«Bio-Haus» ohne Holzschutzmittel und giftige Leime

Das Ehepaar Sara und Christophe Löw aus Itingen hat sich den Traum eines «Bio-Holzhauses» erfüllt. Dieses ist aus Mondholz gefertigt, das mit seinen Zellstrukturen und Eigenschaften eine quasi belastungsfreie Wohnumgebung schafft und der Philosophie der Familie gerecht wird.

Willi Wenger

Sara und Christophe Löw haben sich am Itinger Gassackerweg einen Traum erfüllt. Sie haben durch die Bächle Architektur aus Basel und eine Vielzahl von Fachleuten ein «Bio-Holzhaus» erstellen lassen, das sie diese Woche beziehen werden. «Wir haben eine riesige Freude am Haus, das wir uns so immer gewünscht haben», sagen die Löws. Sie halten fest, dass für sie «gesundes Bauen» bei der Erstellung des Einfamilienhauses im Zentrum stand. Christophe Löw, Forstwart und ausgebildeter Baumpfleger, ist glücklich darüber, dass mit einfachsten Rohstoffen ein Bijou entstanden ist. «Schon vom Beruf her ist für mich immer klar gewesen, dass ein Holzhaus als gesetzt gilt.»

Das Holz wurde in seiner Urform, wie es Löw bezeichnet, verbaut. Er weist darauf hin, dass im und am Haus die Schönheit des Holzes deutlich zum Ausdruck komme. So an den Decken, als Treppenstufen oder am Boden, wo unter anderem 30 Kubikmeter Eschenholz aus dem Allschwiler Wald in Form von 220 Quadratmeter Riemenböden und Treppenstufen dem Wohnen im Haus ein besonderes Cachet verleihen.

«System Truberholz»
Das Haus, das basierend auf dem «System Truberholz» gebaut wurde, ist ökologisch und das verwendete Holz sowieso. Speziell ist zudem, dass die auf den Holzkonstruktionen fixierten Lehmplatten – sie stammen vom Lehmwerk Dornach und wurden in Seewen produziert – mit einem eingefärbten Lehmputz versehen wurden. Dieses natürliche Konstrukt, so Löw, verfüge über «tolle Eigenschaften». Als Beispiele nennt der Holzfachmann die Aufnahme und Abgabe von Feuchtigkeit, das Binden von Schadstoffen und von Geruchsimissionen.

Die am Bau verwendeten 50 Kubikmeter Schnittholz aus dem Emmental, die rund 40 Bäumen entsprechen, verfügen über besondere Geheimnisse und Erfahrungen, die Qualität und natürliche Dauerhaftigkeit garantieren. Das Holzsystem besteht dabei aus sechsmal 3 Zentimeter dicken Brettern, die kreuzweise zu einer 18 Zentimeter dicken Brettschicht aufgebaut wurden. Und: Für die 18 Zentimeter Aussenisolation wie auch für die Dämmung der Innenwände und Böden wurde Holzwolle verwendet. «Als Aussenschalung haben wir unbehandelte einheimische Lärche im Feinschnitt sägerau verwendet», sagt Löw, der ergänzt, dass dadurch das Holz seine «Würde und Natürlichkeit» behalte.

Der Lieferant des Truberholzes verzichtet nämlich konsequent auf Holzschutzmittel oder giftige Leime. Es kommen nur ausgereifte Stämme nach einer richtigen Lagerung und langsamen Reifung in die Verarbeitung, die am Ende eine nur sehr geringe Restfeuchtigkeit aufweisen. So wird eine möglichst belastungsfreie Wohnumgebung geschaffen.

Zimmermänner als Hauptakteure
Zimmermann Walter Straumann aus Eptingen, der die Bauführung und den Lehmbau verantwortete, ergänzt zudem, dass das beim Bau verwendete Truberholz am und im Haus – die Hülle besteht aus Weisstanne und die 250 Quadratmeter grosse Verschalung aus Lärche – diffusionsoffen sei und auf natürliche Weise die Luftfeuchtigkeit im Haus reguliere. «Die Feuchtigkeit, die im Haus entsteht, wird von den Holzwänden vollflächig aufgenommen und bei tiefer Feuchtigkeit wieder gegen innen abgegeben oder nach aussen weggeführt.» Auf diese Weise erreiche man im modernen Holzbau ausgeglichene, angenehme und konstante Feuchtigkeitswerte. Eingebunden in die Arbeiten vor Ort war auch Zimmermann Lukas Buser aus Seewen, der für den Bodenaufbau und den Treppenbau zuständig war. Sara Löw ist aus all diesen Gründen, wie sie sagt, «mehr als froh, dass ich mich im guten Raumklima mit absolut natürlichen Produkten umgeben kann».

Das Haus wird – natürlich – mit Holz geheizt. Das Herzstück ist ein Speicherofen im Wohnzimmer, der über einen Wärme-Wassertauscher Brauch- und Heizwasser in einem Boiler erhitzt. Im Sommer übernimmt eine Solaranlage auf dem Carport die Funktion der Holzfeuerung. «Mit der später geplanten Photovoltaikanlage auf dem Dach werden wir dann praktisch unabhängig sein», blickt Löw in eine «bäumige» Zukunft. Der Speicherofen, in dem pro Jahr gut vier Kubikmeter Holz verfeuert werden, sorgt unter anderem im Bad für warme Böden und generell für warme Wände. Dass im Haus die Heizung elektronisch reguliert wird, war der Bauherrschaft ebenfalls wichtig. «Ich kann über mein Handy alles steuern», sagt Löw.

Das 5,5-Zimmer-Haus mit 240 Quadratmetern Wohnfläche im Erd- und Obergeschoss und 100 Quadratmetern Kellerfläche ist auf einer Parzelle erstellt worden, wo einst ein Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren stand. Dieses wurde durch die Löws, die das Grundstück im Bieterverfahren gekauft hatten, zurückgebaut. «Wir haben nur das Kellergeschoss stehen gelassen, auf dem wir unser neues Haus aufgebaut haben», sagen die Löws, die seit 18 Jahren in Itingen wohnen und dort die Firma Löw Baumpflege führen. Sie haben vom Haus aus eine prächtige Aussicht und sehen vom Schlafzimmer direkt bis Liestal sowie auf die Sissacher Fluh.

Gesundes Leben ist spätestens ab Silvester vor Ort garantiert, dies nach rund elf Monaten Bauzeit, in welcher Nachhaltigkeit am Bau in sehr hohem Mass geschaffen wurde. Ein Traum für die Löws mit den Kindern Jana und Rouven wurde Wirklichkeit.

Schweizer Material und Unternehmer

en. Beim «Bio-Holzhaus» in Itingen, an dem nur Schweizer Unternehmer und mit einer Ausnahme nur Schweizer Material verwendet wurde, war der Bauherrschaft wichtig, neben einheimischen Produkten auf möglichst geringe Transportaufwände zu achten. «Unter anderem habe ich mich deswegen für Truberholz entschieden», sagt Löw. Das Holz kommt aus den umliegenden Wäldern von Trub im Emmental. Dort hat eine Kooperation von Waldeigentümern das Holz nach dem Mondholzkalender geschlagen. Über mehrere Sägereien gelangte das Holz zu «Truberholz» der Zimmerei Hirschi. «Diese Philosophie war jene, die ich gesucht habe», so Löw, ehemaliger Kranzschwinger und Teilnehmer an drei «Eidgenössischen».

Nachhaltig und wegweisend

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