Ein Hoch auf die musische Bildung!

  16.05.2019 Region

Regina Werthmüller, Landrätin, parteilos

Hatten Sie auch schon das Glück, Ihre Kinder, Grosskinder, Götti- respektive Gotti-Kinder oder Nichten und Neffen im Rahmen musikalischer Schulproduktionen auf der Bühne zu bewundern? Es ist für mich jedes Mal beeindruckend, was Schulklassen an Aufführungen, die zu begeistern vermögen und uns in freudvoller Erinnerung bleiben, hervorbringen: vom Frühlingskonzert über den Chorauftritt bis hin zum Musical.

Musische Bildung ist mehr als einfach singen, malen oder werken. Musische Bildung übernimmt eine Schlüsselfunktion bei der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen. In musischen Prozessen erleben sich Schülerinnen und Schüler als gestaltend, entdecken im Tun eigene Stärken und Fähigkeiten, können Neues ausprobieren und somit ihr Selbstvertrauen stärken. Das gemeinsame Musizieren zum Beispiel ermöglicht gemeinschaftliche Erlebnisse und das Bewältigen anspruchsvoller Herausforderungen. Wer einmal ein Kind miterlebt hat, das im Rahmen eines Musikprojekts seine Schüchternheit ablegt und zu einem strahlenden Interpreten wird, vergisst das nie mehr.

Musische Bildung eignet sich darüber hinaus als wunderbares Übungsfeld für spielerisches Denken. Sie schafft die Möglichkeit, Spontaneität, Fantasie und Flexibilität bei Schülerinnen und Schülern zu wecken. Das sind Fähigkeiten und Eigenschaften, die angesichts der sich vollziehenden Digitalisierung an Bedeutung gewinnen.

Musik zum Beispiel regt das körpereigene Belohnungssystem an: Dopamin, der Botenstoff dieses Systems, bewirkt unter anderem ein wohliges Gefühl und steigert die Konzentrationsfähigkeit. Experimente zeigen, dass Musiker über gesteigerte verbale Gedächtnisleistungen verfügen, weil sie Musik in Hirnbereichen verarbeiten, die der Sprachverarbeitung dienen. Musik und Sprache sind ähnlichen Regelsystemen unterworfen, darum vermag Musiktherapie bei Sprachstörungen zu helfen.

Weshalb dieses ausführliche Loblied auf die musische Bildung? Die Initiative «Stopp dem Abbau an den öffentlichen Schulen», über die wir am 19. Mai abstimmen, will einen Mindestumfang der musischen Bildung, das heisst Fächer wie Werken, Bildnerisches Gestalten und Musik in Zukunft besser vor einem Abbau schützen. Als unterrichtende Musik- und Bewegungspäd- agogin halte ich dieses Ziel für richtig und wichtig.

Gerade im digitalen Zeitalter übernehmen gestalterische, handwerkliche und bildnerische Fächer eine wichtige Funktion. Sie führen Schüler und Schülerinnen hin zur Feinmotorik, die durch die Tätigkeit ausgebildet wird und die Kinder beim Schreibenlernen unterstützt. Das Schreiben hält das Gelernte motorisch fest, macht es sichtbar und wird so im Hirn abgespeichert. Informationen sind später besser abrufbar.

Digitale Bildung hat ihre Berechtigung. Sie soll an den Schulen als Ergänzung zu den musischen Fächern unterrichtet werden, diese aber nicht verdrängen.

Darum sage ich am 19. Mai zwei Mal Ja zu den Bildungsinitiativen.

In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.


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