Mit Zeppelin durchstarten
12.07.2019 Bezirk Sissach, Wittinsburg, GesellschaftFlugtage finden bereits 2021 wieder statt – Planung angelaufen
Die Eigenheit der Wittinsburger Flugtage war bislang, dass man nie wusste, ob und wann sie wieder stattfinden werden. So zeichnet sich eine Überraschung ab: Nach «nur» fünf Jahren Pause ist es im Spätsommer 2021 wieder so ...
Flugtage finden bereits 2021 wieder statt – Planung angelaufen
Die Eigenheit der Wittinsburger Flugtage war bislang, dass man nie wusste, ob und wann sie wieder stattfinden werden. So zeichnet sich eine Überraschung ab: Nach «nur» fünf Jahren Pause ist es im Spätsommer 2021 wieder so weit. Höhepunkt der Veranstaltung sollen Zeppelin-Rundfahrten werden.
Christian Horisberger
Zu gut, um es nicht noch einmal zu tun. Das dachten nach dem Schlussstrich unter die Wittinsburger Flugtage 2016 etliche Mitglieder des damaligen Organisationskomitees. Der Grossanlass mit Tausenden Besucherinnen und Besuchern an drei Tagen hatte organisatorisch wie am Schnürchen geklappt. Daran will das OK anknüpfen. Hätte es wie in der jüngeren Vergangenheit wieder zehn oder mehr Jahre gedauert, bis sich erneut eine Gruppe zusammenrafft, um die Organisation in die Hand zu nehmen, wären die meisten Zugpferde von 2016 zu alt gewesen, und das Know-how verloren.
Eines dieser Zugpferde ist Daniel Hutter, 57 Jahre alt. Er war 2016 Finanzchef des 200 000-Franken-Events und hat an der Generalversammlung des Vereins Flugtage Wittinsburg im Juni Christoph Zumbrunn als Präsident abgelöst. An jener GV legte der Vorstand seine Pläne und die Ergebnisse seiner Vorabklärungen offen und stiess bei den Mitgliedern auf breite Zustimmung. Sie beschlossen, im Sommer 2021 die 13. Flugtage durchzuführen.
Landwirte an Bord
Die wichtigsten Pflöcke waren zu diesem Zeitpunkt bereits eingeschlagen: Alle vier Bauern, deren Land für die Start- und Landepiste und das Festgelände benötigt wird, hatten mündlich ihr Einverständnis gegeben. Die Verträge liegen laut Hutter vor und würden in den kommenden Wochen unterzeichnet. Es sei nicht selbstverständlich, dass die Landwirte das nötige Land zur Verfügung stellen, sagt Hutter. So müssten sie je nachdem gar die Fruchtfolge ändern – dafür werden sie zeitgemäss entschädigt.
Diesen Sommer wird sich zeigen, ob die Wittinsburger 2021 mit einer Exklusivität aufwarten können: Hutter und seine Crew möchten dem Publikum der nächsten Flugtage Rundfahrten in einem Luftschiff anbieten. Eine Delegation des OKs wird nach Friedrichshafen fahren, um mit der deutschen Zeppelin Reederei zu verhandeln. Auf ihrer Reise an den Bodensee haben die Baselbieter Pläne des Geländes im Gepäck, das sie sich als Landeplatz für das Luftschiff vorstellen könnten. Die Anforderungen seien hoch. «Bei einer ersten Anfrage hiess es, Voraussetzung sei ein topfebenes Feld mit 250 mal 250 Metern Fläche», sagt Hutter. «Aber so etwas gibt es ja im ganzen Oberbaselbiet nicht.» Bei weiteren Sondierungsgesprächen hätten die Zeppelinbetreiber dann ein Entgegenkommen signalisiert, was die Neigung des Geländes betrifft.
Der Landeplatz ist das eine. Die Finanzierung das andere: «Ein Tag Zeppelin auf dem ‹Wytschbrg› kostet 30 000 Euro», seufzt Hutter. Das OK zerbreche sich nun darüber den Kopf, wie das Spektakel finanziert werden könnte. Die Hoffnungen ruhen einerseits auf Sponsoren, die für einen grossen Werbeauftritt auf dem Fluggerät ihr Portemonnaie öffnen. Andererseits sollen Rundflüge verkauft werden. Diese wären nicht ganz billig: Dem OK-Chef schweben Fahrpreise von 250 bis 400 Franken pro Person vor. Zehn bis zwölf Personen finden in der Kabine des Luftschiffs Platz, bei Vollauslastung könnten an einem Tag rund 100 Personen das Baselbiet von oben betrachten. «Eine einmalige Gelegenheit», sagt Hutter. Jedoch sei der Zeppelin-Einsatz mit einem erheblichen finanziellen Risiko verbunden: Bei Schlechtwetter dürfte die Lust auf eine luftige Rundfahrt gering sein – wenn das Luftschiff überhaupt aufsteigen kann. Auch dieser Fall müsse bei der Evaluation berücksichtigt werden. Entschieden sei noch nichts.
Mehr Gewicht auf Segelflug
Das Programm wird gegenüber der bisher letzten Auflage verändert. Ein Schwerpunkt war 2016 ein «Fly in»: Freizeitpiloten waren eingeladen, Wittinsburg während der Flugtage mit ihren Maschinen eine Visite abzustatten. Aufgrund eines Unfalls bei der Landung eines Kleinflugzeugs – der Pilot eines historischen Kleinflugzeugs geriet in ein Maisfeld, blieb aber unverletzt – hat das OK beschlossen, darauf zu verzichten, um das Unfallrisiko zu minimieren. «Die Piloten sind zwar Routiniers, aber so eine Piste ist für alle Neuland.»
Stattdessen wolle man den Segelflugzeugen eine grössere Plattform bieten als letztes Mal und auch vermehrt auf die Sparte Modellflug setzen, sagt Hutter. Vorgesehen seien ausserdem Rundflüge mit Propellermaschinen (Antonow An-2 und Pilatus Porter) und Helikoptern sowie Flugvorführungen. Hier allerdings auch ein Dämpfer: Die in der Szene bekannten «Breitling»- Formationen seien nicht mehr verfügbar, da sich der Uhrenhersteller als Fliegerei-Sponsor zurückgezogen habe. «Und auch die Super Constellation ist leider gegroundet.» Hutter ist aber überzeugt, mindestens gleichwertige Attraktionen bieten zu können.
Flugtage haben Segelfl ugplatz überlebt
ch. Die Anfänge der Fliegerei auf dem Wittinsburger Feld gehen zurück ins Jahr 1934. Die Segelfluggruppe Sissach verlegte damals ihren Flugplatz vom Wittnauer Berg auf das Wittinsburger Feld. Zu den Pionieren gehörten Mitglieder der Sissacher Familien Gunzenhauser und Rauscher.
Seit dieser Zeit werden in loser Folge Flugtage durchgeführt – ungeachtet dessen, dass der Flugbetrieb mit Beginn des Zweiten Weltkriegs eingestellt und nicht wieder aufgenommen wurde. Die bisherigen Flugtage fanden 1934, 1948, 1949, 1951, 1956, 1959, 1963, 1974, 1984, 1991, 2001 und 2016 statt.
Hatte bis 2001 die Gemeinde die Durchführung des Anlasses initiiert, übernahm ab 2016 ein eigens dafür gegründeter Verein das Zepter. Zum Gelingen der Grossveranstaltung mit mehreren Tausend Schaulustigen tragen jeweils mehr als 300 Helferinnen und Helfer bei.