«Kanada wäre ein Traumziel»

  07.11.2019 Eishockey, Sport

Fiona Stehrenberger hat ein aussergewöhnliches Hobby. Die 16-Jährige ist bei mehreren Mannschaften als Eishockey-Goalie im Einsatz – in Olten bei den Junioren und in Neuenburg sogar national auf höchster Ebene bei den Frauen.

Lukas Müller

Wenn Pucks in hoher Geschwindigkeit auf sie zufliegen, wenn Spieler auf sie zubrausen, wenn vor ihrem Tor also viel «Traffic» herrscht, dann fühlt sich Fiona Stehrenberger so richtig in ihrem Element. Die junge Zunzgerin ist Eishockey-Torhüterin – ein nicht alltägliches Hobby. Fiona Stehrenbergers Familie wohnt in Zunzgen. Und von hier aus ist es nicht weit zur Kunsteisbahn. Rasch war klar, dass die junge Fiona Eissport betreiben wollte, aber Eiskunstlaufen hat ihr nicht zugesagt. So wechselte sie 2009 zum Hockey, dem Sport, den ihr älterer Bruder bereits ausübte.

Bei den Puckjägern gefiel es ihr auf Anhieb. «Das Faszinierende an dieser Sportart ist die Geschwindigkeit, die Power. Dazu der Teamspirit, das heisst, die Höhen und Tiefen gemeinsam zu erleben und zu meistern.»

Auf Juniorenstufe spielte die junge Frau ausser beim EHC Zunzgen-Sissach auch für Rheinfelden und Basel. Aktuell steht sie beim EHC Olten für die U17-Junioren zwischen den Pfosten – und zum ersten Mal auch in einer Frauenliga: Auf dieses Jahr hin wechselte sie nach Neuenburg in die dortige Frauen-Equipe in der höchsten Liga, der Swiss Women’s Hockey League A. Die Trainings absolviert sie jedoch in Basel.

Ein Stil ist nicht zu kopieren
«Es ist jedes Jahr dasselbe. Man muss von Anfang an gute Leistung bringen, der Rest kommt dann von selbst», sagt Stehrenberger auf die Frage, wie sie im männerdominierten Eishockey-Umfeld zurechtkommt. Und wie sie zu guten Leistungen kommt, weiss sie genau: «Wichtig ist vor allem das Positionsspiel. Wenn du in guter Position bist, dann kannst du sieben bis acht von zehn Schüssen parieren», sagt die Nachwuchshüterin. «Um auf Fangquoten von mehr als 90 Prozent zu kommen, braucht es zudem Reaktion und antrainierte Reflexe.» Technik und Spielübersicht würden weiterhelfen, ebenso wie die nötige Ruhe und Konzentrationsfähigkeit.

Alle Sportler müssen mit Druck und mit Misserfolgen leben können. Fiona Stehrenberger hat das bisher gut hinbekommen. Auch die Mehrfachbelastung durch die Schule hat sie gut im Griff. Bereits in der Sekundarschule durfte sie dienstags und donnerstags fürs Training Lektionen verpassen und anschliessend den Schulstoff nachholen. Aktuell besucht sie am Gymnasium Liestal die Sportklasse.

Wenn die Zunzgerin Eishockeyspiele mit verfolgt, dann schaut sie gerne auf den Goalie und beobachtet, wie er sich in verschiedenen Spielsituationen verhält. Schlussmänner aus der amerikanisch-kanadischen National Hockey League wie beispielsweise Sergei Bobrowski, Marc-André Fleury und Elvis Merzlinkins, aber auch ein Leonardo Genoni aus der Schweizer Liga haben es ihr besonders angetan. «Man kann von jedem Goalie etwas abschauen, aber einen einzelnen Spielstil kopieren, das kann man nicht», ist die Oberbaselbieterin überzeugt.

Hunger nach mehr
In der noch jungen Saison ist Fiona Stehrenberger für den EHC Olten in beiden absolvierten Spielen zum Einsatz gekommen. Bei Olten ist sie als Frau übrigens nicht ganz allein. Eine Spielerin aus Herrischried – Franziska Ruess – spielt ebenfalls in diesem Junioren-Team. Schon mitten in der Meisterschaft befindet sich die Torhüterin mit den Frauen der Neuchâtel Hockey Academy. Die Neuchâteloises haben in der höchsten Spielklasse der Swiss Women’s Hockey League in neun Spielen zehn Punkte gesammelt. Fiona Stehrenberger wurde in einem Testspiel und zwei Mal in der Meisterschaft (gegen den ZSC und Weinfelden) eingesetzt – das ist nach ihrem Geschmack zu wenig.

Wer Stehrenberger kennt, weiss, dass sie mehr zum Zug kommen will. Denn die junge Frau hegt einige Ambitionen. So will sie einerseits bei Neuenburg vorwärtskommen und nächstes Jahr andererseits beim Basler Nachwuchs in der U17-Elite, also eine Leistungsklasse höher als aktuell in Olten, als Stammgoalie mitwirken. Auch Länderspiele mit der U18 sind für Stehrenberger in Reichweite, hat sie doch schon mehrere Länderspiele bei der U16 absolvieren dürfen.

Das ganz grosse Traumziel wäre ein Aufenthalt in Kanada oder Schweden – das sind Länder, in denen auch das Frauenhockey gross geschrieben wird. Hierfür ist sie auch fleissig am Sparen.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote