«E Stange»

Welches Bier wird in der Schweiz am häufigsten getrunken? Antwort: Siehe Titel der Kolumne. Hihihi. Der alte Witz, am liebsten erzählt von Exponenten kleinerer Brauereien, ist sicher immer noch wahr.

Aber wie komme ich darauf? Wir haben ein ungerades Jahr, was bedeutet, dass ich wieder mal für ein paar Tage in England war. Wer regelmässig hier meinen Senf inhaliert, weiss auch schon weshalb: April/ Mai ist gleichbedeutend mit Snooker-Weltmeisterschaften in Sheffield. Und da bin ich eben jedes zweite Mal live dabei. Der ganze Anlass zieht sich über 17 Tage hin, unser Reisegrüppchen erlebt jeweils zwei bis sechs Spiele live im Crucible, einem Theater der Stadt in Yorkshire. Genauer gesagt: Die eine Hälfte der Belegschaft schaut sich sechs sogenannte Sessions an, die andere verbringt den Rest der Zeit mit Shopping. (Ich überlasse Ihnen, geneigte Leser, die gendergerechte Zuteilung des geschilderten Tatbestands.)

Ein wichtiger Bestandteil dieser Snookerferien sind dabei auch die Pubbesuche, und da wäre ich wieder bei meiner Einleitung: Im Pub in England kannst du keine Stange bestellen. Auch mit «a beer, please» outest du dich höchstens als ahnungsloser Tourist. England, im Allgemeinen nicht unbedingt als kulinarische Spitze Europas bekannt, auch wenn englische Sender ununterbrochen Kochsendungen ausstrahlen, haben nun mal eine ganz andere Bierkultur als wir. Wenn ich in der Schweiz die Serviertochter (Ja, ich weiss: Sie heisst politisch korrekt nicht mehr so, aber wie heisst sie denn?) nach den Biersorten frage, weiss sie im Normalfall nicht mal, was aus dem Zapfhahn kommt und schaut mich verständnislos an. Auf der Insel sieht das ganz anders aus. Bei meinem ersten Besuch in Sheffield vor acht Jahren fragte ich im ersten Pub, ob sie denn auch «ein Bier von hier» hätten. «From here to here», war die Antwort des Barkeepers, der gleichzeitig ungefähr zweieinhalb Meter abwanderte und die Hand dann wieder zwischen zwei Zapfhahnen ausfuhr. Dann fragte er, was ich denn gerne hätte. Weil ich zum Glück schon länger nicht einfach nur unser Allerwelts-Lager trank, wusste ich sogar einigermassen zu antworten. Darauf bekam ich ein kleines Glas mit je einem «Versuecherli» von drei verschiedenen Pumpen. Und Pumpen sind das ja tatsächlich. Die Cask-Beers werden aus dem Fass gepumpt und sehen im ersten Moment ein wenig wie ein Schaumbad aus. Dann steigen die verteilten Schaumbläschen schön langsam nach oben, und die tatsächliche Farbe des edlen Getränks entwickelt sich. Du absolvierst also die Mini-Degustation und entscheidest dich dann für eines (oder auch für eine Reihenfolge, wenn nicht gleich wieder eine Session im Crucible ansteht). Wenn du am nächsten Tag vorbeikommst, ist an «deinem Hebel» vielleicht schon wieder ein anderes Schild angebracht. Es gibt dort viele Bierliebhaber.

Da ist es schön, dass es an meinem
Heimatort eine Möglichkeit gibt, Biervielfalt zu geniessen! Und jetzt ab vor die Kiste:
Es läuft Snooker!

Kuri Wirz, Gelterkinder von Geburt und aus Passion

MEINE WELT

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