Raja Breig

Wer intaktes Geschirr, Spielzeug, Bücher und gar ganze Tische oder Fahrräder nicht mehr braucht, entsorgt diese üblicherweise nicht, sondern stellt sie ganz einfach mit einem «Gratis zum Mitnehmen»-Schild vor die Haustür. Das unter der Bevölkerung offenbar grosse Bedürfnis, gebrauchte Dinge weiterzugeben, brachte Sabrina Thommen aus Itingen im vergangenen Herbst auf die Idee der ersten Itinger «Fürestellete»: ein Garagen-, Garten- oder Vorplatz- «Flohmi», an dem sich mittlerweile über 60 Itinger Haushalte sowohl auf der Dorf- als auch auf der Sonnenbergseite beteiligen. Sogar eine Caipirinha-Bar und einen Drehorgelmann hat der Anlass zu bieten. Das «Kaffi Durlips» wird zudem ausnahmsweise auch am Nachmittag geöffnet sein.

Das Projekt stiess bei Verwandten und Bekannten auf Anhieb auf eine Menge Zuspruch. «Offenbar habe ich einen Nerv getroffen», sagt Thommen. Sie habe mit lediglich zehn bis zwölf Anmeldungen gerechnet – mittlerweile sind es über fünf Mal so viele. Viele Menschen würden sehr gerne einmal an einem «Flohmi» teilnehmen – der zeitliche und finanzielle Aufwand für einen Stand an einem richtigen Markt sei ihnen jedoch oft zu gross. «In Itingen lief immer sehr viel. Die Menschen kennen sich noch und schätzen das Dorfleben», so die 51-Jährige. Dies hätten sie in der Pandemie wohl vermisst und freuten sich nun, endlich wieder einen Dorfanlass zu erleben.

Verwenden statt verschwenden
Die Itingerinnen und Itinger stellen am kommenden Wochenende also nicht nur die Zeit «füre», sondern auch zahlreiche Gegenstände, die sie nicht mehr brauchen. Der gewählte Zeitpunkt ist kein Zufall. «Nach dem Frühlingsputz wollen viele Menschen ihre gebrauchten Gegenstände und Trouvaillen weitergeben», sagt Thommen. In welcher Form sie sich an der «Fürestellete» beteiligen – sei es ein kleiner Flohmarkt oder doch nur ein «Gratis zum Mitnehmen»-Stand – ist jeder Familie selbst überlassen. «Jemand kam schliesslich mit der Idee einer ‹Caipi›-Bar auf mich zu», sagt Thommen. Auch Drehorgelmann Walter Kissling sowie die Wirtin des «Kaffi Durlips» hätten sich bei ihr gemeldet.

Der Anlass wird von der Umweltund Energiekommission unterstützt. Das Umweltbewusstsein ist laut Thommen wohl ein weiterer Grund für die hohen Anmeldezahlen. «Second Hand liegt im Trend, die Menschen wollen verwenden statt verschwenden», so Thommen. Sie empfiehlt, aus Platz-, aber auch aus Umweltgründen, mit dem öV oder dem Velo anzureisen.

Zwar ist der offizielle Anmeldeschluss für die «Fürestellete» bereits vorbei, teilnehmen können die Itingerinnen und Itinger aber auch spontan – wenn auch ohne auf der Karte vermerkt zu sein, die auf der Website der Gemeinde Itingen zu finden ist. «Ich habe die Teilnehmenden gebeten, mit Ballons oder ‹Fähnli› auf ihren Stand aufmerksam zu machen», sagt Thommen. Mittlerweile seien so viele Haushalte involviert, dass der Plan wohl sowieso nicht mehr unbedingt nötig sei. Ob sie die «Fürestellete» im kommenden Jahr ein zweites Mal durchführen will, weiss Thommen noch nicht. «Die Zahl der Teilnehmenden stimmt. Jetzt müssen nur noch Menschen kommen, welche die Sachen auch kaufen», sagt sie.

1. Itinger «Fürestellete», morgen Samstag, 26. März, 10–15 Uhr.

Einen Nerv getroffen

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