Boaah! 13 200 Fans unter einem Dach

Am Ostersonntag kam ich in den Genuss eines neuen sportlichen Höhepunkts – und der war extrem eindrücklich. Mit einer Reisegruppe von rund 70 Personen ging es in einem Doppelstöcker-Bus gemütlich nach Mannheim zum Spitzenkampf in der deutschen Handball-Bundesliga zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem mutmasslichen alten und neuen Deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt. Ökologisch betrachtet ist übrigens eine solche Reise im Bus (pro Kopf kalkuliert) vergleichsweise harmlos.

Die Partie mit dem Schweizer Löwen-Superstar Andy Schmid endete mit einer Niederlage des Heimteams – aber das war fast eine Nebensache. Derweil machte die mit 13 200 Zuschauern ausverkaufte Arena uns Schweizern mächtig Eindruck und der Vergleich mit dem erstmaligen Besuch des Fussballstadions Camp Nou in Barcelona drängt sich geradezu auf. Man sitzt im riesigen Rund, staunt, staunt und staunt und ist dauernd irgendwie abgelenkt.

Alles ist x-fach grösser als in der Schweiz, die Stimmung phasenweise erdrückend euphorisch – wie es die Deutschen halt können und kennen – und das ganze Drumherum hochprofessionell organisiert, einfach wow. Und die Polizei braucht es bekanntlich in dieser Sportart nicht. Ein solcher Tagesausflug nach Mannheim ist a) wahrlich nicht weit und b) absolut zu empfehlen. Übrigens: Die Rhein-Neckar Löwen sind am 10./11. August in Basel am Turnier um den «Traumalix dolo Cup» zu sehen, zusammen mit dem aktuellen Champions-League-Sieger Montpellier HB aus Frankreich mit dem Schweizer Nationalgoalie Nikola Portner.

Zurück in die Region: Fantastisch ist auch das, was dieser Tage die U19-Elite-Handballjunioren der HSG Nordwest geschafft haben. HSG steht für eine Handball-Spielgemeinschaft, in der die stärksten Junioren aus verschiedensten Vereinen engagiert und auf höchstem Niveau professionell betreut sind. Nun, die HSG-Junioren wurden in der wichtigsten Junioren-Kategorie Schweizer Meister. Dies dank eines 30:21-Heimsiegs über Suhr-Aarau, nachdem das Hinspiel gegen die Aargauer noch mit 24:31 verloren gegangen war. Die Schweizer Handballszene reibt sich verwundert die Augen und dieses Husarenstück der HSG-Junioren lässt für die Zukunft hoffen.

Selbst den regionalen Medien war dies leider nur eine Randnotiz wert. Wären es Fussballer, hätten die Tageszeitungen ausführlichst darüber berichtet und TeleBastel wohl mindestens eine Live-Einschaltung gemacht. Dafür wurde die Menschheit dieser Tage medial mit der weltbewegenden Neuigkeit zugemüllt, dass in England ein Baby auf die Welt kam. Ach ja, in Zentralchina soll gleichentags noch ein Sack Reis umgefallen sein.

Meinrad Stöcklin ist Präsident der Vereinigung
Basellandschaftlicher Sportjournalisten und wohnt in Frenkendorf.

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