Der Hofladen 2.0

  11.10.2019 Bezirk Sissach

Mit dem sogenannten Saisonmat wollen die Betreiber zweier Hofläden in Gelterkinden und Ormalingen den Ansprüchen der Kunden gerecht werden. Aus dem gekühlten Automaten können gegen Bezahlung frische Produkte vom Bauernhof bezogen werden.

Susan Fey

Anfang April dieses Jahres ist der erste «Saisonmat» in Gelterkinden in Betrieb genommen worden. Die beiden Bäuerinnen Valentine Freivogel vom Hof Fluh und Rahel Ritzmann von der Mületen sind die Betreiberinnen des «Saisonmats» in Gelterkinden. Ein ganz ähnlicher Automat steht in Ormalingen an der Hauptstrasse und wird von Landwirt Andreas Itin betrieben. Obwohl sich die beiden Geräte in technischer und optischer Hinsicht stark unterscheiden, haben beide das gleiche Ziel: Rund um die Uhr saisonale Ware wie Gemüse, Früchte und andere Produkte vom Hof frisch zum Verkauf anzubieten.

In Gelterkinden ist die Idee, mit einem sogenannten Saisonmaten zu arbeiten, aus der Not heraus entstanden. Die beiden Bäuerinnen wollten erntefrische Beeren und Kirschen gekühlt in Selbstbedienung anbieten. Die frische Ware sollte quetschfrei und in den herkömmlichen offenen Schalen angeboten werden können. So kamen sie auf die Idee, einen «Saisonmat» dafür einzusetzen. «Nur für Beeren und Kirschen hätte sich die Anschaffung eines Automaten aber nicht rentiert», erklärt Ritzmann. So reifte die Idee, auch andere Hofprodukte im «Saisonmaten» anzubieten.

Gemeinsam wurde geplant und das Projekt in die Tat umgesetzt. Die Kosten für die Anschaffung und den Unterhalt können die beiden aufteilen, was das Projekt auch wirtschaftlich macht. Die Produkte vom Hof Fluh und Hof Mületen ergänzen sich so zu einem feinen, abwechslungsreichen Angebot in Gelterkinden.

Bar, mit Karte oder Twint
Die beiden Landwirtinnen sind mit dem Start des Automaten sehr zufrieden. «Der sicher grösste Vorteil des ‹automatischen Hofladens› liegt im 24-Stunden-Betrieb an 7 Tagen der Woche», betonen sie. Itin stimmt dem zu.

Ganz zeitgemäss können die Betreiber ihren «Saisonmat» über eine App im Auge behalten. Auf dem Smartphone sehen sie so, welche Produkte gekauft wurden und wissen über den aktuellen Inhalt des Verkaufsautomaten Bescheid. Bei Bedarf können sie reagieren und den Selbstbedienungsautomaten mit frischen Lebensmitteln bestücken. Der Automat kann ganz einfach von vorne neu beladen werden. Die Produkte lagern auf verschiedenen Etagen. Die Kammern auf den Etagen können den Produkten individuell angepasst werden, das ermöglicht es den Bäuerinnen, den Automaten saisongerecht zu füllen.

Hat ein Kunde Geld eingeworfen, befördert der Automat die Produkte vorsichtig zur Ausgabe, was für Fragiles wie Beeren und Kirschen sehr von Vorteil ist. Der Innenraum des Automaten ist gut beleuchtet und verschafft dem Kunden so zu jeder Tages- und Nachtzeit einen optimalen Überblick über die Produktpalette.

Jeden Tag prüft Andreas Itin die Ware in seinem Automaten in Ormalingen auf ihre Qualität und tauscht sie bei Bedarf aus. Ein weiterer Vorteil des «Saisonmats» seien die verschiedenen Möglichkeiten der Bezahlung. Die Produkte können am Automaten bar, aber auch kontaktlos mit Karte oder Twint bezahlt werden. So kann der Laden rund um die Uhr in Betrieb sein und trotzdem können nur Waren mit nach Hause genommen werden, die auch bezahlt wurden.

Beliebt für Mitternachts-Snacks Die Verkaufsautomaten werden von Alt und Jung rege genutzt, erzählen Ritzmann und Freivogel. Wenn auch beim ersten Mal die Bedienung noch etwas ungewohnt sei, freunden sich die Kunden schnell mit dem Handling an und freuen sich über einen Einkauf von frischen Produkten vom Bauern, unabhängig von den Öffnungszeiten der Hofläden. Was auffalle, seien die Verkäufe früh morgens vor Arbeitsbeginn und spät in der Nacht. Eventuell handle es sich dabei um Ausgangsheimkehrer, die am Automaten einen Zwischenstopp für einen kleinen Mitternachts-Snack einlegen, vermutet Freivogel. Diese frühen und späten Einkäufe zeigen das Bedürfnis nach solchen Automaten auf, und sind zusätzliche Einnahmen für die Landwirte.

Die Verkaufsautomaten können durch die Direktvermarktung von regionalen, handgefertigten Produkten dazu beitragen, die Wertschöpfung für die Bauernhöfe zu steigern. Rund um die Uhr, saisonal und regional. Natürlich kann man weiterhin im «echten» Hofladen einkaufen und dabei ein wenig plaudern; dann eben «analog».


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