzfrage über einen Brand Partner» von ihm zu beantworten. Ich erschrecke nur kurz beim Gedanken an einen Pyromanen. Weil es dann coole Gutscheine zu gewinnen gibt, schwenkt das Gehirn wieder auf Englisch um und merkt: Aha, brand = Marke! Aber seltsam geschrieben ist es ja trotzdem, da fehlt doch mindestens ein Bindestrich.
Ich wünsche Ihnen heute trotzdem ein paar gute Deals beim Shoppen – und ausserdem Happy Birthday. Wer gemeint ist, weiss es schon.
Kuri Wirz, Gelterkinder von Geburt und aus Passion