Sportlich oder persönlich?

  29.10.2019 Eishockey, Sissach, Sport, Zunzgen

EHC Zunzgen-Sissach trennt sich von Sportchef Michael Fässler

Der EHC Zunzgen-Sissach hat seinen Sportchef Michael Fässler, der erst seit 2018 tätig war, per sofort freigestellt. Der Verein erkannte Differenzen in der sportlichen Ausrichtung und in der Vereinskultur. Fässler selbst glaubt, dass seine Freistellung persönliche Hintergründe habe.

Daniel Schaub

Die Meldung am Samstagmittag kam nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern auch für Michael Fässler persönlich «sehr überraschend». Der Vorstand des EHC Zunzgen-Sissach hat entschieden, ihn als Sportchef des Vereins freizustellen, wie einem von ZS-Präsidentin Christine Bürgin unterzeichneten Communiqué zu entnehmen ist. Als Begründung werden «unterschiedliche Ansichten in der sportlichen Führung des Vereins» genannt.

Fässler sagt auch zwei Tage darauf, dass er «es kaum glauben kann, die ganze Sache ist sehr verwirrend». Er ist der Überzeugung, dass nicht bloss sportliche, sondern eher persönliche Gründe den Ausschlag für die Entscheidung gegeben hätten. Gegenüber ihm selbst hätte der Verein argumentiert, dass er «zu fokussiert und zu professionell» agiert habe. Ausserdem seien seine fehlende Präsenz am ZS-Fest Anfang September sowie der Umstand, dass er bei Transferanfragen Spieler anderer Vereine direkt kontaktiert habe, ohne den dortigen Vorstand vorab zu informieren, bemängelt worden.

«Nicht kompatibel»
Fässler bezeichnet diese Gründe als «nicht nachvollziehbar» und fühlt sich aus dem Verein gedrängt. Es hätte vorgängig keinerlei Signale oder gar eine Abmahnung für allfällige Fehlverhalten gegeben. Es sei klar, dass man sich in einer Führungsposition nicht nur Freunde machen könne, aber er habe für ZS stets das Beste gegeben im Sinne der sportlichen Weiterentwicklung. «Mein Gesamtfazit fällt positiv aus.»

Präsidentin Christine Bürgin glaubt unter dem Strich, dass «die Vorstellungen von Michael Fässler nicht kompatibel waren mit der Kultur eines Amateurvereins». Er sei auf einer professionellen Schiene unterwegs und dieses Umfeld sei in einem Verein, der auf viele Akteure angewiesen sei, die ihre Arbeit freiwillig verrichteten, nicht gegeben. «Für diesen Umstand fehlte ihm vielleicht etwas das Fingerspitzengefühl, denn sonst hat er seine Arbeit gut erfüllt.»

Vorfall beim Heimspiel
Beim Heimspiel gegen Brandis gab es offenbar einen Vorfall, der die Freistellung auslöste. Fässler sagt, er habe «einer aussenstehenden Person den Zugang zur Spielerkabine von ZS verwehrt». Dies sei im Interesse des Teams geschehen. Christine Bürgin spricht in diesem Zusammenhang von einem «Eklat». Es habe sich nicht um eine fremde Person gehandelt, sondern um den Sohn von Urs Scholer, der seit zehn Jahren als Teambetreuer tätig und auch Vorstandsmitglied von ZS ist. Scholer soll dem Gremium in der Folge ein Ultimatum gestellt haben. Die im Communiqué erwähnte weitere Einsitznahme von Fässler im Vorstand ist auch vom Tisch: «Ich kann nicht hinter der Entscheidung stehen und gebe per sofort den Austritt.»

Fässler, ehemaliger ZS-Junior, musste aufgrund einer Hirnblutung seine Karriere beim SC Bern beenden, wurde später als Rollstuhl-Tischtennisspieler «Mister Handicap» und baute sich als Sportmentaltrainer ein berufliches Standbein auf. Sportchef bei ZS wurde er ab der Saison 2018/2019 mit dem Ziel, den Nachwuchs zu fördern und das Fanionteam zurück in die 1. Liga zu führen.


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