Gemeinde soll das Marabu kaufen
28.11.2019 Bezirk Sissach, Gelterkinden, KulturGemeinderat beantragt 1,85 Millionen für das Kulturlokal
Der Kauf des Marabus in Gelterkinden ist an der nächsten Gemeindeversammlung traktandiert. Der Gemeinderat will von den Einwohnerinnen und Einwohnern die Erlaubnis, das Kulturlokal für 1,85 Millionen Franken zu kaufen und dem ...
Gemeinderat beantragt 1,85 Millionen für das Kulturlokal
Der Kauf des Marabus in Gelterkinden ist an der nächsten Gemeindeversammlung traktandiert. Der Gemeinderat will von den Einwohnerinnen und Einwohnern die Erlaubnis, das Kulturlokal für 1,85 Millionen Franken zu kaufen und dem Verein im Baurecht abzugeben.
Michèle Degen
Rund zwei Jahre ist es her, dass die Generalversammlung des Vereins Kultur Marabu beschlossen hat, dass der Verein die Liegenschaft, in der sich das Kulturlokal befindet, kaufen möchte. Seither hat er eine Arbeitsgruppe gebildet, die das Projekt Kauf und Sanierung des Marabus weiterverfolgt und ausgearbeitet hat.
«Jetzt geht es richtig los», sagt Hans Buser, der das Projekt Marabu 2020 betreut. An der Generalversammlung von gestern Abend hat er das nun ausgereifte Konzept den Vereinsmitgliedern vorgestellt. Die erste Hürde ist damit geschafft. Schon bald steht jedoch eine deutlich höhere bevor. Denn der Gelterkinder Gemeinderat beantragt an der Gemeindeversammlung vom 11. Dezember die Einwilligung der Einwohnerinnen und Einwohner, die Liegenschaft an der Schulgasse 5 zu kaufen. 1,85 Millionen Franken sollen die Gelterkinder dafür sprechen.
Sanierung für 3,35 Millionen Franken
Angedacht ist, dass die Gemeinde die Liegenschaft, die sich derzeit in Privatbesitz befindet, nach dem Kauf einer noch zu gründenden Stiftung im Baurecht abgibt, erläutert Buser. Die Stiftung wird voraussichtlich grösstenteils aus den Mitgliedern der heutigen Projektgruppe bestehen. Die Gemeinde verkauft der Stiftung das Gebäude zu einem symbolischen Preis von 1 Franken. Für das Grundstück zahlt die Stiftung der Gemeinde künftig einen Baurechtszins. Sie würde also das Grundstück von der Gemeinde mieten, während das Gebäude der Stiftung gehört. Sie ist dann für deren Sanierung und Verwaltung zuständig und der Verein bleibt weiterhin einfacher Mieter. Der Gemeinderat sei mit diesem Vorschlag an den Verein Kultur Marabu Gelterkinden herangetreten. Dies sei eine gute Lösung: «Es ist einfacher für uns, den wiederkehrenden Baurechtszins aufzubringen, als auf einen Schlag 1,85 Millionen Franken aufzutreiben», sagt Buser.
Nun müssen die Einwohnerinnen und Einwohner noch ihre Zustimmung erteilen. Abgestimmt wird darüber, ob die Gemeinde die Parzelle erwerben soll, ob das Gebäude auf der Parzelle für den symbolischen Preis von 1 Franken an die Stiftung abgetreten und ob die Parzelle im Baurecht an die Stiftung abgegeben werden soll. «Es wäre ein Verlust für unsere Gemeinde und für die ganze Region, wenn das Marabu schliessen müsste», schreibt der Gemeinderat in der Einladung zur Versammlung.
Kann die Stiftung das Gebäude so übernehmen, möchte sie dieses modernisieren und einiges umbauen, um Arbeitsabläufe zu verbessern. Die augenfälligste bauliche Veränderung wird dabei die Vergrösserung des Foyers sein. Künftig sollen Sitzgelegenheiten angeboten werden können. Dann könnte der Eingangsbereich auch für kleinere Anlässe genutzt werden. Das Projekt sieht vor, es um den Eingangsbereich sowie die angrenzenden Räumlichkeiten zu erweitern.
Die Betreiberinnen der beiden betroffenen Geschäfte müssen dann ihre Läden räumen. Das wird aber erst in eineinhalb Jahren der Fall sein. «Wir haben die Ladenbetreiberinnen informiert. Sie wussten aber bereits, dass Veränderungen auf sie zukommen werden», sagt Buser. Sofern sich die beiden das vorstellen könnten, werde man prüfen, ob die Geschäfte an einem anderen Ort in der Liegenschaft untergebracht werden könnten, sagt Buser. Zum Beispiel in den Räumen der ehemaligen Arztpraxis von Peter Gysin, der Ende September in Pension gegangen ist.
Auch die Bar soll erneuert werden und ein neues Getränkelager erhalten. Die Toiletten werden saniert und eine rollstuhlgängige Toilette soll eingebaut werden. Weiter soll der Veranstaltungssaal erneuert werden. Dazu gehören neue Böden, eine Auffrischung von Wänden und Decken, eine neue Lüftung sowie Elektroinstallationen. Die Kellerräume sollen zu Proberäumen umgebaut werden. Zudem soll die Haustechnik modernisiert werden. Auch von aussen soll das Marabu einen neuen Anstrich erhalten. «Wir möchten trotz der vielen Änderungen möglichst sanft renovieren, um den Charme des Gebäudes zu erhalten», sagt Buser.
Kosten soll das ganze Projekt 5,2 Millionen Franken. 1,85 Millionen entfallen auf den Kauf der Liegenschaft, der eben von der Gemeinde übernommen werden soll. Weitere 2,5 Millionen Franken erhofft sich der Verein aus dem Swisslos-Fonds. Einen entsprechenden Antrag hat der Verein am 11. September eingereicht. Dessen Bescheid hänge jedoch auch mit dem Ergebnis der Gemeindeversammlung zusammen.Wenn diese dem Kauf nicht zustimmt, sinken auch die Chancen, dass der Fonds das beantragte Geld spricht.
Umbau soll Mitte 2021 starten
Die restlichen 850 000 Franken sollen durch Stiftungen, Spenden und Rabatte zusammenkommen. Der Verein Marabu selbst steuert insgesamt 100 000 Franken bei. Mit der Frage, wie Spenden akquiriert werden können, beschäftigt sich eine Projektgruppe der Fachhochschule Nordwestschweiz. Sie generiert Ideen, wie man an Spender gelangen könnte. Die Erweiterung des Foyers, die 133 500 Franken kostet, soll durch Publikumsspenden finanziert werden. Als kleine Belohnung würden unter den Spendenden zweimal zwei Jahreseintritte verlost werden.
Die Stiftung, welche das Gebäude übernehmen und verwalten würde, wird erst gegründet, wenn der Grossteil der Finanzierung gesichert und das Projekt so gut wie in trockenen Tüchern ist. Die Beiträge von Gemeinde und Kanton sind an die Bedingung geknüpft, dass 80 Prozent der Mittel zugesagt sind. Wenn die Gemeinde dem Kauf der Liegenschaft zustimmt und der Swisslos-Fonds die angestrebten 2,5 Millionen Franken ebenfalls spricht, ist dieses Ziel bereits erreicht.
Geplant ist, dass bis Ende des kommenden Jahres 100 Prozent der finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Im besten Fall könnten die Bauarbeiten Mitte 2021 beginnen. Im darauffolgenden Juni soll das neue Marabu eröffnet werden.