Die Liestaler Feuerwehr wird zum KMU
26.11.2019 Bezirk Liestal, Bezirk WaldenburgLiestal, Lupsingen, Arisdorf, Hersberg, Seltisberg und das solothurnische Büren bilden ab 1. Januar 2020 gemeinsam die Stützpunktund Regionalfeuerwehr Liestal. Der Kommandant und drei Abteilungsleiter werden vollamtlich tätig sein. Davon soll auch der Milizgedanke ...
Liestal, Lupsingen, Arisdorf, Hersberg, Seltisberg und das solothurnische Büren bilden ab 1. Januar 2020 gemeinsam die Stützpunktund Regionalfeuerwehr Liestal. Der Kommandant und drei Abteilungsleiter werden vollamtlich tätig sein. Davon soll auch der Milizgedanke profitieren.
Tobias Gfeller
Mit einer für den Kanton Baselland neuartigen Teilprofessionalisierung startet die Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal in eine neue Ära. Sowohl der designierte Kommandant Roger Salathe wie auch die Abteilungsleiter Administration, Ausbildung und Technik werden von den sechs beteiligten Gemeinden vollamtlich angestellt sein. Bis anhin waren nur Salathe als Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Liestal und der Gerätewart mit gemeinsam 160 Stellenprozenten als Angestellte der Stadt Liestal «professionelle» Feuerwehrleute.
Am Grundsatz der Milizfeuerwehr soll aber auch im neuen Feuerwehrverbund festgehalten werden, betont Daniel Goepfert, externer Projektleiter und langjähriger Stellvertreter des Baselbieter Feuerwehrinspektors Werner Stampfli, gestern an einer Medienkonferenz. Die Teilprofessionalisierung soll den Milizgedanken sogar stärken. «Weil die vier vollamtlich Angestellten kleinere Einsätze wie ausgelaufenes Öl unter einem Auto und administrative Aufgaben künftig effektiver abwickeln können, werden dadurch die Milizfeuerwehrleute entlastet.»
Magazine in Liestal und Büren
Die nötig gewordene Entlastung der rund hundert Milizfeuerwehrleute sei eine Folge der laufend steigenden Herausforderungen, erklärt Daniel Goepfert. «Weil im Vergleich zu früher die Feuerwehrleute mehrheitlich nicht mehr dort arbeiten, wo sie Feuerwehr machen, dauert es heute länger, bis sie bei einem Alarm im Magazin sein können.» Die Feuerwehren sind immer mehr darauf angewiesen, Personal stets in der Nähe – am besten gleich beim Magazin selber – stationiert zu haben. Das sei mit der Teilprofessionalisierung garantiert.
Auch die Einsätze würden immer komplexer, verrät Goepfert und erwähnt als Beispiel Solaranlagen und Elektrofahrzeuge. «Man erwartet von uns professionelle Leistungen in einem Milizsystem. Das ist eine Herausforderung.» Daniel Goepfert vergleicht die neue Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr von den Strukturen her mit einem KMU.
Die Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal ist das Ergebnis einer gut einjährigen Planung der sechs beteiligten Gemeinden. Dass mit Büren eine Solothurner Gemeinde dabei ist, erhöhte die Komplexität zusätzlich, weil der Kanton Solothurn über ein anderes Alarmsystem verfügt als Baselland. Hauptsitz des Zweckverbunds ist das bisherige Magazin Stützpunktfeuerwehr Liestal an der Gasstrasse 35. Zusätzlich sind zwei Fahrzeuge im Magazin in Büren stationiert. Das Verbundsgebiet wird von diesen zwei Standorten aus betreut. Die gesetzlichen Bestimmungen über maximale Ausrückzeiten werden eingehalten, versichert der designierte Kommandant Roger Salathe. Beim Material wurde das Beste aus den bestehenden Feuerwehren zusammengetragen.
Ursprungsprojekt gescheitert
Am Ursprung dieses Zusammenschlusses steht das Projekt Florian, mit dem 2016 die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung «die Rettung der Milizfeuerwehr» plante. 14 Gemeinden zwischen Liestal und Bretzwil hätten zu einem Verbund zusammengeschlossen werden sollen. Doch schon bald scherten einzelne Gemeinden aus. Darunter der Verbund Wildenstein mit Bubendorf, Ziefen und Ramlinsburg. Man habe eine intakte Feuerwehr und wolle auch künftig nicht darauf verzichten, begründete der damalige Gemeindepräsident Erwin Müller das Ausscheren Bubendorfs. Weil immer mehr Gemeinden nicht mehr mitmachen wollten, wurde «Florian» sistiert.
2018 begannen die sechs übrig gebliebenen Gemeinden mit den Planungen für die Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Liestal. Sowohl Kommandant Roger Salathe wie auch Lupsingens Gemeinderat Sascha Schob, der als Präsident der Betriebskommission die Interessen der Gemeinden vertritt, zeigen sich offen gegenüber möglichem Interesse anderer Gemeinden. Vordergründig stehe die Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr aber mit sechs Gemeinden. Darauf seien die Planungen und Strukturen zurzeit auch ausgerichtet. Käme eine weitere Gemeinde hinzu, müsste man unter anderem über ein weiteres Magazin nachdenken – je nachdem, um welche Gemeinde es sich handelt. Für eine kleinere Gemeinde wie Lupsingen sei der Zusammenschluss mit anderen Gemeinden essenziell, betont Sascha Schob. «Rein personell und vom Material her konnten wir unsere Feuerwehr nicht mehr aufrechterhalten.»