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25.06.2019 Bauprojekte, Ziefen, Bezirk WaldenburgDie historische Kirchgassbrücke wird vor dem Zerfall gerettet
Der Übergang von der Hauptstrasse über den Dorfbach zum ältesten Dorfteil von Ziefen wird mit Sorgfalt saniert und die anfallenden Kosten werden nicht gescheut. Die alte Steinbogenbrücke ist mehrfach geschützt und als ...
Die historische Kirchgassbrücke wird vor dem Zerfall gerettet
Der Übergang von der Hauptstrasse über den Dorfbach zum ältesten Dorfteil von Ziefen wird mit Sorgfalt saniert und die anfallenden Kosten werden nicht gescheut. Die alte Steinbogenbrücke ist mehrfach geschützt und als historisch wertvoll eingestuft.
Beat Ermel
Kurz nach dem Dorfeingang von Ziefen, an der Einmündung der Kirchgasse in die Hauptstrasse, überspannt eine Brücke das Bachbett der Hinteren Frenke. Wie von Gemeinderat Pascal Thönen zu erfahren war, wurde die Steinbogenbrücke vor rund 175 Jahren aus Kalksteinblöcken aus der nahen Umgebung erstellt. Für Ziefen sei die Brücke wichtig, sie verbindet den ältesten Dorfteil Tumeten mit dem übrigen Dorf.
Bogenbrücken gehören zu den ältesten Konstruktionsformen im Brückenbau. Da in der Konstruktion ausschliesslich Druckkräfte wirken, die über den Bogen in die Fundamente umgeleitet werden, konnten solche Brückentypen aus Steinen errichtet werden. «Theoretisch mussten die Steinblöcke gar nicht ausgefugt werden», erklärt Thönen.
Schon seit Längerem ist klar: Die Brücke muss saniert oder ersetzt werden. Bei einer statischen Überprüfung wurde festgestellt, dass die Fugen zum Teil aufklaffen und die Kraft nicht mehr gleichmässig über den Gewölbebogen übertragen werden kann. Die Brücke macht einen etwas ramponierten Eindruck, durchhängend, mit verschobenen Brüstungssteinen, defekten Steinen und teilweise mit Pflanzenbewuchs, so die kurze Einschätzung vor dem Start des 355 000 Franken teuren, von der Gemeindeversammlung im März 2019 einstimmig genehmigten Sanierungsprojekts.
Historische Bausubstanz
Eine moderne Standardbrücke wäre gemäss Auskunft der Gemeinde mit Kosten von 180 000 bis 250 000 Franken zwar um einiges günstiger gewesen. Eine solche Variante kam jedoch nicht infrage, da dadurch die historische Bausubstanz und das Dorfbild beeinträchtigt worden wären. Die 170 Jahre alte Steinbogenbrücke ist ein historisch wertvolles Bauwerk und daher kommunal und kantonal geschützt.
Anfang Juni wurde mit den Bauarbeiten begonnen. «Der Belag wurde entfernt, die Brüstung demontiert und das Ge - wölbe freigelegt», sagt der Ziefner Stras senchef. Nun folge die sanfte Restaurierung, indem zuerst das Steinmaterial gereinigt wird. Anschlies send seien der Fugenverguss und die Herstellung der Betonplatte an der Reihe. Regelmässig verfolgen Zaungäste die interessanten Bauarbeiten. Die Sanierungsmassnahmen sind komplex und müssen mit grösster Sorgfalt angegangen werden. Pascal Thönen nennt dazu einen ganzen Katalog von erforderlichen Massnahmen. So müssen die Lagerfugen des Gewölbes mit Mikrozementinjektionen behandelt werden. Zur Stabilisierung des Brückenkörpers werde eine Art Betonklammer eingebaut, sodann Abplatzungen und Risse repariert. Um die Durchfeuchtung möglichst nachhaltig zu reduzieren, werde die ganze Brücke entsprechend abgedichtet, der Bewuchs entfernt und schliesslich der Brückenbelag erneuert.
Bezüglich der eingesetzten Materialien werde darauf geachtet, dass keine Materialien in Berührung mit den originalen Kalkblöcken kommen, die diesen schaden könnten. Damit die Anwohnerund Landwirtschaftserschliessung auch während der Bauarbeiten funktioniert, wurde in unmittelbarer Nähe zum Objekt eine Notbrücke erstellt. Die Arbeiten werden gemäss Plan noch bis Ende September dauern.