Christian Horisberger

Vieles hat sich über die Jahrzehnte verändert beim in Vereinen organisierten Sparen. Nicht nur die Umbenennungen vom Spar- zum Fünfliberverein. Auch der Einzug und die Auszahlung der Spareinlagen. Ging der Kassier oder die Kassierin einst jeden Monat von Haus zu Haus, um bei den Mitgliedern die Noten und Münzen einzuziehen, erfolgt dies längst bargeldlos. Auch das Prozedere an den damaligen Auszahlungsversammlungen ist aus heutiger Sicht undenkbar: Das Ersparte sei früher bei der Kantonalbank in mehrere Hundert Kuverts abgepackt und unter Polizeischutz zur Auszahlungsversammlung in der Bützenenhalle gebracht worden, war am Freitag an der Mitglieder- und Auszahlungsversammlung des Fünflibervereins Sissach zu erfahren.

Nach dem Exkurs in vergangene Tage freute sich Präsidentin Elisabeth Wernli verkünden zu können, dass die Mitglieder nach der abgelaufenen fünfjährigen Sparperiode mehr Geld zurückerhielten als sie einbezahlt hätten, was aufgrund des tiefen Zinsniveaus nicht selbstverständlich sei. Kassierin Kathrin Schneider ging ins Detail: 124 Sparerinnen und Sparer haben knapp 677 000 Franken einbezahlt und erhalten zuzüglich Zins von 5200 Franken (Zinssatz von 0,3 Prozent) und abzüglich Spesen exakt 681 569,87 Franken ausbezahlt. Die Einlagen variierten zwischen 600 und 42 000 Franken oder monatlich 10 bis 700 Franken, wobei es sich um die Mindest- und Höchsteinlagen handelt.

Von einem Polizisten war am Freitag weit und breit nichts zu sehen, als es an die «Auszahlung» ging: In den Kuverts, die Kassierin Schweizer an die rund 20 anwesenden Sparer verteilte, befanden sich keine Banknoten, sondern lediglich der Abrechnungsbeleg.

In Indexfonds investieren?
Damit die Abrechnung in fünf Jahren etwas rosiger aussieht, als es sich aufgrund der tiefen Zinslage und der anziehenden Teuerung abzeichnet, schlug Vereinsmitglied Paul Bieri vor, den Mitgliedern zu ermöglichen, ihr Geld künftig auch in einen passiven Indexfonds zu investieren, um von Dividenden von 5 Prozent und darüber profitieren zu können. Bei den gegenwärtigen Zinsen sei es wahrscheinlich, dass die Mitglieder nach fünf Jahren weniger Geld zurückerhalten als sie einzahlen – teuerungsbereinigt sowieso.

«Nie und nimmer», wehrte sich Beat Walmer, Vereinsmitglied und gleichzeitig Vorstandsmitglied des Verbands Basellandschaftlicher Sparvereine, gegen den Vorschlag Bieris. So ein Vorhaben könne nur Schiffbruch erleiden. Es habe schon solche Experimente gegeben, die schiefgegangen seien. Kassierin Schneider schloss sich Walmer an. Der Sissacher Verein sei bei einem solchen «Experiment» mit einem Anlagefonds mit einem blauen Auge davongekommen. «Wir dürfen mit dem uns anvertrauten Geld nicht spekulieren», sagte sie. Ein weiterer Votant, Schneiders Vorgänger als Kassier, fügte an, dass Einlagen von Fünflibervereinen in Anlagefonds für die BLKB gar nicht infrage kämen. Das Thema war damit vom Tisch.

Ausser Frage stand, dass der Verein eine neue Sparperiode in Angriff nimmt. Gemäss Schneider haben bereits 82 Mitglieder eingewilligt, beim Vereinssparen weiter mitzumachen, darunter mehrere ehemalige Mitglieder der in diesem Jahr aufgelösten Fünflibervereine Waldenburg und Oberwil. Mit der BLKB sei ein Zins von 0,1 Prozent ausgehandelt worden. Die Kassierin rechnet aktuell mit rund 90 Sparern und einer Plansumme von 634 000 Franken. Weitere Anmeldungen würden noch bis Ende Januar entgegengenommen.

Klare Absage an Spekulation

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