Fremdverwaltung ist nicht nötig

  08.10.2019 Bezirk Waldenburg, Titterten

Kurz vor der Nachwahl in den Titterter Gemeinderat stellen sich völlig überraschend drei Einwohner zur Verfügung – einer von ihnen ist 5G-Gegner Albert Gort.

Elmar Gächter

Noch vor wenigen Wochen hat er im Interview mit der «Volksstimme» die Chancen, dass die vakanten drei Sitze im Gemeinderat Titterten rasch besetzt werden können, als gering eingestuft. Und trotzdem – oder gerade deswegen – nahm alt Nationalrat Christian Miesch das Heft in die Hand und lud die Bevölkerung zu einem Informationsanlass ein. Die Leute kamen am vergangenen Donnerstagabend in Scharen, 62 waren es genau.

«Ich bin mit gemischten Gefühlen an die Veranstaltung gegangen und war umso mehr und angenehm überrascht über den grossen Aufmarsch», erzählt Miesch. Es sei zwar intensiv diskutiert worden, was ihn in Anbetracht der verschiedenen «Baustellen» im Dorf auch nicht verwundere, aber stets in einem fairen Rahmen. Und dann zu guter Letzt das positive Fazit: Es stellen sich drei Kandidaten für den Gemeinderat zur Verfügung.

Präsident soll bleiben
Selbstverständlich sei auch die Situation rund um die kurzfristigen Rücktritte der Bisherigen Urs Buser und Simon Suter thematisiert worden, ebenso jene rund um die Stelle der Gemeindeverwalterin, die zurzeit krankgeschrieben ist. «Meine Aufgabe sehe ich jedoch allein darin, mitzuhelfen, die drei Sitze wieder besetzen zu können, alles andere ist eine Geschichte für sich», sagt Miesch auf Anfrage. Er habe versucht, den Leuten klarzumachen, dass es für Titterten wichtig sei, dass sowohl der Präsident als auch die Vizepräsidentin im Amt bleiben. Es nütze keinem, wenn die Exekutive ganz verwaist sei. «Die drei neuen Räte können ja gewisse Sachen korrigieren, die ihnen nicht passen», so Miesch.

Die Versammlungsteilnehmenden liessen sich von der ehemaligen Gemeinderätin Verena Heid über die Aufgaben und den zeitlichen Aufwand des Mandats informieren. Als Gast war auch Hannes Schweizer, langjähriger Gemeindepräsident von Titterten, anwesend. Schweizer, der auch viele Jahre im Landrat gewirkt hat, hob hervor, dass das Amt auch Freude und Ehre mit sich bringe. «Für mich war es auf jeden Fall die schönste Zeit meiner politischen Tätigkeit», motivierte er die Anwesenden, sich für die Wahl zur Verfügung zu stellen.

Auch der amtierende Gemeindepräsident, Heinrich Schweizer, spricht von einem erfreulichen Abend und von einem eigentlichen Lichtblick in der Gemeindepolitik. «Dieses Engagement und dieses Ergebnis, das mich allerdings nicht ganz überrascht hat, ist ein sehr positives Signal. Ich bin jedenfalls motiviert, mein Mandat weiter auszuüben», sagte er zur «Volksstimme».

5G-Kritiker mit guten Chancen
So kann die Titterter Stimmbevölkerung am 20. Oktober für die zweite Nachwahl des im Dezember frei gewordenen Sitzes von Thomas Moor den Namen Albert Gort auf dem Wahlzettel notieren. Es gilt das einfache Mehr. Der 62-jährige Inhaber und Leiter der Infostelle Elektrosmog (IES) und 5G-Kritiker wohnt seit 2003 in Titterten und ist Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er wolle sich vor allem für gesunde Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen einsetzen, erklärte er.

Theo Schweizer und ein weiterer Kandidat, der nicht mit Namen in der Zeitung erwähnt werden möchte, treten am 24. November zur Wahl als Nachfolger von Urs Buser und Simon Suter an. Theo Schweizer ist 67-jährig und ein «Ur»-Titterter, im «Schnitzendorf» geboren und aufgewachsen. Als Baufachmann mit eigenem Dachdeckergeschäft in Bubendorf interessiert er sich speziell für das Ressort «Bau und Wasser» im Gemeinderat.

Christian Miesch verschweigt nicht, dass er intensiv nach potenziellen Kandidaten gesucht habe und dementsprechend auch Genugtuung über das Resultat empfinde. «Albert Gort hatte ich allerdings nicht auf der Rechnung.» Umso mehr freue er sich, dass auch Gort sich zu diesem Schritt entschieden hat. Da Gort in der Nachwahl solo antreten wird und das einfache Mehr gilt, hat er sehr gute Wahlchancen.


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