«Wer aktiv ist, wird schnell heimisch»
29.11.2019 Bezirk Sissach, WintersingenHelene Marchand bietet im Dorf Yogakurse an
Für Yoga-Therapeutin und -Lehrerin Helene Marchand ist Wintersingen ein kulturell und landschaftlich attraktives Dorf. Ein Stadtquartier in Basel biete nicht mehr Freizeitaktivitäten, ist sie überzeugt.
Clara ...
Helene Marchand bietet im Dorf Yogakurse an
Für Yoga-Therapeutin und -Lehrerin Helene Marchand ist Wintersingen ein kulturell und landschaftlich attraktives Dorf. Ein Stadtquartier in Basel biete nicht mehr Freizeitaktivitäten, ist sie überzeugt.
Clara Rohr-Willers
Beim Eintreten in das Haus von Helene Marchand und Lukas Hanauer in der Wintersinger Buchgasse fällt als erstes die warme Stimmung der Räumlichkeiten auf. In der grossen Küche backt Hanauer gerade Hunderte von Sablés für Lennart, der die Kekse am nächsten Tag mit seiner Klasse an einem Herbstmarkt verkaufen möchte. Helene Marchand mit ihrem unverkennbaren freundlichen Wesen sitzt am grossen Holztisch und offeriert eine Tasse Tee.
Die Renovation des 237-jährigen «Liebhaberobjekts», wie es vor dem Kauf angepriesen worden war, ist ein Gemeinschaftswerk dieses Basler Paars. Wintersingen ist im Schweizer Kataster für schützenswerte Dorfbilder eingetragen und das Kleinbauern- und Posamenter-Haus hat den Status «erhaltenswert». «Wir sind ungefähr die sechsten Besitzer dieses Hauses und haben bei den Renovationen versucht, in den älteren Hausbereichen Naturmaterialien wie Holz, Lehm, Kalk und Wolle zu verarbeiten», schildert Hanauer. «Die neueren Teile wiederum zeigen wir auch als neu, indem wir Glas und Metall eingesetzt haben.»
Das Haus ist alleinstehend in einen Hang eingebettet und hat eine dazugehörende Scheune, die in den nächsten Jahren ebenfalls restauriert werden soll. «Wir möchten sie für Kulturelles wie Helenes Yogakurse, weitere Bewegungskurse, Spirituelles und Kunsthandwerk nutzen.»
Waldputzete, Herbschte und mehr
Ein Stadtquartier in Basel biete nicht mehr Freizeitaktivitäten, sind beide überzeugt. «Ich finde es gewaltig, was hier läuft», sagt Marchand und nennt zahlreiche Anlässe wie die «Waldputzete», das Fisch- und Spargelessen, den Bauernbrunch, die «Kinoabende in der Kirche» oder das «Herbschte». «Wer aktiv ist, wird in Wintersingen schnell heimisch», betont die 52-jährige Yogatherapeutin mit einem Universitätslizenziat in Sprachen.
«Als wir vor bald sechs Jahren aus der Stadt ins Oberbaselbiet gezogen sind, machten die beiden Kinder und heutigen Teenager sofort Bekanntschaft mit ihrem Umfeld», sagt Marchand. Sie erinnert sich gut an die Begegnung mit der ebenfalls neu zugezogenen Pfarrerin Sonja Wieland während eines Gottesdienstes im Garten vor dem Pfarrhaus. «Sie ermöglichte mir, erste Yogastunden in Räumlichkeiten des Pfarrhauses geben zu können.»
Die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner erlebe sie als offen für Neues. «40 Wintersinger meldeten sich spontan für meinen allerersten Yogakurs an», erinnert sich die Therapeutin, die von der Baslerin Salome Noah und von Stephen Thomas in Zürich ausgebildet wurde. «Ursprünglich stammt meine Art Yoga zu praktizieren, aus einer Linie, die stark auf die Ausrichtung, das ‹Alignment› achtet», erklärt sie. «Während gewisse Stilrichtungen sehr kompetitiv und automatisiert sind, ziehe ich ein anatomisch geprägtes Yoga mit viel Raum für physiologisch natürliche Bewegung vor. Ich möchte Yoga für alle anbieten, unabhängig von der körperlichen oder seelischen Verfassung.»
«Kulturschüüre ist sehr wertvoll»
Die treuen Schülerinnen und Schüler in den sechs Kursen, die sie wöchentlich im Baselbiet und in der Stadt gibt, bestätigen sie in ihrer Wahl. «Meine Integration beschleunigt haben auch die Übernahme des Aktuariats im Vorstand des Frauenvereins und die Aufgabe der Leitung im Seniorenturnen.»
«Als wir von der Stadt in die Landschaft zogen, suchten wir nach einem Haus, in dem man etwas Kulturelles auf die Beine stellen kann», erklärt Helene Marchand, die in der Administration des Iberoromanischen Seminars an der Universität Basel arbeitet. Nach jahrelangen Renovationen des Wohnhauses sei der Umbau der Scheune das nächste Projekt. «Vorbild sind für uns die beiden Ur-Wintersinger Silvia und Dieter Flückiger mit der Scheune an der Hauptstrasse 70», sagt sie, die ihre Yogakurse seit Mai 2018 in der «Kulturschüüre 70» durchführt. «Mit ihrem vielfältigen Angebot ist die ‹Kulturschüüre› sehr wertvoll für uns Wintersingerinnen und Wintersinger.»
Silvia Flückiger selber beschreibt es als «kunterbuntes, interessantes und lebendiges Gemisch von Veranstaltungen» und nennt unterschiedliche Konzerte, Märchenstunden, Kunsthandwerk, Yogakurse oder den Pilzkurs, den Sohn Lukas Flückiger Anfang November durchgeführt hat. «Wir leben sehr ruhig mitten in einer schönen Landschaft und mit einer halbstündigen Fahrt nach Basel dennoch nicht abgelegen», schildert Dieter Flückiger, der die guten sozialen Kontakte mit der Nachbarschaft und das Integriertsein im Dorf sehr schätzt. Wie Helene Marchand und Lukas Hanauer sehen sich Flückigers als «gesellige Menschen».
«Die Schüüre 70 gibt es, so wie sie jetzt ist, seit bald zwei Jahren. Aus diesem zuvor unbenutzten leeren Raum mitten im Dorf wollten wir einen Ort der Begegnungen und diversen Aktivitäten machen», sagt das Ehepaar Flückiger. In Anbetracht der vielen potenziellen Nutzer der «Schüüre», darf sich Wintersingen auf einen weiteren kulturellen Treffpunkt im Hause Marchand/Hanauer freuen.