Volkstheater geht in die 97. Runde
18.01.2019 KienbergLaien locken 1500 Zuschauer in die Mehrzweckhalle
Die «Theaterfreunde Kienberg» zeigen am Samstag ihr neuestes Stück. Die nicht enden wollende Erfolgsgeschichte geht weiter und füllt sechsmal die Turnhalle. Das sind dreimal so viele Zuschauer wie Dorfeinwohner.
Anna ...
Laien locken 1500 Zuschauer in die Mehrzweckhalle
Die «Theaterfreunde Kienberg» zeigen am Samstag ihr neuestes Stück. Die nicht enden wollende Erfolgsgeschichte geht weiter und füllt sechsmal die Turnhalle. Das sind dreimal so viele Zuschauer wie Dorfeinwohner.
Anna Uebelhart
Mit «Ganoveparty», einer Komödie in drei Akten, nimmt zum 97. Mal ein Theaterstück in der 500-Seelen-Gemeinde Kienberg Gestalt an. Die «Theaterfreunde Kienberg» proben seit acht Wochen fleissig für die sechs Aufführungen, die in den kommenden Wochen zahlreiche Zuschauer anlocken werden. Die Tickets sind wie jedes Jahr heiss begehrt.
Das Theater in Kienberg hat eine lange Geschichte, die 1919, also vor 100 Jahren, mit dem Männerchor der Gemeinde begonnen hat. Das Prinzip ist über die Jahre stets gleich geblieben, nur die Organisation hat sich mit der Gründung des Vereins 2011 etwas verändert. Mittlerweile gibt es einen gemischten Chor, der sich um die Bewirtschaftung der Theateranlässe kümmert, und die «Theaterfreunde», die sich ausschliesslich mit der Realisierung des Stücks beschäftigen.
Abendunterhaltung mit Biss
Ein Abend in der Kienberger Mehrzweckhalle mit den «Theaterfreunden» hat mehr zu bieten als bloss die Aufführung eines Theaterstücks. Zum Programm gehören auch einige Chorlieder der «Kienberg-Singers», ein Nachtessen, Tombola, Bar und Tanzmusik. Zuschauer, die ausschliesslich am Theater interessiert sind, können am 30. Januar auf das Rahmenprogramm verzichten. Da gibt es nämlich nur einen reduzierten Imbiss-Betrieb und Konzertbestuhlung ohne Tische. Für junge Gäste bietet sich die Nachmittagsvorstellung am 27. Januar an.
Die «Theaterfreunde» schaffen es, an allen sechs Vorstellungen die Turnhalle bis auf den letzten Platz zu füllen. Rund 1500 Tickets verkauft der Verein in der Aufführungszeit, was dreimal der Einwohnerzahl Kienbergs entspricht. Viele der Zuschauer kommen jedes Jahr gerne wieder. Je ein Drittel der Gäste komme aus dem Baselbiet, aus dem Fricktal und aus dem Raum Olten, schätzt Regisseur Rolf Marti das Publikum ein.
Dass Kienberg nicht ein «Hotspot» ist, weiss er. Marti ist seit 42 Jahren Teil des Teams und leistet einen grossen Beitrag, dass die Theatertradition weiter bestehen bleibt. Diese werde von Generation zu Generation weitergegeben – auch im Publikum. Der einzige Unterschied zu früher sei, dass die Leute nicht mehr zu Fuss unterwegs sind. Viele Theatergäste kämen mit dem Auto und blieben nach dem Stück nicht mehr so lange sitzen, wie es früher oft der Fall war.
Dass Volkstheater für junge Leute an Attraktivität verloren hat, scheint in Kienberg nicht der Fall zu sein. «Nachwuchssorgen haben wir keine», sagt Marti, der von allen am längsten mit dabei ist. «Es stossen immer wieder neue, auch jüngere Mitglieder dazu. Im Verein sind 25 Mitglieder, 12 davon stehen morgen Samstag auf der Bühne. Michelle Fricker, die jüngste Schauspielerin, ist 20 Jahre alt.» Bis auf Cäcilia Graber, die aus Wölflinswil kommt, wohnen alle Mitglieder in Kienberg. Dazu gehören auch die Vereinspräsidentin Anastasia Kehr und Susanne Rippstein. Sie ist hauptsächlich für den Vorverkauf zuständig.
Bis zum Jubiläum geplant
Wie viel Freude ihnen das Laientheater bereitet, zeigt sich bei einer der letzten Proben, die die «Volksstimme» besucht hat. Die Szenen sitzen beinahe perfekt, nur manchmal muss Ruth Bärtschi, die als Souffleuse am vorderen Bühnenrand versteckt ist, eine Textpassage zuflüstern – eine unsichtbare, dennoch unverzichtbare Hilfe. Mit «Ganoveparty» wagen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler auf Neuland. Zum ersten Mal führen sie einen Krimi auf. Darin tauchen Einbrecher und Waffen in brenzligen Situationen auf. Was aber auch dieses Jahr nicht zu kurz kommen dürfte, ist der typische Humor, der bisher in keinem Stück gefehlt hat.
Die beiden Theaterstücke, die in den folgenden zwei Jahren auf der Bühne zu sehen sein werden, stehen bereits fest. Danach folgt das 100-Jahre-Jubiläum. Was die «Theaterfreunde Kienberg» zu diesem feierlichen Anlass geplant haben, wollen sie noch nicht verraten. Sicher ist aber, dass auch dann die Kameradschaft an erster Stelle stehen wird. «Wenn es im Inneren brodelt, trägt man das auch nach aussen», erklärt Marti. Die «Theaterfreunde Kienberg» sind keine Profis, aber sie spielen mit Freude. Die positive Rückmeldung des Publikums gebe ihnen noch zusätzlichen Ansporn.