Otto Graf
Im vergangenen Jahr hat die Kirchgemeinde Rothenfluh das der Stiftung Kirchengut gehörende Pfarrhaus, ein Wahrzeichen von Rothenfluh, für rund 600 000 Franken umgebaut. Beide Körperschaften trugen je die Hälfte der Baukosten. Die Wohnung im historischen ...
Otto Graf
Im vergangenen Jahr hat die Kirchgemeinde Rothenfluh das der Stiftung Kirchengut gehörende Pfarrhaus, ein Wahrzeichen von Rothenfluh, für rund 600 000 Franken umgebaut. Beide Körperschaften trugen je die Hälfte der Baukosten. Die Wohnung im historischen Gebäude hat es in sich, denn sie umfasst nicht weniger als zehn Zimmer und einen riesigen dreigeschossigen Estrich. Die Wohnfläche misst über 320 Quadratmeter und ist mit dem heute üblichen Komfort ausgerüstet. Der Mietzins von 2760 Franken monatlich, Nebenkosten inbegriffen, nimmt sich angesichts der doch besonderen Wohnlage, vergleichsweise günstig aus.
Wer einziehen wird, steht noch nicht fest. Das wird durch die Stiftung Kirchengut entschieden, wie Erich Straumann, Interimspräsident der Kirchgemeinde Rothenfluh, gegenüber der «Volksstimme» erklärt. Die Gribi Vermarktung AG hat im Auftrag der Stiftung das Mietobjekt ausgeschrieben.
Das Pfarrhaus im knapp 800 Seelen zählenden Rothenfluh am Fusse der «Roten Flue» hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Wie in der Heimatkunde steht, brannte das wahrscheinlich aus Holz bestehende Gebäude 1534 nach einem Blitzschlag nieder. Dieser machte die neunköpfige Familie des ersten reformierten Pfarrers Johannes Stucky obdachlos. Danach wurde das Haus im neugotischen Stil mit dem Steinmaterial aus der verwaisten St. Georgskirche, die sich im Gebiet Ob Riedmatt unterhalb der Säge befand, wieder aufgebaut, wobei sich der Pfarrer an den Baukosten beteiligen musste.
Ein Badezimmer für das Dorf
Um im 16. Jahrhundert finanziell über die Runden zu kommen, vermietete der Pfarrherr sein Badezimmer – seinerzeit wohl das einzige seiner Art im Dorf – an das Volk, damit sich die Leute sowohl seelisch als auch physisch reinigen und läutern konnten. Zwischenzeitlich wurde das Objekt mehrmals umgebaut. Zum Pfarrhaus gehörte auf der Südseite auch ein grosser Pflanzgarten, der jedoch durch den Bau der Kantonsstrasse und das Umleiten der Ergolz um 1890 durchschnitten wurde.
Seit der Reformation im Jahr 1524 wohnten bis vor zwei Jahren 32 Pfarrersfamilien im denkmalgeschützten Haus an der Ormalingerstrasse.